GZ_Leisach_2019_12

9 Als begeisterter Sportschütze und Mitglied beim Lienzer Sportschützenverein beschäf- tigte sich Emil auch in seiner Freizeit intensiv mit Waffen, allerdings ausschließlich mit Sportwaffen. Die Bedienung der gängigen Geräte erforderte einen enormen Kraftauf- wand – ein Mangel, den Emil durch Tüfteln und Experimentieren beheben wollte. Bald baute er selbst ein Bolzgewehr und später Luftgewehre, die leichter zu bedienen und zielgenauer waren. In seiner eigenen Werk- stätte arbeitete er ständig an der Verbesse- rung der gängigen CO 2 -Pistolen und hatte 1966 ein Modell entwickelt, das bei Sport- schützenbewerben großes Aufsehen erregte und ihm viele Bestellungen einbrachte. Ab 1979 arbeitete Emil mit der Waffenfirma Walther in Ulm zusammen, die nach seinen Plänen und Anregungen Waffen produzierte, mit denen die besten Sportschützen laufend bei internationalen Bewerben vorderste Plätze erzielten. So gewann bei der Welt- meisterschaft in Innsbruck 1983 ein Schwede mit einer Senfter-Pistole die Goldmedaille. 1988 begann die jahrzehntelange Zusam- menarbeit mit der österreichischen Waffen- fabrik Steyr-Mannlicher, für die Emil zahl- eiche Waffen entwickelte. Insgesamt meldete er mehr als zehn Patente an, zuerst auf Eigenregie, dann über die Firma. 1990 ging die erste von ihm entwickelte Serienwaffe in Produktion, später folgten auch halbauto- matische Waffen. Im Serviceteam der Firma Steyr-Mannlicher kam Emil weit in der Welt herum. 1990 wurden sämtliche vorderen Plätze bei der Weltmeisterschaft im Luftpistolen- und Luftge- wehrschießen in Russland auf Senfter-Waffen erzielt, worauf Emil mit dem Kalaschnikow- Orden ausgezeichnet wurde. Auch bei der folgenden Weltmeisterschaft in Manchester benützte der Sieger eine Senfter-Waffe, ebenso wie bei der Olympiade in Barce- lona, wo die besten Vier – ein Chinese, ein Russe, ein Serbe und ein Bulgare – mit Senfter-Pistolen schossen. Auch Emil selbst war immer ein guter Schütze. 1962 und 1980 war er öster- reichischer Heeresmeister im Sturmgewehr- schießen. Bei den Lienzer Sportschützen bekleidete er neun Jahre lang das Amt des Bezirksoberschützenmeisters und war auch immer Mitglied des Heeressportvereins. In Leisach ist aber auch die andere Seite von Emil bekannt: die des verantwortungsbewuss- ten Familienvaters und des besonnenen, ver- lässlichen Vereinsmitglieds. Zugleich mit sei- nem Bruder Reinhold begann er 1958 mit dem Hausbau oberhalb der alten Straße, wobei vom Plan über die Ziegelherstellung, das Errichten der Mauern und das Zimmern der Tür- und Fensterstöcke möglichst alles selbst ge- macht wurde. 1964 lernte Emil seine spätere Frau Aloisia kennen, und als das Haus so weit fertig war, dass man darin wohnen konnte, heirateten die beiden. In den folgenden Jahren kamen die Kinder Lois, Paul, Elisabeth, Brigitte und Christoph zur Welt und füllten das ge- räumige Haus mit Leben. Emil und seine Frau legten großen Wert darauf, ihren Kindern eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Die beiden Ältesten sind Architekten, Elisabeth ist als Ordensfrau in leitender Stellung tätig und weltweit unterwegs; Brigitte lebt mit ihrem französischen Ehemann und ihren Kindern in Saarbrücken, und der Jüngste arbeitet und lebt mit seiner Familie in Nordtirol. Emil und Aloisia haben 15 Enkel, die regen Kontakt untereinander pflegen, obwohl sie weit ver- streut sind. Immer wieder gibt es Anlässe zu Familienfeiern, wo alle zusammenkommen. Neben seinen beruflichen Tätigkeiten, sei- nem zeitaufwändigen Hobby und der Fami- lie nahm sich Emil aber auch immer Zeit für die dörfliche und pfarrliche Gemeinschaft. 25 Jahre lang war er bei der Feuerwehr, 30 Jahre bei der Musikkapelle, für die er auch zwei Jahrzehnte lang Sternsingen ging. Auch beim Kirchenchor war er viele Jahre aktiv. Seit seiner Jugend war er, zuerst ge- meinsam mit dem „Glaser Seppl“, als Vorbe- ter bei Gottesdiensten tätig. Als Pfarrer Moser nach Leisach kam, schlug er Emil vor, sich als Lektor und Kommunionhelfer ausbil- den zu lassen. Dazu war die Einwilligung der Ehefrau nötig, aber das war für Aloisia kein Problem. Diese Funktion bekleidete Emil 17 Jahre lang, und auch heute noch interes- sieren und engagieren sich die beiden für ein gutes Zusammenleben in der Pfarre. In seiner geradlinigen Art geht Emil auch Konflikten nicht aus dem Weg, verlässt aber dabei nie die sachliche Ebene und ist nicht nachtragend, was ihm hoch angerechnet wird. Sich mit ihm zu unterhalten, ist aus- gesprochen anregend, gibt er doch gerne Kostproben aus seinem reichen Schatz an Erinnerungen und Anekdoten zum Besten und lässt dabei den ihm eigenen Humor durchblitzen. Mathilde Habernig

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