GZ_Leisach_2019_12

12 Wir wissen um die Brisanz des Themas: Für viele Menschen gehört das Feuerwerk zum Jahreswechsel – leider, muss man sagen – dazu, wie ein Gläschen Sekt oder der Donauwalzer. Seit Jahren steigen erfreulicher- weise allerdings auch das Bewusstsein und die Sensibilität für die Gefahren und die Folgen der mitternächtlichen Böllerei. Daher verzichten bereits immer mehr Tirolerinnen und Tiroler auf ein privates Feuerwerk und bewundern stattdessen die öffentlichen Licht- und Feuershows zu Mitternacht. Mit einem derartigen „Verzicht“ wird nicht nur ein großer Beitrag zur Minderung der Feinstaub- belastung geleistet, sondern damit wird auch die Umwelt und die eigene Gesundheit gleichermaßen geschützt und man erspart sich nebenbei eine Menge Geld. Die Feierlichkeiten zum Jahreswechsel bilden den Höhepunkt beim jährlichen Verbrauch von pyrotechnischen Mitteln. Rund 90 Pro- zent der verschossenen Jahresmenge fallen auf diesen Tag. In der Silvesternacht werden in Österreich durchschnittlich 10 Mio € in Form von Raketen und Knallkörpern in die Luft geschossen. Die durch die Explosionen freigesetzten Kleinstpartikel verbleiben je nach Witterung noch Stunden, teilweise auch tagelang als Feinstaub in der Luft. Besonders bei den siedlungsnahen Mess- stellen des Tiroler Luftmessnetzes werden am Neujahrstag häufig Überschreitungen des Feinstaubgrenzwertes gemäß Immissions- schutzgesetz-Luft festgestellt. Die Feinstaub- belastung liegt im Zeitraum zwischen Mitter- SILVESTERFEUERWERKE UND IhRE AUSWIRKUNGEN nacht und den frühen Morgenstunden um ein Vielfaches über dem sonst üblichen Ausmaß. In dieser Zeit sind Konzentrationserhöhungen der Halbstundenmittelwerte um den Faktor 20 und darüber feststellbar. Der weit sichtbare Feuerwerksqualm besteht aus gesundheitsgefährdendem Feinstaub. Die durch die Silvester Feuerwerke regelmäßig hervorgerufene Feinstaubspitze zeichnet sich auch durch besondere Inhaltstoffe aus. Ver- schiedene farbgebende Metalle wie Bismut, Strontium, Barium, Kalium und Kupfer wurden in 10- bis 50-facher Konzentration registriert. Hervorzuheben sind besonders die freigesetz- ten Feinststaubpartikel. Einige Studien legen nahe, dass diese Nanoteilchen durch die Lungenwand in die Blutbahn gelangen und daher eine besondere Gefahr für die mensch- liche Gesundheit darstellen. Weitere Informationen zur Feinstaub- belastung zu Silvester unter: https://www.tirol.gv.at/fileadmin/ themen/umwelt/luftqualitaet/ downloads/sonstige_Berichte/ Feinstaubbelastung_zu_Silvester.pdf Raketen und Kracher können einen Schall- druckpegel von bis zu 170dB erreichen. Das kann von einer Verschlechterung des Hör- vermögens bis hin zur Schwerhörigkeit sowie lästigen Ohrgeräuschen (Tinnitus) führen. Be- sonders ältere Menschen, Kleinkinder sowie Wild- und Haustiere leiden sehr stark unter dem konzentrierten Lärmeinfluss. Der Lärm kann zu Verängstigungen oder bei Tieren auch zu einem panischen Fluchtverhalten Abbildung 2: Feuerwerke zum Jahreswechsel im Inntal bei unterschiedlichen Witterungsbedingun- gen; linkes Bild: 1. Jänner 2017 um 00.12 Uhr (Webkamera der Abt. Waldschutz am Standort Kramsach/Angerberg); rechtes Bild: Starker Nebel am Talboden am 1. Jänner 2018 um 00.12 Uhr (Webkamera der Abt. Waldschutz am Standort Schwaz/Kogelmoos).

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