GZ_Gaimberg_2020_07

37 Die Sonnseiten Nummer 60 - August 2018 3 Chronik Nu mer 66 - Juli 20 ziehender) Tuchhändler‘ an und verbreitete sich in weiten Teilen des deutschen Sprach- raums. So kommt es, dass der Familienname Meixner heute in unterschiedlichen Gegen- den Österreichs vorkommt. Verklungene Namen Placzaler wiederum hat mit dem Asslinger Ansitz Pla- zoll zu tun, ein romanischer Name, der letzlich auf die alpenromanische Entspre- chung der italienischen pi- azza zurückgeht (auch unser Wort Platz gehört wortge- schichtlich hierher). Mögli- cherweise stammte der Na- mensträger von dort oder von einer anderen der zahlreichen Örtlichkeiten, die diesen Na- men tragen. Oder aber es gab in Gaimberg auch eine Flur dieses Namens. Jedenfalls erwähnt unsere Handschrift 1410 auch für Lienz einen Kaspar Placzaller . Eine of- fenbar wichtige Rolle in un- serer Gegend spielte ein Risar bzw. Rÿser , der direkt bzw. in- direkt gleich viermal genannt wird. Sein Name könnte eine Entsprechung des Haus- und Familiennamens Rieser sein, den man wiederholt antrifft, und der meist zum weibli- chen Hauptwort Riese gestellt wird, das in unserer Mundart eine ,(natürliche oder künstli- che) Rinne im Gelände, über die man früher Holzstämme zu Tal geiten ließ‘, benennt. Der Beiname des oben er- wähnten Amelreich ist an der Camppenn und geht auf ein Lehnwort aus dem Ro- manischen zurück, das in Tirol weit verbreitet ist und eine (relativ) ,ebene Fläche‘ bezeichnet. Auch der Fami- lienname Gamper leitet sich davon ab. Es ist verwandt mit dem italienischen campo ,Feld‘, der Name entspricht also in gewisser Weise unse- rem Ebner . Wo diese ebene Fläche gelegen haben mag, können wir freilich heute nicht mehr sagen. Übrig bleiben einige Na- men, die nur kaum oder gar nicht zu deuten sind. Hat etwa Pöndl mit dem Böden- ler -Hof in Obernussdorf zu tun? Steckt in Dÿe Treilÿ am ekch ein weiblicher Rufna- me? Und liegt dem Beleg in des Grimmancz haws ein Beiname Grimm (für einen zornigen Menschen) zugrun- de, der wiederholt auch als Familienname auftritt? Und woher kommen wohl die Namen Zwindlär , Chöwin- ger , Chörwlein , chärbler ? Paranik enthält offenbar die charakteristische slawische Hofnamenendung -nig , doch ist der Name nachträglich ausgebessert worden, was ihn schwer lesbar macht. Ein weiterer Name ist leider völ- lig unleserlich. Ein Fenster in die Vergan- genheit Auch wenn vieles an dem hier kurz vorgestellten histo- rischen Dokument unklar und rätselhaft bleibt, bietet es an- dererseits doch auch ein paar interessante Einblicke in die Lebenswelt des späten Mit- telalters. Vor unseren Augen entfaltet sich ein Beziehungs- geflecht, gewoben aus Ver- wandtschaft, Nachbarschaft, Besitzverhältnissen bzw. dem Feudalsystem mit seinen Ab- hängigkeiten. Beispiele für alle diese unterschiedlichen Aspekte finden wir selbst in den kleinen, unser Gemein- degebiet betreffenden Ab- schnitten der Handschrift: Da wird dez Chörwleinz prúder erwähnt und in der nächs- ten Zeile wieder auf dessen Bruder verwiesen: Nikel sein pruder . Im nachfolgen- den Eintrag wurde zu einem Perchtold nachträglich ein Lienhart ergänzt, dieser dann durchgestrichen und ergänzt: Linhart aiden , das ist nichts anderes als Eidam , ein altes Wort für den Schwiegersohn, das in unseren Mundarten noch als oadn etc. fortlebt. Nach dem Tod des Linhart hat also offenbar sein Schwie- gersohn übernommen. Und gleich beim ersten Gaimberg betreffenden Eintrag in dem Teil von 1385 wird ebenfalls ein Perchtold genannt und gleich anschließend sein sun , also sein Sohn. Auch die er- wähnten wirtschaftlichen Be- ziehungen und Abhängigkei- ten spiegeln sich wider, etwa wenn die Rede ist von einem gút etwenn der Rÿser inne gehabt hat , das heißt, von ei- nem Gut (Anwesen), das frü- her der Rÿser wohl gepachtet oder bewirtschaftet, vielleicht auch besessen hat, der nun aber selbst auf einem anderen Hof sitzt, denn ein paar Ein- träge zuvor liest man: Jäkel Rÿser auf Swarczharns gút . Dieser Swarczharn wieder- um wird ein paar Zeilen frü- her genannt. Und wenn man gleich zu Beginn des Doku- ments von 1410 liest: Kristan des purkgraffen man , so geht daraus hervor, dass dieser Kristan einem Burggrafen unterstand, der wiederum im Auftrag der Görzer Grafen bestimmte Ämter ausübte. Ob die gemusterten Gaim- berger jemals ausrücken und mit den genannten Waffen in den Krieg ziehen mussten, ist nicht bekannt. Man möchte für sie im Nachhinein hoffen, dass dies nicht der Fall war. Ihr Leben war sicherlich auch so schon schwer genug. dr. Hubert Bergmann (hubert.bergmann@oeaw.ac.at ) Bern hard Webhofer Mobil +43 676 8282 8190 bernhard.webhofer@tiroler.a t IHRE BETREUER Ing. Konrad Kreuzer Mobil +43 676 8282 8164 konrad.kreuzer@tiroler.at tiroler.at Für’n Hausrat DIE TIROLER HAUSHALT VERSICHERUNG

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