GZ_Kals_2020_04

FODN - 74/01/2020 85 WIRTSCHAFT & TOURISMUS 1884: erster deutschsprachiger Spezi- al- Gebietsführer (Gesäuseführer von Heinrich Heß) 1885: erstes Handbuch für alpine Si- cherheit („Die Gefahren der Alpen" von Emil Zsigmondy) 1894: erste Schwierigkeitsbewertung (Rax-Führer von F. Benesch, siebenstu- fige Skala) 1896: erscheint das grundlegende The- oriewerk des alpinen Skilaufes von Ma- thias Zdarsky 1896: Gründung des ersten Bergret- tungsdienstes der Welt („Alpiner Ret- tungsausschuß Wien") durch Keidel, Krempel und Kleinwächter. Beinahe alle der hier Genannten gehör- ten auch dem Alpenklub an. Das Mitgliederverzeichnis jener ers- ten Epoche ist ein wahres „Who's who ?" des damaligen Alpinismus, z.B.: Karl Blodig, Edward Theodore Compton, W.A.B. Coolidge, Hans Dülfer, Viktor Wolf v. Glanvell, Heinrich Heß, Julius Kugy, Eugen Guido Lammer, Alfred v. Pallavicini, Heinrich Pfannl, Eduard Pichl, Ludwig Purtscheller, Friedrich Simony, G.W. Young, Emil Zsigmondy, und weitere Persönlichkeiten der Alpin- geschichte, deren Namen oft in Form von Berg- und Hüttennamen ihren Nie- derschlag in der alpinen Geografie ge- funden haben. Diese Epoche ist gekennzeichnet durch neue Entwicklungen wie die Be- tonung des führerlosen, selbständigen Bergsteigens, andererseits durch einen Konservativismus, vor allem in Bezug auf eine damals ohnehin dürftige Ha- kentechnik. Diese Hochblüte des Klubs datiert von 1880 bis zum Ersten Welt- krieg - und wurde durch diesen abrupt beendet. Die Zwischenkriegszeit Die materiellen Einschränkungen führten zur verstärkten Erschließung der jeweiligen Heimatgebirge der Klub- mitglieder (z.b. Hochschwab, Gesäuse, Dachstein, Wilder Kaiser), bald aber auch wieder in die Dolomiten. In etli- chen Neutouren wurde das Schwierig- keitsniveau der Freikletterei bis an den heutigen Siebenten Grad herangeführt, die Verwendung von Haken aber in al- ter Klubtradition eher als notwendiges Übel angesehen. Am Wettstreit um die letzten großen unbegangenen Al- penwände waren ÖAK-Mitglieder er- folgreich beteiligt, empfand man dies doch als Vorstufe eines (für die Meisten unerreichbaren) Fernziels: die Teilnah- me an einer Expedition in die Gebirge der Welt. Deren wenige, die während dieser schwierigen Zeit zustande ka- men (Pamir, Kangchendzönga, Anden, Nanga Parbat), wurden Ereignisse von weitreichendem Wellenschlag. Einige herausragende Persönlichkeiten dieser Ära: Alfred Horeschowsky, Paul Bauer, Karl Prusik, Willo Welzenbach, Peter Aschenbrenner, Heinrich Harrer, Kurt Maix, Wastl Mariner, Eleonore Noll- Hasenclever, Hubert Peterka, Raimund Schinko, Luis Trenker, Fritz Wiessner. 1938, nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten, mußte sich der Klub, um seiner Auflösung zu entgehen, dem Deutschen Alpenverein anschließen. 1946 wurde er von der Vereinsbehörde in seiner ursprüngli- chen Form wieder anerkannt. Hoch hinaus. 1946 bis 1950 - ein mühevoller Neubeginn. Eine ganze Alpinistengeneration im Zenith ihrer Fähigkeiten war vom Krieg um die Früchte ihres Strebens geprellt worden: vor allem die Teilnahme an „ei- ner Expedition"- ein Begriff, der in den Fünfziger- und Sechzigerjahren von ei- nem magischen Nimbus umgeben war. Der materielle Aufschwung bescher- te mit einer neuen Riege junger, quali- fizierter Bergsteiger dem Klub ein neu- erliches Hoch: sechs von den vierzehn Achttausendern der Erde wurden unter Beteiligung von ÖAK- Mitgliedern erst- mals bestiegen! Nanga Parbat, 8125 m (H. Buhl), Broad Peak, 8047 m (K. Diemberger, H. Buhl, M. Schmuck), Lhotse, 8511 m (E. Reiss), Gasherbrum II, 8035 m (F. Mo- ravec, S. Larch, H.Willenpart), Cho Oyu, 8153 m (H.Tichy, S. Jöchler) und Dhau- lagiri, 8167 m (K. Diemberger), dazu  Edward Theodore Compton, Alfred von Pallavicini Eugen Guido Lammer Die Erzherzog-Johann-Hütte im Jahre 1893

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