GZ_Gaimberg_2020_07

31 Die Sonnseiten Nummer 60 - August 2018 3 Chronik Nu mer 66 - Juli 20 besteht sie aus Armbrüsten ( armst ) oder Spießen ( spis , spies ), Schilden ( schilt , schillt ) und Joppen ( joppen ). Bei genannten Joppen han- delte es sich vermutlich um Wämser, in die Metallteile eingenäht waren. Nur sel- ten werden weitere Ausrüs- tungsgegenstände genannt. Im Abschnitt zu Gaimberg etwa verfügen drei Männer zusätzlich über hantschuch , das sind offenbar metallene Schutzhandschuhe. Und nur ein gewisser Perchtold zog mit einem panczyr (Brust- panzer) bzw. einem eisenhút (Helm) in den Kampf. Im zweiten Dokument, jenem aus 1410, fällt auf, dass in- zwischen eine Art Aufrüstung stattgefunden hat, zumindest was die Schutzausrüstung betrifft: Nun verfügen nicht nur fast alle Kämpfer über je zwei hantschuch , sondern der Großteil ist mit Cerve- lièren ausgestattet, das sind metallenen Helme von einer bestimmten Form. Das Wort stammt aus dem Französi- schen, im damaligen Tiro- ler Dialekt wurde aus dem fremdartigen Ausdruck ein schäflir , schäfflir bzw. schä- felir . Armbrüste ( armbst , armst ) zählt man nun aller- dings weniger. In der Bewaffnung spiegeln sich wohl auch Unterschie- de zwischen ärmeren und wohlhabenderen Untertanen wieder. Eine Armbrust etwa besitzen bei weitem nicht alle, einen Brustpanzer, wie erwähnt, im ersten Doku- ment nur einer, im zweiten Dokument nur zwei Männer. In der Handschrift von 1385 rückt nur ein Gaimberger zu Pferd ( cze rossen ) ein, im Dokument von 1410 sind es drei, die allesamt durch ihre besondere Ausrüstung her- vorstechen - es handelte sich wohl um die dörfliche „Elite“: Da ist zum einen ein Kristoff chärbler , der nicht nur über ein Pferd verfügt, sondern auch wol gezewgt mit seim harnasch ist, das heißt ‚gut ausgerüstet mit seinem Har- nisch‘. Ein gewisser Swarc- zharn ist ebenfalls zu Pferd unterwegs, dazu mit seinem ganczen trabharnasch . Ein Trabharnisch war ein leich- terer Harnisch, mit dem man auch reiten konnte. Ein Ni- colae schreiber schließlich erscheint ebenfalls mit einem Pferd sowie mit seinem drabc- zewg (Trabzeug), das ist die ,Gesamtheit der Ausrüstungs- gegenstände für einen (be- waffneten) Reiter‘. Die gute Ausrüstung steht vielleicht im Zusammenhang mit dem Beinamen schreiber - ver- mutlich war besagter Nicolae tatsächlich von Beruf Schrei- ber und somit „etwas Besse- res“. Vielleicht war sogar er es, der diese Musterregister niederschrieb. Dafür, dass die Gemusterten offenbar selbst für eine ordnungsgemäße Ausrüstung zu sorgen hatten, spricht übrigens ein interes- santer Nachtrag an einer Stel- le im Dokument von 1385. Bei einem Untertan namens Czermilt aus der Dölsacher Gegend wurde nämlich er- gänzt: s ol ein pezzer (besser) joppen chauffen (kaufen) . Bemerkenswert ist, dass in dem Verzeichnis auch immer wieder Frauen angeführt wer- den. Das heißt natürlich nicht, dass diese imKriegsfall selbst einrücken mussten. Vermut- lich handelt es sich dabei um weibliche Haushaltsvorstän- de, die z. B. verwitwet wa- ren. Offenbar mussten sie bei Bedarf einen Mann inklusive Bewaffnung stellen. Auch im Abschnitt zu Gaimberg findet sich ein derartiger Fall, für Gassendorf ist nämlich die Agatherin am Seilrer (-Gut) angeführt. Beim Namen genannt - oder auch nicht ... Die aufgezählten Personen werden in der Regel nament- lich genannt. Nur im älteren Dokument bezeichnet der Schreiber Individuen immer wieder schlichtweg durch den Begriff Nachbar (im damali- gen Deutsch Nachpawr ). Das ist erstaunlich, denn eigent- lich ist ja davon auszugehen, dass sämtliche verzeichnete Personen irgendeinen Namen getragen haben und dieser Name bekannt war. Anderer- seits ist die Kennzeichnung als Nachbar nicht unbedingt exakt bzw. eindeutig. Soll- te es sich vielleicht um eine Art Platzhalter handeln? Oder um Personen, die im gleichen Haus wohnten? Im zweiten Dokument fehlen diese rätselhaften Angaben jedenfalls fast vollständig. Doch zurück zu den Namen: Manche Personen tragen nur einen Namen, viele jedoch auch zwei und einzelne sogar drei. Dabei ist nicht bei allen Namen klar, ob es sich tat- sächlich um solche handelt. In vielen Fällen haben wir es offenbar mit Hofnamen als Beinamen zu tun. In anderen wird den Personen eine Be- rufsbezeichnung beigefügt, Tiroler Landesarchiv, Hs 63, Blatt 3 (Vorderseite), ca. 1385 Hie sint cze merchen di Gamnperger Item Perchtolt (Prunner Zwindlär) panczyr eisenhút (vnd armst) Item sein sun armst joppen Item Dÿtmar jopp schilt (armst) spis (vnd hantschuch) Item der Paranik [?] armst (schilt vnd spiez) joppen Item Meyxner ([unleserlich]) armst (schilt vnd spiez) joppen Item Cholanik joppen schilt spis (Item Plewer joppen schilt vnd spiez)

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