GZ_Thurn_2020_08

Seite 43 A LLGEMEIN ist, dass er keinerlei finanzielle Un- terstützung von zu Hause erhielt und sich in seiner Studienzeit in Innsbruck selbst versorgen musste. Seine Lehrerkarriere begann Hans in der Volksschule St. Veit und da er immer noch nicht genug gelernt hatte, machte er noch nebenher (1973 und 1974) die Hauptschullehrbefähigung. Seine Fächer waren Deutsch, Geo- grafie u. Wirtschaftskunde und Ge- schichte u. Sozialkunde. In Zeiten, in denen Fernstudien per PC noch eine Zukunftsvision waren, musste er nach Unterrichtsschluss, also mittags, mit dem Auto nach Innsbruck und spät abends zurückfahren, um am näch- sten Tag in St. Veit wieder unterrichten zu können. Von 1974 bis 1985 lehrte Hans an der Matreier Hauptschule und ging dann aufgrund seiner Schwerhö- rigkeit in Frühpension. Hans sah seine spätere Frau Elisabeth, geb. Kurzthaler, bereits auf der Lehrer- bildungsanstalt in Innsbruck, aber rich- tig kennengelernt haben sie sich, als sie nach Hopfgarten versetzt wurde und dort als Volksschullehrerin arbei- tete. Im Mai 1971 wurde geheiratet. In ein- bis eineinhalbjährigem Abstand kamen die ersten drei Kinder Bar- bara, Christian und Andreas zur Welt. „Nachzügler“ Benedikt vervollständigte erst 1989 die Familie. 1992 erfolgte schließlich der Umzug von Hopfgarten in Defereggen nach Thurn. Hans vermisste seineHeimat und seine Lieben sehr, besonders seine Mutter. Bis zu deren Tod fuhr er mehrmals in der Woche ins Defereggen. Sein Herz hing eben an Hopfgarten, dem Zwe- newald und den bestimmt sehr glück- lichen Erinnerungen, die er mit diesen Orten und seinen Bewohnern verband. Diese Liebe übertrug er auf seine Nachkommenschaft, denn mindestens einmal im Sommer trifft man sie bei ei- ner Wanderung im Zwenewald oder im Anschluss auf der Bloshütte. In Thurn fand Hans durch die herz- liche Aufnahme der dort ansässigen „Kurzthalerfamilie“ fast so etwas wie eine zweite Heimat. In den letzten Jahren, in denen er schon von seiner Krankheit gezeichnet war, waren die „Thurner“ eine große Stütze. „Lieber Hans, lieber Papa, wir sind tieftraurig über deinen Verlust, bewundernd, wie tapfer du diese schwere Krankheit ertragen hast, dankbar, dass du nun endlich dieser furchtbaren Krankheit entrinnen konntest, hoffnungsvoll, dass du es nun gut hast ...“ Familie Blaßnig Ilse Nemmert wurde am 28. April 1953 in Wien als Tochter von Elfriede und Oswald Max geboren, zwei selbststän- digen Drogisten. Sie wuchs als Ein- zelkind in der Wohnung im 3. Wiener Gemeindebezirk auf. Nach der Volksschule maturierte sie 1971 am Radetzky-Gymnasium in Wien. Anschließend arbeitete sie im elterlichen Betrieb, legte die Prüfung zur Drogistin ab und beendete den Abiturientenlehrgang an der Handels- akademie. 1974 begann sie das Kurz- studium zur medizinisch-technischen Assistentin und war nach Abschluss dieser Ausbildung in diesem Beruf im Herz Jesu-Krankenhaus in Wien bis Mitte 1980 tätig. 1977 heiratete sie Norbert Nemmert, sie schenkte am 10. Juli 1980 Sohn Johannes und am 1. Juni 1982 Sohn Andreas das Leben und ließ sich nach einigen berufsbedingten Aufenthalten ihres Ehemannes in der Steiermark und im Zillertal 1985 mit ihrer Familie in Thurn nieder. Sie ermöglichte uns Kindern eine wun- derschöne Kindheit in einem vertrauten Zuhause mit Katze Moritz, Hasen und Hühnern als Haustiere. Sogar für die Hündin Tina konnte sie sich begeis- tern. Das Selbermachen von Marme- lade und Saft bereitete ihr Vergnügen. Auch das „Zuabisitzen“ beim Mittages- sen, die Gespräche über die Schule, auch nach dem Nachmittagsunterricht, waren für sie sehr wichtige Dinge und sind jetzt für uns Brüder eine schöne Erinnerung an eine exklusive Zeit mit Ilse. Ab 1997 arbeitete sie im Ziviltechniker- Büro ihres Ehemannes. Im Dorf engagierte sie sich als be- geisterte Organistin und Chorleiterin, zuerst in einem Frauenchor und dann in dem gemischten Chor „Dorfvocal“. Auch in der katholischen Frauenbewe- gung war sie ein wichtiger Motor und eine Impulsgeberin. Sie versuchte so das Bild der Frau in der Kirche und in der Gesellschaft mitzugestalten. Als ehrenamtliche Mitarbeiterin arbeitete sie auch im Weltladen in Lienz. Im Jahr 2005 ist sie wieder zurück nach Wien gezogen, hat dort in ihrem ursprünglichen Beruf als medizinisch- technische Assistentin gearbeitet und lernte 2009 ihren neuen Lebensge- fährten Lingangi kennen. Gemeinsam mit dessen Tochter Pitchouna hat sie ihre eigene Mutter Elfriede in deren letzten drei Lebensjahren am Brun- ner Berg gepflegt, wo diese dann im Jahr 2018 im 98. Lebensjahr verstarb. In dieser Zeit erinnerte Ilse sich auch wieder an ihre Musikalität und begann erneut, Klavier und Flöte zu spielen. Nach dem Tod ihrer Mutter fand Ilse wieder Zeit, um einer ihrer größten Leidenschaften nachzugehen, dem Schreiben. So besuchte und veranstal- tete sie in den letzten Jahren unzäh- lige Seminare darüber, worüber man was wie eventuell und vielleicht schrei- ben könnte, wollte oder musste. Als sie dann ihre Schreibstimme und ihre Themen gefunden hatte, entpuppte sie sich als eine neugierige und produktive Autorin. Das letzte große Schreibpro- jekt, eine Sammlung ihrer eigenen Ge- dichte, wird in den nächsten Monaten posthum veröffentlicht. Die Suche nach dem Neuen, Unbe- kannten und Spannenden hat Ilse ihr Leben lang begleitet. Die dadurch ent- standenen Lebensabschnitte hat sie immer wieder neu mit den unterschied- lichsten Menschen geteilt. Im September 2019 hat Ilse den fünf- semestrigen Lehrgang „Logotherapie nach Viktor Frankl“ begonnen, der sich genau mit der für sie so wichtigen Frage „War das schon alles im Le- ben?“ auseinandersetzt und ihr auch Antworten gegeben hat. Ilse Nemmert † 20.06.2020

RkJQdWJsaXNoZXIy MTUxMzQ3