GZ_Virgen_2020_07

31 Dorfleben – Menschen Virger Zeitung Ein paar Zeilen aus dieser langen Liste: „Habe ich an arme Dorffamilien … an Korn geben Waitzen 7 Vierling a 1 f 12 X. Den kranken Familien zur Labung beygeschaffen Oel zu Nachtlichter 3 Pfund a 40 X 2 Pfund Kaffee a 1 f 10 X 3 Pfund Zuker a 42 X 6 Maaß Wein a 28 X Den Krankenwärtern 1 Maaß Brand- wein …“ usw. Insgesamt sind Kosten von 156 Gul- den und 53 Kreuzern ausgewiesen, wovon allerdings 144 f 21 X durch die „milden Beyträge“ gedeckt wur- den. Letztlich liegt noch eine Kostenab- rechnung des „Wundarztes“ Dr. Handl vom 28. Juli 1824 vor: Die Reise- und Visitengebühren für ihn und Distriktsarzt Dr. Erharter beliefen sich auf 63 Gulden, für Medikamente wurden 87 f 46 X ausgegeben. Am Anfang dieser Liste ist lapidar vermerkt: „Haupttabelle der Kran- ken, worunter 7 Männer, 23 Wei- ber, 10 Kinder – zusammen 40 Per- sonen, von denen 8 gestorben.“ typhus-epidemie, 1834 „Im Jahre 1834 von August bis Ende Jänner 1835 war hier die große Epide- mie … Das nämliche Nervenfieber herrschte schon 1832 zu Mitteldorf, zwar nicht zur Epidemie erklärt, aber wo nur wenige Häuser verschont blie- ben und dort bey 64 von dieser Krank- heit ergriffen wurden.“ Einzelheiten hat Pfarrer Hofmann in einem Gedächtnisprotokoll über- liefert: „Ueber die große Epidemie in Virgen in Jahre 1834. Notanda in perpetuam rei memoriam“ [Geschrieben aus der bleibenden Erinnerung] „Anfangs August zeigte sich beym hiesi- gen Keßler Haus an einem Mädl das Nervenfieber, welches sodann in noch ein paar Häusern um sich griff. Mitte September machte ich hierüber Anzeige beym lobl. Landgericht. Anfangs Okto- ber wurde von Seite des k.k. Distriktphi- sikats zu Sillian die Krankheit als Epi- demie erklärt. … Bis Hälfte November war die Krankheit bloß im Dorfe Vir- gen, wo wenige Häuser verschont blie- ben. Mitte November brach diese Krank- heit, mit Scharlachfieber komplizirt, auf einmal auch zu Ober- und Niedermau- ern aus, sodaß in mehrern Häusern 5 und 6 Personen sich zugleich legten. … An einem Tag mußten oft 13 bis 18 Ver- sehgänge gemacht werden. … Die 2te Hälfte des Jänners fieng sich die Krank- heit zu legen an, und am 25ten Jänner 1835 zog Dr. Handl von hier wieder nach W. Matrey zurück, nachdem er ehevor mit dem Gerichts-Amtsdiener die Räucherung der Häuser und Verbren- nung der alten epidemischen Wäsche vorgenohmen, und die Epidemie als be- endiget ämtlich erklärt hatte. … Im Oktober zeigte sich die nämliche Krankheit auch als stark epidemisch zu St. Veit und St. Jakob in Defreggen, … im Dezember griff selbe auch zu W. Mattrey, besonders zu Zötlach, um sich, wo sich selbe erst Ende April 1835 legte. Vermög Amtsbericht von 16ten April 1835 wurden in ganz Isel- thal 785 Kranke von diesem Nerven- fieber befallen, wovon 80 gestorben.“ Distriktsarzt Dr. Joseph Engstler mel- dete die in den Dörfern herr- schende, verzweifelte Lage an das Kreisamt, worauf der Herr „… Guber- nialrath und Kreishauptmann Kern einen Aufruf zur Nächstenliebe und typhus (buchillustration von otto e. lau)

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