GZ_Gaimberg_2020_04

27 Die Sonnseiten Nummer 60 - August 2018 2 Pfarre er 65 - April 2020 ein Zeichen, dem man wider- spricht“...mit diesen Worten wurden Sie bereits als Pries- terseminarist konfrontiert. Und das KATHOLISCHSEIN war zu jener Zeit sicher ein- facher als heute. Der Ge- genwind ist heftig geworden. Haben Sie mit diesem Aus- maß an Infragestellung bzw. Ablehnung der christlichen Botschaft gerechnet? Ja, es stimmt: Derzeit spüren wir als Christinnen und Chris- ten, aber auch als Kirche ei- nen starken Gegenwind. Vie- les wird in Frage gestellt. Das Katholischsein war sicher in der Zeit unserer Großeltern und Eltern leichter als heute, weil damals die Beziehung der Gesellschaft zur Kirche eine ganz andere gewesen ist. Meine Erfahrung ist die: Der weitaus größte Teil der Be- völkerung hat nicht prinzipi- ell etwas gegen Gott, Jesus Christus, den Glauben, die Kirche usw. Für viele aller- dings spielt all das im Alltag ihres Lebens immer weni- ger Rolle. Sie meinen, auch ohne Gott ganz gut leben zu können und stehen ihm des- wegen mehr oder weniger gleichgültig gegenüber. Der Gegenwind, den wir heute zu- nehmend spüren, ist für mich die religiöse Gleichgültigkeit und Oberflächlichkeit. Die macht uns wirklich zu schaf- fen. Ich würde mir darum im Blick auf unseren Glauben viel mehr verbindliche Treue wünschen, denn sie ist sicher das beste Mittel gegen die re- ligiöse Gleichgültigkeit und damit auch gegen die Infrage- stellung und Aushöhlung der christlichen Botschaft. In einer vielbeachteten Pre- digt am Fest des Hl. Ste- phanus im Salzburger Dom wiesen Sie auf den weltwei- ten Anstieg der Christenver- folgung hin. Während man hier bei uns im Westen den Christen „höchstens mit Spott und Hohn begegnet“, werden 345 Millionen Chris- ten in 60 Ländern wegen ihres Glaubens verfolgt. Im Klartext: CHRISTSEIN war noch nie so gefährlich wie heute! Klingt nicht wirklich beGEISTernd für Jugendliche im derzeitigen Firmungsalter. Worauf vertrauen Sie? Gott sei Dank dürfen wir in Österreich heute unseren Glauben frei und ohne Be- hinderung leben . Aber lei- der ist das nicht überall so. In vielen Ländern werden die Christinnen und Christen be- nachteiligt, diskriminiert und verfolgt und nicht wenige auch wegen ihres Glaubens getötet. Aber eigentlich hat uns das bereits Jesus prophezeit, wenn er zu seinen Jüngern gesagt hat: „Haben sie mich verfolgt, so werden sie auch euch verfolgen“ (Joh 15,20). Das heißt: Ein Christsein zum Nulltarif gibt es nicht. Wer heute ehrlich und kon- sequent seinen Glauben leben will, muss sicher oft- mals auch gegen den Strom schwimmen und Farbe be- kennen. Und dazu brauchen wir alle sehr notwendig den Hl. Geist. Er ist der Geist Jesu und die Kraft, die Gott uns schenkt, insbesondere auch dann, wenn es gilt, zum richtigen Augenblick Ja oder Nein zu sagen. Vor allem aber will uns der Hl. Geist Begeisterung schenken für Gott, Jesus, unseren Glauben und für alles Gute, Schöne und Positive. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass wir IHM die Chance dazu geben und unser Herz öffnen. Und ich vertraue darauf, dass der Hl. Geist auch unseren Firm- lingen diese Begeisterung für Jesus gibt, wenn sie ihn dar- um bitten. Und übrigens: Wer um sei- nen Glauben ringt, dessen Glaube wird gestärkt . Und dieses Ringen um den rechten Weg, um eine ehrliche und persönliche Be- ziehung zu Jesus traue ich auch unseren jungen Leuten zu. Der Hl. Geist wird sie sicher dabei stärken und er- mutigen. Ihr Wahlspruch als Bischof „Ad Christum“ - zu Jesus hin und bei Jesus blei- ben - selber und auch mit anderen und für andere, weist auf eines Ihrer Ziele hin, „den Glauben in den Familien leben- dig zu halten und zu stützen“. Dazu ist es nötig, den Kon- takt mit jungen Menschen zu suchen. Auf welche Weise und in welchem Umfang gelingt Ihnen das heute konkret in Ihrem kirchlichen Alltag und Umfeld? Mir ist der Kontakt mit al- len Bevölkerungsschichten wichtig, besonders auch mit den jungen Leuten. Bei den sogenannten Visitationen, d.h. offiziellen Bischofsbe- suchen bieten sich dazu gute Möglichkeiten. Deswegen liebe ich auch diese Besuche. Im Rahmen dieser Pfarrbesu- che komme ich auch in sehr viele Schulen. Da kann ich dann nicht nur den jungen Leuten begegnen, sondern auch mit ihnen diskutieren. In den höheren Klassen und Schulen ist das höchst span- nend, denn dabei kommt al- les zur Sprache, was den Ju- gendlichen unter den Nägeln brennt. Eine weitere Kontaktmög- lichkeit sind die Begegnun- gen mit den Mädchen und Burschen in der Zeit ihrer Firmvorbereitung. Dazu gibt es bei uns die sogenannten „spiriNIGHTs“ sowie ande- re Formen der Begegnung. Auch diese Kontakte möchte ich nicht missen. Manchmal bitten auch einzelne Firm- gruppen um eine Begegnung. Ich weiß natürlich, dass da noch viel notwendig wäre. Aber ich freue mich über jede Gelegenheit, mit jungen Leu- ten ins Gespräch zu kommen. Und so bitte ich den Hl. Geist, er möge mir Türen öffnen, um bei vielen Menschen und ih- ren Fragen, Sehnsüchten und Sorgen andocken zu können. Herr Weihbischof Hans- jörg, ich danke herzlich für Ihre Bereitschaft zu diesem Gespräch. Dann „sei dem Wirken des Heiligen Geistes kein Riegel vorgeschoben“ und wir freuen uns auf Ihren Besuch und einen wunder- schönen Festtag in unserer Pfarrgemeinde Grafendorf/ Gaimberg. Elisabeth Klaunzer Fam. Martin und Andrea Niedertscheider mit den Kindern Pia und Tim am Tag der Bischofsweihe. Foto: privat

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