GZ_Kartitsch_2020_04

Seite 34 Ausgabe 84 Elektromobilität Elektromobilität – kurze Antworten auf aktuelle Fragen Die Elektromobilität ist eine Schlüsseltechnologie für TIROL2050 energieautonom. Die aktuelle Berichterstattung dazu rückt allerdings eher Schreckensszenarien in den Mittel- punkt – von brennenden Autos bis hin zu Batterien, die nicht entsorgt werden können. Doch sind die Sorgen berechtigt, oder sitzt man hier eher Irrglauben auf? Energie Tirol nimmt diese Fragen ernst und hat die wichtigsten Antworten dazu aufbereitet. Fährt man mit E-Autos wirklich schadstofffrei? Das hängt ganz stark von der Herkunft des Stroms ab. Beim österreichischen Strommix (ca. 70 % Strom aus Wasserkraft, Windkraft etc.) erzeugt ein Elektroauto über seine 15-jährige Lebensdauer rund die Hälfte an CO2 gegenüber einem vergleichbaren Benzin- oder Diesel-Auto. Mit Strom vom eigenen Dach fahren E-Autos sogar noch klimaschonender. Fakt ist also: Es gibt hierzulande der- zeit keinen klimafreundlicheren Antrieb. Verbraucht der Ausbau der Elektromobilität kostbare Rohstoffe und seltene Erden? Die Bezeichnung „seltene Erden“ stammt aus der Zeit ihrer Entdeckung und beruht darauf, dass die Elemente erstmals in seltenen Mineralien gefunden wurden. Heute ist bekannt, dass einige dieser Metalle in der Erdkruste häufiger als etwa Blei oder Kupfer vor- kommen – die Bezeichnung selbst ist also irreführend. Die Metalle sitzen außerdem nicht in der Batterie sondern in den Elektromo- toren und schlummern damit auch in Geräten wie Waschmaschine oder Rasierapparat. Aufgrund weltweiter Reserven und zuneh- mendem Altstoffrecycling ist keine Verknappung zu erwarten. Sind die Akkus von Elektroautos der Sondermüll von morgen? Um Abfälle zu vermeiden, die Förderung neuer Rohstoffe zu minimieren und die Unabhängigkeit von Rohstoffimporten zu fördern, ist das Recyceln von ausgedienten Akkus gängige Praxis. Von der EU wird derzeit eine Wiederverwertung von 50 % des Batteriege- wichts gefordert. Auf Recycling spezialisierte Unternehmen erreichen bereits heute weit höhere Erträge (z.B. über 95 % des Kobalts und über 60 % des Lithiums). Wie sehen die ökologischen und sozialen Auswirkungen in den Abbauländern aus? Aktuell werden besonders die in den Batterien enthaltenen Metalle Lithium und Kobalt hinsichtlich der Abbaubedingungen disku- tiert. Lithium steht wegen der wasserintensiven Gewinnung in ohnehin schon trockenen Gebieten Südamerikas in der Kritik (v.a. Atacamawüste). Was viele nicht wissen: Hier wird nicht Trinkwasser, sondern Salzsole verwendet aus der wiederum Metalle wie Lithium gewonnen werden. Zudem werden bereits erste Maßnahmen zur Abmilderung des Wasserbrauchs gesetzt, etwa die Rück- führung von Restwasser in den Boden oder der Ersatz durch Wasser aus dem Pazifik. Rund 40% des Lithiums kommt außerdem aus Australien, wo bessere Abbaubedingungen herrschen. Etwa die Hälfte des globalen Kobaltabbaus geschieht in der DR Kongo. Ca. 20 % stammen dabei aus dem Kleinbergbau, in wel- chem auch Kinder tätig sind. Industrielle Minen sind nicht auf Kinderarbeit angewiesen. Viele Autohersteller sind sich ihrer Verantwortung bewusst und beziehen Rohstoffe mit entsprechenden Herkunftsnachweisen oder verzichten ganz auf Kobalt aus dem Kleinbergbau. Zudem sinkt der Kobalt-Anteil in Batterien durch technischen Fortschritt stetig. Sind unsere Feuerwehren für brennende E-Autos gerüstet? Die Brandlöschung erfolgt auch bei E-Autos mit Wasser. Das Fassungsvermögen der in Tirol gängigen Löschfahrzeuge und Tanks ist dabei ebenso ausreichend wie für andere Autos. Um nach dem Löschen ein sicheres Abkühlen der Batterie zu garantieren, wird ein passender Abstellplatz gewählt. Spezielle Flutungscontainer können Autos zusätzlich gezielt abkühlen. Der Landesfeuerwehrver- band Tirol ist laut eigenen Aussagen diesbezüglich hinreichend geschult und ausgestattet.

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