GZ_Leisach_2020_06

8 Leisacher gucklöcher andy Leitner – ein Leisacher mit abenteurerblut in den adern Als Andy Leitner im Juli 1950 in Leisach das Licht der Welt erblickte, hätte seine Kinder- stube auch in Salzburg stehen können. Seine Mutter Maria, die jüngste Tochter der großen Zanon-Familie, hatte nach der Handelsschule in einer Notariatskanzlei in Salzburg gearbei- tet und sich dort in den jungen Bauingenieur Siegfried Leitner verliebt. Die beiden beschlos- sen zu heiraten und sich in Osttirol nieder- zulassen, wo Siegfried beim Bau der „Millio- nenmauer“ und später beim Neubau des Lienzer Bahnhofs Arbeit fand. 1949 kam als erstes von sechs Kindern Monika zur Welt, und da begannen die jungen Eltern mit ein- fachsten Mitteln und viel schwerer Handarbeit das Haus in der Drausiedlung zu bauen, das viele Jahre der großen Familie Platz bot und heute wieder von Andy Leitner bewohnt wird. An seine Kindheit in der „Tundra“ erinnert sich Andy gern. Mit den Buben der Nach- barsfamilien und seinem jüngeren Bruder Siegfried verbrachte er viel Zeit im Auwald hinter der Siedlung, bei der Wiere und an den steilen Hängen und Felsen des Rauch- kofels, wo einzelne Kletterunfälle glücklicher- weise glimpflich ausgingen. Auf selbst- gebautem Floß trieben die Buben die Wiere hinunter und mussten es wieder zum Aus- gangspunkt zurückschleppen. Unterbrochen wurde diese abenteuerliche Zeit durch die Schule. Auf vier Jahre Volksschule in Leisach bei Frau Benesch folgten für Andy neun Jahre am Lienzer Gymnasium, das er 1969 mit der Matura abschloss. Die wilden 60er-Jahre gingen an vielen Ost- tirolern spurlos vorbei, nicht aber an Andy. Bei seinem ersten Ferialjob – er war gerade 14 Jahre alt – lernte er Peter Stiegler kennen, der sich genau wie Andy für Rock-Musik be- geisterte. Mit zwei weiteren jungen Musikern gründeten sie im Herbst 1965 die Band „Silencers“. Gemeinsam entwickelten sie mit zwei Gitarren, Bassgitarre, Elektroorgel und Schlagzeug ein beachtliches Repertoire und erspielten sich bei verschiedenen Auftritten und Band-Wettbewerben einen großen Fan- club. Im Sommer 1967 eröffneten sie im Kel- ler des Leisacherhofs den Club L6, und wenn die „Silencers“ dort spielten, wurde das junge Lienzer Publikum mit Shuttle-Bussen nach Leisach gebracht. Das war den Lienzer Lokal- betreibern nicht recht, und nach einer polizei- lichen Kontrolle wurde die Stiege zum Club-Lokal als zu gefährlich befunden und der Club gesperrt. Als die Bandmitglieder nach und nach Lienz verließen um auswärts zu stu- dieren, hörten die Auftritte der „Silencers“ auf, aber bis heute geben sie hin und wieder für ihre Fans Konzerte, wenn Peter Stiegler aus Amerika nach Lienz auf Heimaturlaub kommt. Nach der Matura musste Andy zum Bundes- heer nach Salzburg und anschließend über- siedelte er zum Studium nach Wien. An der Technischen Universität studierte er Industrielle Elektronik und Regelungstechnik, was für den Lienzer Gymnasiasten eine große Heraus- forderung war. Ein großer Schock ereilte den jungen Studen- ten 1972 in Form eines Telegramms, das ihm mitteilte, dass sein Vater bei einem Autounfall schuldlos tödlich verunglückt war. Andys jün- gere Schwestern waren damals erst sieben und zwölf Jahre alt, und so ruhte die gesamte Last der Familienversorgung auf den Schultern der Witwe Mariedl. Ihre Verwandten standen ihr in juristischen und versicherungstechni- schen Belangen bei und unterstützten die Familie nach besten Kräften, so dass alle Kinder ihre Ausbildung fortsetzen konnten. Andy nahm neben seinem Studium einen Job als Reiseleiter bei einer Agentur auf, die für amerikanische Collegestudenten zu einem sa- genhaft günstigen Preis sechswöchige Touren durch Europa organisierte. Er begleitete zahl- lose dieser Busreisen, beginnend mit den Charter-Flügen aus den USA. Während der Wintermonate tourte er durch die Vereinigten Staaten und Kanada, um an den Colleges

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