GZ_Virgen_2020_07

32 Dorfleben – Menschen Virger Zeitung Sammlung für die Kranken an 5 Land- gerichte erließ, nämlich Lienz, Sillian, Welsberg, Mühlbach und Brixen. Über- all, sogar in Innsbruck, wurde für die Kranken gesammelt und auch reichlich an Geld und Wäsche gespendet. … Indes- sen kam nur der wenigste Theil dessen den Kranken in Virgen zu. Ein Bauer zu Obermauern hatte den Epidemie-Ober- arzt Doktor Engstler durch grobe Reden beleidigt, und seit dieser Zeit wehte für Virgen von Seite dieses Arztes kein guter Wind mehr. Ganz Virgen ließ er es schwer entgelten, und mußte so ganz un- schuldig dafür büßen, indem selbiger die eingegangenen Sammlungen zwischen Matrey und Defreggen vertheilte, Virgen aber nichts mehr zukommen ließ. …“ „Öffentliche Warnung An die Bewohner des Thales von Virgen Nach Anzeige des Herrn Distrikts-Arz- tes hat sich die in Virgen herrschende Krankheit verschlimmert. Hieran sind unter andern folgende wesentliche Feh- ler die Ursache: a. Die Kranken, welche genesen, und jene, welche die Krankenpflege besorgt haben, besuchen vor der Zeit, das ist zu frühe, die Kirche und öffentliche Ver- sammlungen … b. Die vorgeschriebene Reinigung der Zimmerluft, dann der Leib- und Bett- wäsche der Kranken wird vernachlässi- get. c. Die von dem Arzte nach einem er- folgten Todfalle angeordnete Sperre ist unterblieben, und haben d. die Erben noch vor der Begräbniß des Leichnams die vorhandene, selbst auch die beschmutzte Leibwäsche und Bettgeräthschaften nicht nur unter sich vertheilt, sondern … sogar mit sich in ihre entfernteren Häuser geschleppt … e. Die Kranken werden dem dafür ab- geordneten Arzte verheimlicht, und es werden f. anstatt desselben sogar Kurpfuscher beygezogen. Bewohner von Virgen! … Sollte ungeach- tet dieser Warnung noch eine Unfolg- samkeit entdekt werden, so muß man Euch ankünden, daß das Landgericht gezwungen ist, wider die Frevler gegen ihre eigene und gegen die Gesundheit ihrer Mitmenschen, wider die Verachter der göttlichen, und menschlichen so wohlgemeinten Anordnungen eine exem- plarische Bestrafung eintretten zu lassen. K.K. Landght. W. Mattrey den 10. Nov. 1834” „Am 7ten März 1835 bestättigte ich dem Doktor Handl seine Medicamen- ten Rechnung der von ihm behandelten epidemisch Kranken im Gesamtbetrag per W.W. [Wiener Währung] 851 f 2 ½ X. Sein Diätenbetrag a 1 f 36 X W.W. ob 114 Tägen macht 149 f 4 X. Gesammtbetrag von der Regierung zu zahlen 1 000 f 6 ½ X W.W.“ virgen hatte damals ca. 1.750 einwohner; auf diese Zahl bezogen waren nicht ganz 18 % erkrankt, die sterblich- keitsrate betrug 2,6 %.

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