GZ_Tristach_2020_03

18 Geheimnisvolle Wasserwelten März 2020 T rinkwasser ist ein kostbares Gut - Wasser ist Leben. Laut Unicef haben weltweit 2,2 Milliarden Menschen keinen Zugang zu saube- rem Wasser. Bei uns in Tristach strömt aus allen Rohren reines Trinkwasser. Das ist wortwörtlich gemeint, denn sogar das Löschwasser aus dem Hyd- ranten ist mittlerweile Trinkwasser. Die Tristacher versorgten sich seit Siedlungsbeginn durch mehrere Quel- len und Tiefbrunnen mit Trinkwasser und das Seebachl lieferte Brauchwasser und trieb Mühlen an. Das Wasser der Lawitschquelle wurde, von den Bauern vom Oberdorf gefasst, durch Holzrohre zum Dorfbrunnen geleitet. Um 1800 er- sucht „ die Nachbarschaft auf der Egar- te (13 Haushalte) die Gerichtsobrigkeit bei den Oberdorfer Nachbarn die Nut- zung des Dorfbrunnens zu erreichen. “ Ob diesem Ansinnen stattgegeben wur- de, ist nicht vermerkt. Brunnen waren echte Kommunikationszentren. Hier traf man sich beim Wasserholen und Vieh- tränken und bis ins 21. Jahrhundert beim „Milchstellen“. Müller, Hittinger, Kahler, Linder, Jungbrunn und Kreit hat- ten eigene Quellen. Einige Besitzer nüt- zen diese auch heute noch. Großbacher bezog sein Wasser aus der Müllerquelle. Wer keinen Zugang zu Quellwasser hatte, bezog sein Trink- wasser aus Tiefbrunnen mittels einfacher Zieh- pumpen oder aus sorgfältig konstruierten Brunnstuben. Wann die Wiere für Tristach als ergiebiges Was- serreservoir erschlossen wurde, lässt sich nicht ein- deutig klären. Die Angaben sind widersprüchlich. Bei den Hofnamen Ende des 18. Jahrhunderts scheint der Josef Zoier, Büheler, schon als Sagschneider auf. 1824 wurde die Wiere eingebettet, tiefergelegt und begradigt. Dies führte zu Unmut, wie Pfarrer Niederkofler in seiner Chronik schreibt: die Bewässerung der Wiesen und Äcker sei schwerer zu bewerkstelligen, das Wasser sei zu kalt und die Gefahr des Ertrinkens zu hoch. Allerdings for- derte die Wiere schon vor ihrer Verbau- ung Opfer. Am 23. Okt 1807 fiel das 5jährige Kind Peter Mayr in die Wiere. Neben dem Brauchwasser erlaubte die Wiere auch, mehrere Mühlen und zwei Sägen zu betreiben, Valt und Bichele. Unter Bürgermeister Josef Unter- luggauer, Trattn, wurde 1930 eine öf- fentliche Gemeindewasserleitung mit Gussrohren errichtet. Das Wasser der zwei Lawitschquel- len reichte für die Versorgung des damaligen Dorfes. Die Lie- genschaften des heutigen Neu- dorfs, damals Gries genannt, versorgten sich weiterhin mit Tiefbrunnen: Niederklapfer, Mayer, Kleindienst, Themessl, Winkler, … 1933 wurde parallel zur Trinkwasserleitung eine Hoch- druckleitung für Löschwasser aus dem Seebachl angelegt (siehe links: Wasser-Abzei- chen „Einweihung der Hoch- druckleitung“). Sie war 4,2 km lang und versorgte 42 Hydranten. Durch die rege Bautätigkeit war die Ver- sorgung mit Löschwasser nicht mehr ausreichend gesichert. Deshalb wurden die Hydranten nach und nach an die Trinkwasserleitung angeschlossen. Mit wachsender Siedlungstätigkeit musste 1953 ein zusätzlicher Was- servorrat mit dem Tiefbrunnen auf der Tratte erschlossen werden. 1956/1957 wurde das öffentliche Wassernetz ins Neudorf erweitert. Hansl Libiseller war Wassermeister der Gemeinde. Schäden an der Leitung wie Rohrbrüche reparierte er meist selbst. Jahrzehntelang führten seine Sonntagsausflüge nach Lawitsch und Primis zur Kontrolle der Anlagen. Bei Schäden an den Hauszuleitungen wur- de auch Siegfried Hofer als „Notarzt“ zu Hilfe gerufen. Seit April 2007 ist Helmut Oberho- fer Wassermeister. Der Wassermeister muss bei Schäden am Leitungssystem aktiv werden und er hat dafür zu sorgen, dass regelmäßige Kontrollen über die Reinheit des Trinkwassers vorgenom- men werden. Neu entstehende Ortsteile und stei- gende Einwohnerzahl erforderten die Erschließung neuer Quellen: 1966 die der Primisquelle und 1991 der Kohl- stattquelle. Die Lawitschquelle wird nur noch für den Brunnen im Friedhof ge- nutzt. Burgl Kofler Geheimnisvolle Wasserwelten

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