GZ_Gaimberg_2020_07

48 48 Die Sonnseiten Nummer 60 - August 2018 Nachrufe i i Nummer 66 - J li 2020 „Man hot oanfoch a Freide...“ war die ehrliche Antwort - und wohl auch Botschaft an die Nachwelt - der „Schuster- le Moidl“ auf die Frage, für wen und wozu sie sich den „Tschoch“ antut, mit der viel- fältigen Arbeit in Haus, Feld und Stall. Und man nahm ihr die „Freide“ auch ab, die sie ausstrahlte, wenn wieder ein gesunder Wurf an „Facklen“ zu verzeichnen, ein Kälbchen geboren war oder das Heu und Grummet schön einge- bracht werden konnte. Dank- bar die erste warme Gartener- de im Frühling fühlend, den blühenden Birnbaum vor dem Haus, das reife „Oubis“ im Herbst bewundernd und vor allem dem Herrgott dankend für das „g‘sunde Aufsteahn in da Früah und die g’sunde Müadigkeit af’d Nocht“ lebte sie als Bäuerin die Jahre im vollen Einklang mit der Na- tur. Sie beobachtete diese sehr genau und erwarb sich daraus so manche Erkenntnis, die nicht jedem beschieden ist. Ein phänomenales Gedächt- nis war ihr gegeben, sodass sie zeitlebens eine gesuchte „Ansprechpartnerin und Aus- kunftsperson“ in Bezug auf Verwandtschaftsverhältnis- se, besonderer Ereignisse im dörflichen Umfeld oder mar- kanter politischer Einschnitte war. Und es ist durchaus „des Merkens würdig“, dass sich zum Ende ihres Lebens in der Corona-Pandemie wohl der markanteste Einschnitt zeigte, der vieles veränder- te und abverlangte. „A orme Leit - Begräbnis hob’n ma a nit vadient“ sorgte sich der Seppl, ihr Ehemann, ange- sichts der strengen Corona- Auflagen der vergangenen Monate. Doch es wurde das Pfingstfest, an dem Moidl der Himmel gezeigt wurde. Die Verwandten, die Un- tergaimberger Nachbarn, treue Weggefährten durch all die Jahrzehnte, nahmen im Gaimberger Friedhof Abschied in diesen stillen frühsommerlichen Junitagen. Die Verstorbene liebte diese Zeit ja besonders -„des passt mia“ - war dazu eine oft ge- hörte Redewendung. Dekan Dr. Franz Troyer ze- lebrierte den Sterbegottes- dienst, feierlich umrahmt von den „Gaimberger Wei- senbläsern“ und dem Duo Franz Wurnitsch aus Virgen. Urgroßnichten und Neffe, als MinistrantInnen und die vier Söhne der Hofüberneh- merfamilie Mariner den Sarg begleitend, ergaben ein Bild, das sich die Moidl wohl nicht erträumt und über so viel Jugend nur freudig gestaunt hätte. PA Mag. Georg Webhofer dankte im Namen der An- gehörigen für alle Mithilfe, tatkräftige Unterstützung, Gebet und liebevolle Anteil- nahme. Die Einladung in den „Mesner Brennstadel“ nah- men die Trauergäste gerne an, ergeben sich dabei doch öfters unerwartete Begegnun- gen und Gespräche, allerhand „G’schichtln“ kommen im sanften Erinnern an längst vergangene Zeiten zutage. Patenkind Maria Rupitsch aus Heiligenblut, die Tochter von Moidls Schwester Mar- tha, gewährte einen Einblick in des Leben ihrer „Gote“: „ Unsere liebe Verstorbene Maria Baur, bekannt und ge- schätzt unter dem Hofnamen „Schusterle Moidl“ wurde am 14. August 1932 als siebtes von neun Kindern den Bau- ersleuten Helene und Johann Walder vlg. Peheim in Gaim- berg geboren. Dort besuchte sie auch acht Jahre die Volks- schule und war eine eifrige und wissbegierige Schülerin. Weil ihre Mutter im Jahre 1959 überraschend verstarb, unterstützte sie ihren Vater und die Geschwister tatkräf- tig in Haus und Hof. Sie eig- nete sich allerlei Können wie z. B. das Nähen an, half vor allem in bäuerlichen Küchen aus, ihre Hilfsbereitschaft war geschätzt und gesucht! Mit 31 Jahren heiratete sie am 30. November 1963 den Grabenschusterbauern Josef Baur, heute unter dem Hof- namen „Schusterle“ geläufig. Leider blieb die Ehe kinder- los, umso mehr erfreute sie sich als Tante an Nichten und Neffen, besonders an ihren fünf Patenkindern. Zu ihrer Familie gehörte von Anfang an Sepp’s Schwester Moidile. Diese arbeitete zeitlebens als Küchengehilfin im Stift Wil- ten, kam aber in ihrer Frei- zeit immer gern nach Hause. „Gote und Geit“ waren recht dankbar über diese Hilfe und genossen besonders ihre gute Küche. Gotes Herz schlug immer für die Natur und sie eigne- te sich allerlei Wissen um Haus- und Gartenkräuter an, das sie gerne und gekonnt an andere weitergab. Besonders interessierte sie die Medizin nach Hildegard von Bingen, darin war Gote wirklich be- wandert. Dankbar genoss sie das Werden und Vergehen des Bauernjahres in all seinen Facetten, liebte die Feste des Die „Peheimkinder“ Anda, Moidl (Mitte) und Loise auf der Harpfe im Kriegsjahr 1944.

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