GZ_Gaimberg_2020_07

36 36 Die Sonnseiten Nummer 60 - August 2018 Chronik i i Nummer 66 - J li 2020 Oberland belegt ist. Einfacher hingegen ist die Erklärung des zweiten hier genannten Untergaimberger Namens, nämlich Sporer . Dabei handelt es sich um die Bezeichnung für eine Person, die ein Handwerk ausübte, das im Mittelalter, in der das Pferd das wichtigste Fort- bewegungsmittel darstellte, von großer Bedeutung war: Der Sporer stellte nicht nur Reitsporen her, sondern auch Steigbügel und Pferdetren- sen (letztere im Dialekt Biss genannt). Dass der Name mit -a- geschrieben wird ( sparer ), lässt sich einfach erklären: Weil a in unseren Mundarten zu einem o -arti- gen Laut „verdumpft“ wird (wofür in Mundarttexten heute oft å geschrieben wird), geben die Schreiber früherer Jahrhunderte den Selbstlaut o oft fälschlicherweise mit dem Buchstaben a wieder. Auch in unserem Text fin- den sich dafür mehrere Bei- spiele, etwa -darff für - dorf in Gräfendarff . Ein weiterer Name, der heute nicht mehr existiert, von dem wir aber wissen, dass er früher für den Grießmann-Hof in Gebrauch stand, ist Brunner . Er kommt in beiden unserer Dokumente vor, als Prunner bzw. Pruner. Schwierige Zuordnung Während wir im Fall von Prunner bzw. Pruner also wissen, welcher Hof mit diesem heute nicht mehr gebräuchlichen Namen be- zeichnet wurde, tappen wir in anderen Fällen im Dunkeln. Es ist jedoch nicht unwahr- scheinlich, dass sie sich auf heute anders benannte Hof- stellen beziehen. Anders ge- sagt: Nur weil ein Hofname in unseren Dokumenten nicht vorkommt, heißt das nicht, dass das betreffende Anwesen damals noch nicht bestand. Ob die Namen schuster und sneider mit den heutigen Hö- fen Schuster und Schneider in Beziehung stehen, kann nicht sicher gesagt werden, da es sich einfach auch um bloße Beinamen nach dem häufig ausgeübten Beruf han- deln könnte. Ähnlich verhält es sich bei Mayer , ein in den beiden Dokumenten generell sehr häufig vorkommender Ausdruck. Maier bezeichnete einen von der Obrigkeit ein- gesetzten Gutsverwalter, der dann auch selbst zum Pächter werden konnte. Dem heuti- gen Gaimberger Hofnamen Mayerl ( Moala ) liegt dieser Ausdruck zu Grunde, weil er aber derart häufig war, ist nicht sicher, ob unser Mayer sich auf den heutigen Moa- la -Hof bezieht. Bei Maurer werden wir auch nie wissen, ob es sich dabei um einen Be- rufsnamen handelt oder aber ob der Name darauf verweist, dass das betreffende Haus an einem Maurach oder einem Gemäuer , beides Tiroler Be- zeichnungen für ‚Geröll‘, lag. Auch wenn wir also einige der genannten Namen keinem aktuellen Hof mehr zuord- nen können, kennen wir ihre Herkunft bzw. Bedeutung. Der Hof an der Pranstat bzw. pranstat bezieht sich auf ein ehedem durch einen Brand zerstörtes Anwesen oder auf eine durch Brandrodung ent- standene Nutzfläche. Pawm- garter bzw. Pangart hoff wie- derum weist auf einen Obst- garten ( Baumgarten ) hin. Die Berufs- bzw. Tätigkeitsbe- schreibung schreiber wurde bereits erwähnt, der Seilrer war ein Seilmacher. Gaimberger „Spitznamen“ anno 1400 In den beiden Doku- menten finden sich auch, wie erwähnt, zahlreiche Übernamen, so etwas wie die heutigen Spitznamen, die auf bestimmte äußerliche oder Charaktermerkmale anspie- len. Manchmal war man da- bei sehr direkt, etwa im Fall von des Wuchrers gút . Ho- laus , ein in Tirol immer wie- der vorkommender Name, ist nichts anderes als ,Hol aus!‘, damit benannte man einen Raufbold. Smälczel leitet sich vom Schmalz ab, auch dieser Name ist mehrfach an- zutreffen in Tirol. Auch der zweimal genannte Swarczharn könnte zu dieser Gruppe von Namen gehören. Der erste Teil gehört unzweifelhaft zur Farbe Schwarz, doch der zweite Teil? ... Nicht ausge- schlossen kann ein Zusam- menhang mit Harn ,Urin‘ werden, denn seltsame bis derbe Übernamen kommen, wie angedeutet, in den beiden Dokumenten mehrmals vor. Wie bei unseren Spitznamen ja auch, sind die Gründe für ihre Vergabe für Außenste- hende oft nicht nachvollzieh- bar. Wir wissen deshalb nicht, warum wir etwa in unseren beiden Musterregistern so eigenartige Beinamen wie Christan Frústukch (,Früh- stück‘), Phannrawch (,Pfann- rauch‘), Örhan (,Auerhahn‘) oder Chappawn (,kastrierter Hahn‘) antreffen. Für die Stadt Lienz scheint gar ein Nachthunger auf - ein in al- ten Texten immer wieder an- zutreffendes Wort, das in ei- nem Wörterbuch aus dem 19. Jahrhundert vornehm als ,das Gelüsten nach dem Beischlafe‘ erklärt wird. Von Zuzüglern und Wan- derhändlern Chärner ist die alte Bezeich- nung für den Kärntner, man denke dabei an zwei andere aktuelle Gaimberger Hofna- men, die in Verbindung zu Gegendnamen stehen, näm- lich Kalser und Peheim (,der Böhme‘, ein übrigens auch in Kals vorkommender Hof- name). Indirekt zeigen diese Namen an, dass auch im Mit- telalter eine gewisse Mobili- tät innerhalb der Bevölkerung gegeben war. In diesem Zu- sammenhang kann auch auf den Meyxner bzw. Meÿxner eingegangen werden, der in beiden Dokumenten genannt wird. Auch dieser Name leitet sich letztlich von einer Orts- bezeichnung ab, nämlich von Meißen in Sachsen. Diese Stadt, die heute eher für ihr Porzellan berühmt ist, war im Mittelalter ein Zentrum der Textilerzeugung. Ihre Bewoh- ner hießen Meichsner bzw. Meixner , und weil von dort viele Tuchhändler stammten, nahm diese Einwohnerbe- zeichnung allmählich die zu- sätzliche Bedeutung ,(herum- Tiroler Landesarchiv, Hs 63, Blatt 16 (Vorderseite), 1410 Item die Agatherin am Seilrer 1 spies 1 joppen 1 schilt 1 schäflir 2 hantschúch (cz Lamprecht Maurer) Item Nicolae schreiber zw rossen mit seinem drabczewg

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