GZ_Doelsach_2020_08

August 2020 Dölsacher Dorfzeitung Seite 13 Die Schule Der Anfang Unter den Zinsleuten der Görzer finden wir im Urbar von 1299 auch einen „ magister Diepoldus “ . Dieser Diepold war aber keineswegs ein Apothe- ker, sondern „ magister “ heißt zunächst einfach „ Meister “ . Was für einMeister war er? Ein Rott- oder Dorfmeister, der die Arbeiten der Dorf- gemeinschaften zu organisieren hatte oder war er ein Schulmeister? Jeder genauere Hinweis fehlt, aber letztere Bedeutung scheint die wahrschein- lichste zu sein, wenn es auch fast unglaublich klingt, dass eine Landgemeinde schon so früh einen Leh- rer hatte. Die Wahrscheinlichkeit erstarkt jedoch, wenn wir bis zum Jahre 1385 weiterblättern. Da- mals mußten alle wehrfähigen Schützen antreten und ihre Ausrüstung ( war auf eigene Kosten zu be- schaffen ) mustern lassen. Diese älteste Standes- liste ( Codex 63 im Tir. Landesarchiv ) ist uns er- halten geblieben. Darin finden wir unter denen von „ Tölschach “ auch einen „ schulerner “ , und das ist niemand anderer als der Schullehrer. Seine Aus- rüstung war: Joppe, Spieß, Schild und Hand- schuhe. Das ergibt also die schmeichelhafte Fest- stellung, dass der älteste Dölsacher Lehrer wahr- scheinlich Diepold ( um 1300 ) , mit Sicherheit aber der „ schulerner “ von 1385 ist. Was leistete die damalige Schule? Recht wenig. Zunächst ist festzustellen, dass es ja gar kein Schulhaus mit Schulklassen in unserem Sinne gab. Es war alles Privatsache. Lobenswert zu ver- merken ist jedoch, dass die Bauern damals Wert darauf legten, dass die Kinder etwas lernten, sonst wäre auch niemand Lehrer gewesen. Wer war der Lehrer? Ein „ gescheiter “ Mann, der lesen, schrei- ben und rechnen konnte; wahrscheinlich der Kir- chenmesner oder ein Handwerker. Der Unterricht selbst fand in einer Stube statt und nur im Winter, wenn man die Kinder nicht zur Arbeit brauchte. Statt nichts tun sollten sie also etwas lernen. Aus den späteren amtlichen Anfängen können wir einige Schlüsse darauf ziehen, wie es im 14. Jahrhundert in einer solchen „ Schule “ zu- ging. Wichtig war der Religionsunterricht – – offenbar auch durch den Lehrer, denn später be- kamen die Pfarrer Auftrag, den Religionsunter- richt selbst zu halten. Bücher und Hefte gab es nicht, ein Stück Papier oder ein Täfelchen musste genügen. Und die Stube war vollge- drängt mit Kindern. Der Lehrer malte ( mit eige- ner ungelenker Hand ) dem Peterle ein e, o, s, i oder t hin und es, ist, so usw. dann kam das Sep- pele dran, dann der Karl, dann das Moidele usw. Es ging also recht langsam, denn es war alles individuelle Behandlung. Daher konnte es aber Wochen dauern bis Peterle seine nächsten Buchstaben undWörter bekam. Das gleiche mit Rechnen. Auf Lesen wurde großer Wert gelegt; Schreiben war schon recht schwierig. Und bei diesem Tempo konnte es wohl ein paar Jahre dauern, bis die einfachsten Grundlagen beige- bracht waren. Und mehr brauchte man ja nicht. Der Lehrer bekam pro Kind und Woche eine kleine Vergütung und pro Nase ein Scheit Holz. „ Bessere “ Leute – –auf dem Dorfe gab es kaum solche – schickten ihre Kinder in eine Stadt- schule oder gar in die „ Lateinische Schule “ , wie es auch in Lienz eine solche gab. Diese klugen Köpfe konnten vielleicht Gerichtsschreiber oder ähnliche und sogar noch höhere Posten erlan- gen. – Den Dölsachern paßte ihre „ Schule “ recht gut, denn der Besuch war völlig frei und nicht teuer, die Kinder waren beschäftigt und wenn man sie zu Hause brauchte oder glaubte, dass sie schon gescheit genug waren, behielt man sie zu Hause. Es war alles so schön frei und planlos und war völlig vom bescheidenen Kön- nen und der zufälligen Eignung des Lehrers ab- hängig. Schreiben und Rechnen wurden mehr und mehr vernachlässigt, weil zu mühsam. Zur Zeit der Reformation konnte man von einem Unterricht überhaupt kaum mehr reden. Ein Blick in die Vergangenheit

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