GZ_Schlaiten_2020_07

Juli 2020 ‘ s Blattl Seite 41 Es gab einmal ein Zeitalter, in dem Geschichten und „Fettnäpfchen“ oft erst nach einem halben Jahr in der Bezirkszeitung veröffentlicht wurden. Man kannte zwar die Pointe, aber diese war im Bericht zumeist heiter- zynisch verpackt. Niemand konnte sicher sein, ob er nicht im Zuge der nächsten Nachrichten aus dem Hin- terbergl sein „Fett“ abbekam. Und wenn sich ein Leser aus dem Talboden vor Neugier nicht mehr hal- ten konnte, so musste er sich schon nach St. Paul hinter‘s Bergl bemü- hen, damit ihm jemand den Sachver- halt erklärt. Osttiroler Bote Nummer 49 - 1950 Guggenbichl. Mit dem Schluß des Kirchenjahres ist auch für unser kleines Land da hinter dem sagenhaften Bichl die Zeit für einen abschließenden Bericht gekommen. Wir haben dieses Jahr allerhand erlebt: neue Glocken, das Kirchlein schmuck hergerichtet und vor allem: geheiratet haben wir, das heißt: getan haben es na- türlich andere, nicht der Chronist selber; aber bitte: dabeigewesen und das will doch auch was heißen. Also: zuerst hat es der junge Wast- lerbauer Peter Scheiterer versucht mit der Bauerntochter Frieda Ranacher aus Oberlienz. Weil es diesem so gut ange- schlagen hat, so hat es auch der Jung- bauer Paul Ingruber mit dem Wirtstöch- terl Rosa Stolzlechner gewagt (na, sowas hätt‘ i a gewagt!). Das war eine ausgesprochene Sänger- hochzeit; beide seit langem Chorsänger und der Bräutigam außerdem noch Chor- leiter unseres Jungbauernmännerchores und da soll es nicht klangvoll zugehen? Es war auch sehr schön! Ein geding- ter Klausemacher aus dem Auslande ist steckengeblieben, als er in der Hand des Brautführers eine Zwanzigernote gese- hen hat. Unser Hochzeitsreimer hat seine Sache auch prima gemacht. Auf dem Heimwege gab es allerdings eine gelinde Katastrophe, doch darüber hab ich kein Recht zu berichten. Das soll angeblich im Amtsblatt der hiesigen Stadthauptmannschaft erscheinen. Mir auch recht! Der dritte im Bunde war schließlich unser beliebter Gemeinde-Hausmeister Alois Niedertscheider, der sich die Gas- sertochter Berta Gander von Glanz in sein schmuckes, neues Häuschen, das er übrigens fast zur Gänze selbst gebaut hat, heimholte. Er ist einer der tüchtigsten Mitglieder des Gemeinderates, der für die Gemein- de manchen sich groß dünkenden Bau- ern aufwiegt. Obgleich er selbst kein Hubertusjünger ist, sondern nur seine Hochzeitsfunktionäre, so spielte sich doch auf dem Kirchplatze ein furchtbares Wildererdrama ab, mit Aufsichtsjägern, Wilderern, Holzhackern, Gemsköpfen, Hasenbälgen, Hennenhaxen und ande- rem schrecklichen Zeug. Es ist aber schließlich doch gelungen, dem gefährlichen Wilderer seine gewal- tige Beute abzujagen. Leider konnte die letzten zwei Trau- ungen nicht, wie es der Wunsch der Brautleute gewesen wäre, unser be- liebter Pfarrer Fink vornehmen, da dieser schon seit Wochen im Krankenhaus lag und seine Glückwünsche nur fernmünd- lich übermitteln konnte. Am Freitag nachmittag ist er zu un- ser aller Freude wieder eingetroffen und dementsprechend auch mit Glockenklang begrüßt worden. Wir wünschen und hof- fen, dass er das Krankenhaus nur mehr von außen anschauen braucht. Nun warten wir nur noch auf den Einzug der Heiligen und aller vierzehn Nothelfer (aber nicht etwa wegen der Geldnot oder Schmalznot!); ich meine die Heiligen für unsere Kirche. Alsdann wären wir wieder alle beinander und gesund. Nun weiß ich nichts Gescheites mehr zu vermelden. Und alles darf man den Leuten auch nicht aufbinden. Habedieehre alle zamm! Seilbahnen und Materialaufzüge in unserer Gemeinde VOR 70 JAHREN - HOCHZEITEN 30.10.1950 Frieda Ranacher und Peter Scheiterer vlg. Wastler 27.11.1950 - Rosa Stolzlechner und Paul Ingruber vlg. Gruber 30.11.1950 - Berta Gander und Alois Niedertscheider vlg. Brugger

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