GZ_Thurn_2020_08

Seite 21 A LLGEMEIN Richtungspfeile zu Orten großer menschlicher Tragödien Gerade diese 2. Station ist zu einem besonderen Platz geworden. Vor 20 Jahren trafen sich bei dieser Station Veteranen der Soldatenkamerad- schaft, Besucher aus den USA, die mit dem Bomberabsturz vom 9. Juni 1944 in Beziehung standen, sowie Zeitzeu- gen und weitere Friedensfreunde, um ein kleines Friedensdenkmal zu ent- hüllen. Gegenseitige Achtung und An- erkennung aller Besucher der Zeremo- nie standen im Vordergrund. Herr Werner Tegischer aus Lienz ent- schloss sich heuer im Juni, in Eigen- initiative die Gedenkstätte ein wenig aufzufrischen. 20 Jahre nach dem Friedenstreffen im Jahre 2000 hat sich nämlich die Natur rund um das Denk- mal intensiv ausgebreitet, sodass die imposante Metallkonstruktion inklu- sive Datentafel des Schlossermeis- ters Rudolf Duregger nicht mehr voll zur Geltung kommen konnte. Ist bzw. war doch diese Gedenkstätte öfters Ziel amerikanischer Besucher und ein historisches Gesprächsthema für Vor- beiwandernde. Dankend sei erwähnt, dass für die auf der Gedenktafel er- wähnten amerikanischen Flieger Vin- cent Marimpietri und Jerome Resler immer Kerzen von Unbekannt aufge- stellt wurden. Rückblick in die nahe Vergangenheit Erinnerungsfeier auf der Tratte Am 20. Juni 2020 fand nun bei der Sta- tion Nr. 2 wieder eine Erinnerungsfeier statt. Alle geladenen Gäste konnten sich an der frisch gepflegten Gedenk- stätte erfreuen. Der Wegweiser zu den Gräueltaten der Menschheit war erneu- ert, der Schutzzaun vor weidendem Vieh war ausgebessert und unmäßig wucherndes Krautwerk im Denkmal- bereich war entfernt worden. Weil Der bekannte Friedensweg mit seinen 10 Stationen von der Thurner Erasmuskapelle hinauf bis zum Helenenkirchl wird von vielen Leuten gerne begangen. Sie erleben dabei in ihren Gedanken oft ein wenig innere Einkehr. die Station 2 auf Oberlienzer Grund (Tratte) steht, wurde Herr Tegischer vom Oberlienzer Bürgermeister Martin Huber und seinem Team intensiv un- terstützt. In einem kurzen Eingangsstatement betonte Herr Tegischer vor den Anwe- senden, dass es Zeit war, an das Frie- denstreffen von 2000 zu erinnern, an das ersehnte Kriegsende vor 75 Jah- ren und dass es ein großes Geschenk ist, sich jetzt und heute bewusst diesen Themen widmen zu dürfen. Denn die Vergangenheit ist schon unveränder- bare Geschichte, die Zukunft hingegen ein unbestimmtes Geheimnis. Roland Domanig, im Jahr 2000 bei der Friedensfeier vor Ort schon dabei, erläuterte, dass dieses Mal großes Pathos nicht angebracht sei, sondern Freude am Leben und Reflexion über das Leben. So erklangen auch nur frohe Melodien aus dem Bassflügel- horn des Musikanten Hannes Mayr. Später, beim geselligen Zusammen- sein im Gemeindesaal Oberlienz, gab es genaue Informationen zur Feier im Jahr 2000 und zu den Ereignissen des amerikanischen Bomberabsturzes am 9. Juni 1944. Bombenopfer in Lienz Stilles Gedenken 2020 1945 waren nach Dr. Martin Kofler im Zuge der Bombardierungen von Lienz 18 Todesopfer zu beklagen. Zusätzlich starben aus Osttirol Frau Margarete Daten zum 9. Juni 1944 B 24 Liberator Bomber 10 Mann Besatzung Ziel war München, über Bergamo angeschossen - Vincent Marimpie- tris Fallschirm öffnet sich nicht Im Jahr 2000 kommen Söhne und Frau des Co-Piloten Strong, der Bruder und Schwestern von Vincent Marimpietri Schütze Marvin Guthrie mit Frau Vom Absturz in Winnebach am 22. November 1944 kamen im Jahr 2000 der Pilot Virgil Hall mit Frau. Hall war im Lazarett Lienz gesund gepflegt worden. Jerome Resler starb im Lazarett Lienz mit dem letzten Wunsch, sei- nen Vater sehen zu wollen. Foto: Michael Wilhelmer Knecevic in Innsbruck und Sr. Anna Fuchs in Hall an den Folgen von Bom- benabwürfen. In spezieller Form ge- dachten Tegischer und Domanig dies- mal auch der Bombenopfer unserer Heimat, indem für sie eine Gedenkta- fel an der aufgefrischten Erinnerungs- stätte enthüllt wurde. Letztlich wurde die kleine Feier am 20. Juni 2020 auf der Oberlienzer Tratte/ Prappernitze von einer großen huma- nistischen Haltung getragen und folg- lich ALLEN Opfern der unheilvollen Kriege gewidmet. Ein Blumengruß aus Edelweiß und Enzian vor dem Denk- mal weist somit in die Richtung einer würdevollen Erinnerungskultur. Und anonym aufgestellte Kerzen werden als Friedenslicht dann noch viel heller erstrahlen. Von der amerikanischen Bomberbe- satzung lebt niemand mehr. Roland Domanig

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