GZ_Doelsach_2020_02

Seite 36 Dölsacher Dorfzeitung Februar 2020 IMPRESSUM: Herausgeber, Gestaltung und für den Inhalt verantwortlich: Gemeinde Dölsach – vertreten durch Bgm. Josef MAIR. Erscheint viermal jährlich. Satz und Druck: Oberdruck Digital Medienproduktion GmbH. Dölsach. Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier – Biotop 3. Erscheinungsort Dölsach. Verlagspostamt 9900 Lienz. Wenn Gertraud Patterer zu einer Lesung einlädt, dann ist der Grund dafür meist die Herausgabe eines neuen Buches. Literarische Gedanken aus nicht versiegen- der Quelle begleiten die Schriftstellerin unentwegt und füllen Buch um Buch. Im ansprechenden Um- schlag – gestaltet von Adi Holzer – nisteten sich Ost- tiroler Miniaturen ein, die den Leser von Frühling zu Frühling führen wollen. „Er schenkt mir sich. Er schenkt mir mich.“ Immer aufs Neue verblüffen Patterers sprachliche Bil- der, ihre in Worte gegossenen Beobachtungen, ihr herber Ernst und ihr uriger Witz mit Beigeschmack, der, wenn es da heißt „Der Dorfklatsch klatscht wie Meereswellen an die Hauswände“, voll ins Schwarze trifft. „Schneckenknöpfe und Froschfalten“ zieren die Kleider der „wie Blumendraht biegsamen Damen“ und – an Weihnachten denkend – „ziert Lametta die Hälse der Einsamen“. Erinnerungen an den Nussbaum vor ihrem Heimat- haus, dem Schneiderhaus, tauchen, wie in vorher- gehenden, so auch in diesem Buch auf. Er war ihr näher als Menschen. Als hätten sich ihre und seine Wurzeln auf ewig verbündet, bittet sie ihn freund- Mit literarischen Miniaturen von Frühling zu Frühling schaftlich, einmal sein Laub auf ihre Augen zu legen. Dank ihrer Texte aus Schriftsprache und Mundart werden einerseits viele vielleicht schon verschwin- dende Dialektausdrücke, andererseits das Wissen um frühere aufwändige Arbeitsweisen im bäuerlichen Leben bewahrt. Den Waschtag schildert sie so, dass man das Prezeln des Pechs aus den Taxknitteln an der Schüre direkt hören und die Lauge zwischen den Fin- gern schmieren spürt. Man liest die Geschichte von den einst tüchtigen Metzgersleuten und es kommt einem am Ende nachdenklich die Zeile aus dem Ge- dicht „Der Vogelbeerbaum“ in den Sinn, in dem es heißt „Sterne seilen sich ab“. Lesungen von Gertraud Patterer haben ihre lieb- werten Begleiter. Zum einen sind es die Gstanzln, Jucheza und Jodler gemeinsam mit Mann und Sohn, mit Klampfn und Steirischer Ziechorgel, zum anderen die von Ida Pondorfer bereitgestellten Bauernkrapfen, die an Qualität ihresgleichen suchen. In der geselligen Runde der Zuhörer saßen auch Pfarrer Bruno Decri- stoforo und Bürgermeister Josef Mair, der die Schrift- stellerin als bedeutende Kulturträgerin des Dorfes ge- bührend zu würdigen wusste. Lilly Papsch

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