GZ_Tristach_2020_03

12 Die Arbeit als Hüttenwirte-Ehepaar März 2020 B ereits seit 1991 bewirtschaften wir eine alpine Schutzhütte, seit 2005 die Karlsbaderhütte auf 2.260 m in den Lienzer Dolomiten. Besitzer der Hütte ist die Sektion Karlsbad mit Sitz in Tirschenreuth. Für einen florieren- den Hüttenbetrieb ist man ganzjährig beschäftigt. Buchungs- anfragen gibt es fast täglich, meist per E-Mail, was heutzutage ein beträchtlicher Aufwand ist. Weiters muss man sich schon rechtzeitig um geeignete Mitarbeiter umschauen. Ab Mitte Mai bereiten wir uns auf die Öffnung der Karlsbaderhütte vor, es müssen Bestellungen gemacht werden, Termine mit div. Firmen … Gerade anfangs gibt es viel zu bedenken. Die erste große Hürde ist jährlich der Weg. Wie wird es ausschauen? Gibt es viel Schnee? Wie z.B. vergangenen Som- mer 2019 hatten wir mit massi- ven Wegeschäden und sehr viel Schnee zu kämpfen, die Ar- beiten mit Bagger benötig- ten zwei Wochen, um zur Hütte zu kommen. Das ist natürlich auch mit hohen Kosten verbunden. Sind wir mal oben, muss alles wieder aktiviert werden, Wasserquelle frei schaufeln, Was- ser einlassen, Windlä- den öffnen, div. Gerä- te aktivieren u.v.m. … Einige Tage dauert es schon, bis es wieder gemüt- lich wird in der Hütte und es wieder losgehen kann mit unse- rer Hauptaufgabe, dem Bewirten der durstigen und hungrigen Wanderer und Bergsteiger. Es wird gekocht, geheizt, alles wieder hergerichtet, z.B. die Lager und Zim- mer, der Speisesaal, die Terrasse, wo auch alle Tische wieder ins Freie gebracht werden. Endlich alles bereit, beginnt unser Alltag, von Mitte Juni bis Ende September ist geöffnet. Lange Arbeitstage, bis zu 17 Stunden sind wir gewöhnt. Der Aufgabenbereich ist umfang- reich, von Betreuung der Technik, Überwachung der Biolo- gischen Kläranlage, Organisation - wie Einkauf, Mitarbeiter- führung, Dienstplaneinteilung, Bürokratisches und speziell die Zimmerreservierungen sind sehr aufwendig, hier ist langjähri- ge Erfahrung ein großer Vorteil. Weiters benötigen die Gäste oft Tipps und Beratung für ihre Touren. Ruperts Beruf als Berg- führer ist dafür sehr hilfreich, kann er doch die Bergsteiger zu sämtlichen Klettertouren professionell beraten. Viele Touren ist er schon selbst geklettert. Die Bewirtschaftung ist eine besondere Herausforderung, muss man doch mit wenig Platz und Energie haushalten kön- nen. Auch die Planung des Einkaufs muss gut durchdacht sein, es gibt eben nicht gleich nebenan ein Geschäft! Dazu kommt noch, dass man sehr wetterabhängig ist. Ist das Wetter schlecht (auch während der Sommermonate kann es in die- ser Höhe schneien) kommt kaum jemand, ist das Wetter gut, bräuchte man vier Hände. Zum Glück stehen uns, wenn nö- tig, unsere Tochter und unser Sohn immer hilfreich zur Seite. Naht das Ende der Saison, müssen wir rechtzeitig planen, um die Hütte winterfest zu machen. Nicht nur der enorme Reinigungsaufwand der großen Hütte fordert uns, auch vie- le Arbeiten rundherum sind zu erledigen. Wenig Ge- ruchssinn ist bei der Deaktivierung der Klär- anlage gefragt, der ganze Klärschlamm muss zerkleinert und dann aufwändig ins Tal gebracht werden. Bevor wir die Hütte endgültig verlassen, gehen wir viele Male durch und um die Hütte, um alles zu kontrollieren, damit wir im Frühjahr wieder ohne Schäden starten können. Grundvoraussetzung dieses Berufs ist in erster Linie Flexibilität, Fleiß und Freundlich- keit. Man trifft auf viele verschiedene Charak- tere, eigene Bedürfnisse sollte man in dieser Zeit zurückstecken können. Es spielt sich alles auf sehr en- gem Raum ab, auch die Mitar- beiter haben in ihrer Freizeit we- nige Möglichkeiten. Dennoch gibt es diese besonderen Mo- mente, wo man nirgends anders sein möchte, sei es ein traumhafter Sonnenuntergang, die Begegnung mit besonders netten Menschen oder einfach die Freude an der Arbeit und die Liebe zu den Bergen. Die Karlsbaderhütte ist ein ganz besonderer Platz mit außergewöhnlich schöner Lage. 2019 wurden wir als der „schönste Platz Tirols“ in der österreichischen Sendung „9 Plätze - 9 Schätze“ gewählt. Das ist eine große Auszeichnung, welche uns mit Stolz erfüllt. Wir stellen uns gerne der spannenden und großen Heraus- forderung der Hüttenbewirtschaftung und haben das Glück, mit sehr verständnisvollen Verpächtern zusammenarbeiten zu dürfen und nehmen dies zum Anlass, uns herzlich für das entgegengebrachte Vertrauen zu bedanken. Rupert und Edith Tembler Pächter der Karlsbaderhütte in den Lienzer Dolomiten Unsere Arbeit als Hüttenwirte-Ehepaar E d i t h u n d R u p e r t T e m b l e r b e w i r t s c h a f t e n d i e K a r l s b a d e r h ü t t e s e i t 1 5 J a h r e n F o t o © O s t t i r o l J o u r n a l

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