GZ_Gaimberg_2020_07

33 Die Sonnseiten Nummer 60 - August 2018 3 Chronik Nu mer 66 - Juli 20 und wenn man - wie es in un- serer Gegend bei Hofnamen so oft geschieht - daran eine Endung -er anhängt, ist man bei Zenzeler . Es ist also nicht auszuschließen, dass es sich bei dem Czencz aus unserem Dokument um einen frühen schriftlichen Beleg für den heute noch bestehenden Zen- zeler -Hof handelt. Auffallend ist auch, dass dieser Name zur Lokalisierung eines weiteren Hofes dient, denn nur wenige Zeilen unter dem erwähnten Czencz wird des Rÿsers haws (Haus) ob (oberhalb) dem Czenczen (3. Fall) angeführt. Damit ist ein weiteres Prob- lem angerissen: Ähnlich wie dies bereits im Zusammen- hang mit den Berufsbezeich- nungen angedeutet wurde, kann nicht sicher gesagt wer- den, ob sich die im Dokument genannten Rufnamen auf eine konkrete Person beziehen, die diesen Namen als Rufnamen trug, oder aber ob es sich um einen bereits „erstarrten“ Bei- namen handelt. Familienna- men im heutigen Sinn gab es damals noch nicht, aber aus den Beinamen, die man auch in unserem Dokument immer wieder antrifft, entwickelten sich diese dann allmählich, wurden erblich und damit fest. Ein weiterer christlicher Name, den wir in beiden Schriftstücken antreffen, ist Christian , damals Christan , Kristan bzw. Krÿstan ge- schrieben. Bei Älbel könnte es sich um eine Kurzform für Albuin handeln, einen der beiden Patrone der Diözese Brixen. Der zweite Patron, Ingenuin , begegnet an einer anderen Stelle des Schrift- stücks von 1410 als Gene- bein . Apropos Diözesan- patron: Nach dem Heiligen Rupert, dem ersten Bischof von Salzburg und Salzburger Landespatron, war der Gaim- berger Ruppel benannt. Lin- hart und Lienhart wiederum sind Varianten von Leonhart , dem als „Viehpatron“ ver- ehrten Heiligen. Und wenn schon von Patronen die Rede ist, muss natürlich erwähnt werden, dass das Dokument von 1410 auch einen Pär- tel nennt, eine Kurzform für Bartholomäus . Diese zweite Handschrift von 1410 ist üb- rigens ein Jahr älter als die erste urkundliche Erwähnung der Pfarrkirche Grafendorf, die ja bekanntlich dem Hei- ligen Bartholomäus geweiht ist. Die Kirche wird in der Schrift auch erwähnt, aller- dings nur indirekt: Der Ein- trag des pfarrers gút bezieht sich möglicherweise bereits auf einen vor Ort wirkenden Pfarrer bzw. einen der Kirche gehörenden Hof. Reste germanischer Namen- gebung: Perchtold , Amelreich & Co. Als die beiden hier bespro- chenen Schriftstücke ab- gefasst wurden, waren in unserem Raum noch zahl- reiche germanische Rufna- men gebräuchlich, die später vermehrt durch christliche Namen (meist hebräischen, griechischen oder lateini- schen Ursprungs) abgelöst wurden. Beibehalten wurden nur jene germanischen Na- men, die auch als Heiligenna- men vorkamen (wie die oben genannten Rupert oder Leon- hard ). Unter den im Muster- register genannten Gaimber- gern gibt es auch mehrere, die einen germanischen Namen tragen. Die spätere Traditi- on, dem Kind bei der Taufe einen christlichen Heiligen- namen zu geben, war damals noch nicht verbindlich. Fricz , Kuncz und Haincz sind Kurz- formen für die germanischen Namen Friedrich , Konrad und Heinrich . Perchtold (eine heute geläufigere Variante ist Bertold ) war ein in unserer Gegend ebenfalls sehr belieb- ter Name, er kommt auch im Abschnitt zu Gaimberg drei- mal vor (in den Schreibungen Perchtold und Perchtolt ), auch Dÿtmar ( Dietmar ), Dÿtreich ( Dietrich ) und Her- man gehören hierher. Der vielleicht exotischste Name aus dieser Gruppe, den ein Gaimberger damals trug, ist Amelreich , heute unbekannt, doch im mittelalterlichen Ti- rol wiederholt anzutreffen. So wird etwa um die Mitte des 15. Jahrhunderts in mehreren Schriftstücken, die sich auf Kals beziehen, ein Amelreich Röglein bzw. Rogl erwähnt. Der erste Teil dieses Namens war charakteristisch für das ostgotische Königsgeschlecht der Amaler. Auch im Nibe- lungenlied finden wir übri- Tiroler Landesarchiv, Hs 63, Blatt 14 (Rückseite), 1410 Czw Gräfendarff Item Kristan des purkgraffen man 1 joppen 1 schilt 1 spies 1 schäflir 2 hantschúch Item Kristoff chärbler selb dritter zw rossen wol gezewgt mit seim harnasch Item Larencz in des Grimmancz [?] haws 1 joppen 1 schilt 1 spies 1 schäflir 2 hantschúch Item Czencz 1 armbst 1 panczir 1 schäflir 2 hantschúch

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