GZ_Schlaiten_2020_07

Seite 32 ‘ s Blattl Juli 2020 Wir haben in der letzten Ausgabe der Gemeindezeitung einen Artikel über einen Lärchenholzstamm ver- öffentlicht, der künftig als Wasserrad veredelt ein Mühlenjuwel in Ried im Oberinntal zum Leben erwecken wird. Über den weiteren Werdegang und die einzelnen Arbeitsschritte erhielten wir einerseits vom Mühlenbauer Jo- hann Senfter und andererseits von Johannes Glatzl von der Österrei- chischen Mühlengesellschaft laufend Informationen. Nach demAbtransport des Baumes am 28. September 2019 haben wir Johann Senfter in seiner Werkstatt in Innervillgraten noch besucht. Er hat gerade den 5 Meter langen Wellbaum in der Werkstatt rundgeschliffen. Damit er kontrollieren konnte, ob alles passt und funktioniert, hat er das gesamte Wasserrad daheim komplett zusammengestellt. Zum Liefern musste natürlich wieder alles zerlegt werden. Mit einem Durchmes- ser von 4,60 Meter zählt es wohl zu den größten aktiven Wasserrädern in Österreich. Bei der sogenannten „Sagen- schneider‘s Mühle“ in Ried handelt es sich nicht um eine Venezianer-Säge, sondern um eine Augsburger-Säge. Die Venezianersäge kommt bei größerer Wassermenge zum Ein- satz. Ein kleines unterschlächtiges Wasserrad läuft mit hoher Drehzahl (140-170 U/min) und kommt daher ohne Übersetzungsgetriebe aus. Der Wirkungsgrad beträgt ca. 25 Prozent. Unsere Schlaitner Gemeindesäge funktionierte auf diesem Prinzip. Die Augsburgersäge wird überwie- gend mit einem großen oberschläch- tigen Wasserrad angetrieben. Das Wasserrad hat einen Durchmesser von über 2,5 Meter, läuft mit einer ge- ringen Drehzahl und benötigt daher ein Übersetzungsgetriebe um auf die 150 Sägehübe pro Minute zu kom- men. Dieses große Wasserrad hat Jo- hann Senfter in Ried vor Ort wieder zusammengebaut und es war prak- tisch einsatzbereit. Die Getriebeteile der Sagenschnei- der‘s Mühle in Ried sind trotz eines stattlichen Alters noch recht gut er- halten. Bis zur Inbetriebnahme stehen je- doch noch einige Restaurierungsar- beiten an. Es fehlen auch noch Rie- men und Schaltgestänge. Neues Leben für Tiroler Riesenrad - Lärchenholz aus Schlaiten Hier kann man ge- trost von veredeln sprechen, wenn Johann Senfter den Wellbaum noch mit einem schönen Mono- gramm verziert. Die im März ge- plante Montage des Wasserrads musste dann Co- rona-bedingt auf Ende April 2020 verschoben wer- den. Bis in die 1960er Jahre wurden in dieser Säge noch täglich Bretter ge- schnitten und Balken gesäumt. Mit der Elek- trifizierung war dann Schluss. Die heutige Besitzerin Elisabeth Maaß möch- te das Erbe ihrer Fa- milie für die Nachwelt erhalten. Fotos: Johann Glatzl Am letzten Tag des abneh- menden Mondes wurde das ge- waltige Wasser- rad montiert. Mit dem Ergebnis der Präzisionsarbeit zeigte sich Müh- lenbauer Johann Senfter zufrieden: 2 mm Schlag nach oben und 0 mm zur Seite Fotos: Johann Senfter und Johannes Glatzl

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