GZ_Kartitsch_2020_01

Seite 39 Ausgabe 83 tet, ohne die nötige Sensibilität gegen- über den Angehörigen. Die vielen Hinweise auf Wetter und Wachstum, Berichte über Hagel und Unwetter, Ernte und Missernte sind ähn- lich wie in Chronik-Berichten als exis- tentielles Anliegen früherer Epochen zu werten. Am Land galt die bäuerliche Selbstversorgung, Ernteausfall bedeutete Not und wachsende Verschuldung. Interessant und aufschlussreich sind schließlich auch die Annoncen und Wer- beeinschaltungen alter Zeitungen, neben dem Einblick in den Alltag vergangener Jahrzehnte kann man daraus auch die technische und wirtschaftliche Entwick- lung ableiten. Viele der vorne genannten Zeitungen können inzwischen bereits online gele- sen werden. Nachstehend einige Kostproben aus der schier unerschöpflichen Fülle ehemali- ger Zeitungsberichte, die allermeisten vor dem Weltkrieg datiert, vorrangig bezogen auf das Oberpustertal und das Tiroler Gailtal, die zugleich einige bis- her nicht bekannte geschichtliche Infor- mationen bieten. Aus Platzgründen bein- halten die meisten Kurzberichte den Hinweis auf den jeweiligen Zeitungsbe- richt. Einige Berichte sind wortgetreu wiedergegeben (Kursiv). Aus alten Zeitungsberichten: Aus: Der Bote für Tirol u. Vorarl- berg, 10.02.1870, Seite 2, 160: „Sillian, am 7. Februar: Am 2. l. M. fanden zwei Tilliacher Bauern früh am Morgen auf dem Heimwege eine kleine Viertelstunde außerhalb der Wieserhöfe, Gemeinde Kar- titsch, einen von Kälte bereits erstarrten Mann, welcher noch am Leben, jedoch schon unvermögend war, sich zu bewegen. Ob- gleich die zwei Bauern aus Tilliach in diesem Unglücklichen einen bekannten Standeskolle- gen erkannten, ließen sie ihn liegen und gin- gen ihren Weg weiter. In den Wieserhöfen meldeten dieselben jedoch, daß sich das s. g. Hainzl dem Tode nahe auf dem Wege gegen die Maregge (richtig Monegge d. V.) befin- de. Während nun die zwei Tilliacher, welche wahrscheinlich ihrem Humanitätsgefühle vollkommen Genüge geleistet zu haben glaubten, den Heimweg weiter verfolgten, machten sich zwei Männer von der Wiese auf, um den Erfrierenden mittels eines Schlit- tens zu holen und in der warmen Stube wie- derzubeleben. In der Stube angelangt, ver- schied derselbe freilich wider Erwarten sei- ner Retter allsogleich. Möchten doch die Bewohner einer Gegend, in welcher der Win- ter nahezu ¾ Jahre andauert und die Kälte nicht selten 20° R. erreicht, unterrichtet wer- den, welche Belebungsversuche bei Erfrie- renden anzuwenden sind. Vielleicht dürfte das neue Lesebuch für Volksschulen nebst diesem Unterricht noch verschiedenes Nütz- liche enthalten.“ Aus: Pustertaler Bote, 28.09.1877, S. 2: Wochenchronik: „Ein Unfall eigener Art ereignete sich vor einer Woche auf der Strecke zwischen Döl- sach und Lienz. Ein Bauer aus Kartitsch hatte in Villach zum Weitertransporte auf einem Lastzuge 21 Ochsen verladen. Als sich dieser Zug nun der Station Dölsach näherte, öffnete sich wahrscheinlich wegen schlechter Verschlüsse die Türe eines Viehwagons und 5 Ochsen sprangen gemütlich auf den Bahn- körper herab, kollerten die Böschung hinun- ter, erhoben sich aber alsbald und fingen gemeinschäftlich ganz ruhig zu grasen an, denn keines der fünf Tiere hatte den gerings- ten Schaden genommen. Sie wurden alsbald in ein Gasthaus der Stadt getrieben und dann wieder auf´s neue verladen und dürfte ihnen das zweitemal wohl ein Ausreißer zur Un- möglichkeit gemacht worden sein.“ Aus: Pustertaler Bote, 15.09.1882, Seite 1: 1882 wird im Tilliachtal von 13 Un- glücksfällen innerhalb eines Jahres be- richtet, und kaum irgendwo in Tirol würden soviel Gedenktafeln (Marterln) stehen wie im Kartitsch- Tilliachtal. Aus: Lienzer Zeitung, 11.06.1887, Seite 2: In Kartitsch ist am 3. Juni ein 11 Jahre altes Mädchen in den Bach gefallen und erst zwei Stunden später ertunken als Leiche gefunden worden. Laut Toten- buch hieß das Kind Gertraud Egger, die Eltern waren Jakob Egger, Weber und Gertraud Kofler, (Kleinveider). Aus: Lienzer Zeitung, 05.03.1887, Seite 2: In Bozen erfolgte die öffentliche Hin- richtung eines Mörders durch einen von Wien angereisten Scharfrichter. Die letzte Hinrichtung war 28 Jahre früher. Aus: Tiroler Volksbote, 08.06.1893, Seite 14: Im Zusammenhang mit einer Volksmis- sion in Winnebach wurde ein Mäßig- keitsverein gegründet, um das Schnaps- trinken einzudämmen, mit gutem Mit- gliederzuspruch. Aus: Tiroler Volksbote, 18.07.1895, Seite 13: Ziegen werden als Todfeinde des Wal- des bezeichnet und Schneiteln (Schnatn) ist für den Wald schädlich, zwei Berich- te v. Forstmeister Grimm. Aus: Tiroler Volksbote, 13.01.1899, Seite 4: Ein Geistesgestörter von Untertilliach wird als gesund vom Krankenhaus Inni- chen entlassen und tötet auf dem Heim- weg seine Frau. Aus: Pustertaler Bote, 29.12.1899, Seite 3: Giftschlangen: Bereits seit einigen Jahren werden vom Tiroler Landtag für die Tötung von Giftschlangen Prämien Historisches

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