GZ_Gaimberg_2020_04

29 Die Sonnseiten Nummer 60 - August 2018 2 Pfarre er 65 - April 2020 das österreichische Hospiz liegt. Ankommen, kurz in- nehalten, sich stärken. Dann folgte ein Abendspaziergang zur Klagemauer. Das ultra- orthodoxe Judentum osteu- ropäischen Zuschnitts prägt hier die Szene: Männer mit Schläfenlocken, in schwarzen Gehröcken, Mädchen und Frauen in langen Röcken und hochgeschlossenen weißen Blusen beten getrennt in strikt vorgegebenen Ritualen. Unübersehbar ist hier die Präsenz der Ultraorthodoxen, deren starker Einfluss im heutigen Israel auch politisch bestimmend ist. Eine kurze Nacht; um 05:30 Uhr Kreuzweg entlang der Via Dolorosa, an deren Ende ein weiterer Höhepunkt: die Grabeskirche - eine verwin- kelte, burgartige Anlage mit zahlreichen Seitenkirchen, die unterschiedlichen christli- chen Religionsgemeinschaf- ten zugewiesen sind. Der erste Eindruck: ein archaisch geprägtes orthodoxes Chris- tentum. Gleich beim Eingang ein dunkler Vorraum mit ei- ner Grabesplatte, dahinter die russisch-orthodoxe Kapelle, die ebenfalls den Anspruch auf die wirkliche Grabstät- te erhebt. Man ahnt es: Jede christliche Religionsgemein- schaft erhebt hier den An- spruch auf alleinige Authenti- zität der Stätten, die Konflikte darum bleiben folglich nicht aus. Am Abend wieder im Hos- piz: 12 Stunden unterwegs - dazwischen Erlebnisse für eine ganze Woche. Betlehem, von einer großen Mauer um- geben, wirkt wie ein riesiges Gefängnis. Erinnerungen an Berlin kommen auf. Dazwi- schen ein großer Lichtblick: Im Caritas Baby Hospital werden Kinder unabhängig von ihrer Religion oder an- derer Merkmale kostenlos behandelt. Unsere beschei- dene Spende hilft ebenfalls. Danach hieß es noch Anstel- len zum Besuch in der Ge- burtskirche. Dann noch zwei beeindruckende Museen: das Israel Museum, mit einem rie- sigen Modell Jerusalems, wie es sich zur Zeit Jesu präsen- tierte und mit den berühmten Schriftrollen aus Qumran so- wie Yad Vashem. Ein emoti- onaler Höhepunkt war dieses Holocaust-Gedenkzentrum. Ein dunkler Raum, in dessen Mitte drei Kerzen brennen, umgeben nur von Spiegeln; eine Stimme ruft die Namen der ermordeten Kinder. Der millionenfache Kerzenschein widerspiegelt das unendliche Leid, das Menschen Men- schen antun können, wenn die letzten Schranken des Gewissens fallen. Aber der Mut, den einige Menschen in dieser furchtbaren Zeit gefun- den haben, um aufzustehen, um Widerstand zu leisten, um Menschlichkeit zu leben und nicht mit dem Strom der Zeit zu schwimmen, ist ein kleiner Lichtblick. Auch daran wird erinnert. Am nächsten Tag weitere sechs Kirchen, neue Eindrü- cke, neue historische Stätten Die Gruppe der Osttiroler vor der Darstellung der „Magna Mater Austriae“ von Ma- riazell von Johann Weyringer in der Verkündigungskirche in Nazareth. Die Gaimberger Gruppe vor dem Felsendom in Jerusalem: Walter und Lissi Theurl, Monika Wibmer (geb. Webhofer), Dekan Franz Tro- yer, Georg Webhofer, Anna und Jo- hann Frank, Herta Webhofer. Foto: Max Unterweger Foto: Franz Troyer Kreuzwegandacht um 05:30 Uhr durch die Via Dolorosa. Foto: Georg Webhofer

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