GZ_Sillian_2020_07

27 BLICK Ein Chronik Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert änderte sich das Ortsbild von Sillian grundlegend. Bis dahin bestand das Dorf hauptsächlich aus bäuerlichen Objekten, ausgenom- men das Gerichtsgebäude (heute Apotheke), einige Gast- höfe, Gewerbe – und Handwerkerhäuser und das Areal um die Pfarrkirche mit Widum und Sandbichlerhaus (heute Rauter). Laut Dr. Karl Berger, in: SILLIAN, Geschichte und Gegen- wart, S. 407/408, waren „historische Entwicklungen und kulturelle Tendenzen, der jeweilige Zeitgeist oder gesell- schaftliche Stimmungen Wegbereiter für die bauliche Ent- wicklung am Beginn des 20. Jahrhunderts“. Sillian folgte wie viele andere Gemeinden auch diesem Trend. Repräsentative Villen im späthistoristischen Stil, die Einheimischen nannten sie „städtische Häuser“, entstan- den vor allem nördlich und südlich der Hauptstraße. Ich denke da an die „Schraffl Villa“ (siehe Einblick, Ausgabe 38, Juli 2018), die Villa „Alpenrose“ - Furtscheggerhaus, und die „Villa Pranter“ in Arnbach; sie erinnern an die Fachwerkbauten. Die „Leiter Villa“, heute Kesslerhaus, und die „Villa Dr. Ku- nater“ lassen Merkmale des Jugendstils erkennen. Meist waren die Bauherren Einzelpersonen. Die bäuerliche Bevölkerung konnte sich zunächst nur schwer an die „neu- en Häuser“ gewöhnen. Manche staunten über die beson- dere Art zu bauen, andere standen dem neuen Stil skep- tisch gegenüber: „Stane und Ziagel, und ka Holz, des passt net in insra Gegend,“ kommentierte ein Einheimischer die Bauweise. Ich möchte in diesem Beitrag auf die Geschichte der „Ku- natervilla“ und ihrer Bewohner näher eingehen. Die „Villa Dr. Kunater“ Die „Doktorvilla“, wie sie früher oft genannt wurde, kennt jeder im Ort. Sie prägt zusammen mit dem alten Gemeinde- haus und der „Leitervilla“ das Ortsbild des Marktes. Heute rollen täglich viele Fahrzeuge an ihr vorbei, in der Entste- hungszeit waren es wahrscheinlich nur wenige Fuhrwerke. Ursprünglich stand an der Stelle der heutigen Kunatervilla das „Glaserhaus“, ein altes Bauernhaus. Der Gemeinde- arzt von Sillian, Dr. Hubert Kunater, kaufte das „Glasergut“ samt einer feuchten Wiese in der Aue, „Kunater Moos“ genannt. Er fand die Lage mitten im Markt, an der Bundes- straße 100 gelegen, gegenüber des 1908/09 vollendeten Vereins- bzw. Gemeindehauses, bestens geeignet für sei- ne Pläne. Es sollte ein Wohnhaus samt Arztpraxis errichtet werden. Im Jahre 1912 erfolgte der Baubeginn nach Plänen eines Architekten aus Klagenfurt, dessen Name heute unbekannt ist. Die Nachfahren der Familie Kunater können sich nur erinnern, dass die Dachkonstruktion Mängel aufwies und immer wieder Renovierungsarbeiten notwendig wurden. Villa Dr. Kunater Jahrhundertwende - Villa mit Familiengeschichte Villa Alpenrose - Haus Furtschegger Foto: Huber Glaser Haus um ca. 1910 Archiv Sepp Straganz, Repro G. Holzer

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