GZ_Thurn_2015_05

Seite 35 A LLGEMEIN Unsere Mame Maria Forcher wurde am 2. September 1911 als ältestes von vier Kindern in Davos in der Schweiz geboren. Dort wurde sie auf den Namen Creszenz getauft. Ihre Eltern August und Creszenz Dignös stammten aus Tramin und Neumarkt in Südtirol, von wo sie Anfang 1900 wegen besserer Verdienstmöglichkeiten in die Schweiz auswanderten. Schon im 7. Lebensjahr verlor Maria ihre Mutter, die im Alter von nur 34 Jahren verstarb. Die vier hinterbliebenen Kleinkinder mussten dann in Südtirol und in der Schweiz in Waisenhäusern und bei Zieheltern untergebracht werden, da der Vater alleine nicht mehr in der Lage war die Kinder aufzuziehen. Unsere Mame kam dann zu ihren Zieheltern Anna und Johann Unterkalmsteiner am Ritten bei Bozen, die selbst keine Kinder hatten.DerZiehvater hatte eineSchusterwerkstätte,wo schließlich auch ihr zukünftiger Gatte Johann Forcher als Schustergeselle tätig war. Da der Ziehmutter der Name Creszenz nicht gefiel, taufte sie Creszenz einfach auf den Namen Maria um, welcher bis heute so geblieben ist. 1933 heiratete sie dann unseren Vater, den „Moar Hansl“ – wie er früher in Thurn genannt wurde. Von 1933 bis 1940 wohnten sie in Oberrinn am Ritten. Im Herbst 1939 kam von der italienischen Behörde der Ausweisungsbescheid, nach dem man die Wahl hatte entweder italienischer Staatsbürger zu werden oder auszuwandern. Unsere Eltern entschieden sich für die Auswanderung. Da Mame zu dieser Zeit bereits mit dem 4. Kind schwanger war, erwirkte man auf Ansuchen einen Aufschub bis Mai 1940. Am 7. Mai 1940 wurde die Familie Forcher mit Sack und Pack nach Innsbruck abgeschoben. Ende Mai kamen sie zum „Schwarzen Adler“ nach Lienz und am 19. Juni 1940 fanden die Vertriebenen beim heutigen „Soga“ in Thurn eine dauerhafte Bleibe. In den Folgejahren bis 1957 wuchs die Familie auf insgesamt 14 Kinder an, wobei zwei schon im Kindesalter und vier als Erwachsene verstarben. Man kann sich kaum vorstellen was unsere Mame mitmachte bis alle Kinder außer Haus waren bzw. selbst ihr eigenes Brot verdienten. Eine sorgenfreiere Zeit begann für Mame 1996 nach dem Tod unseres Vaters, den sie nach einem Schlaganfall mehrere Jahre liebevoll pflegte. In den Folgejahren unternahm sie mit ihrer Freundin Frau Tuschka und den beiden Nachbarinnen sehr viele Tagesausflüge, ja sogar Auslandsreisen, bis es das zunehmende Alter nicht mehr erlaubte. Ihrem Hobby, dem Waldbeerenpflücken konnte sie weiterhin bis ins hohe Alter nachgehen. Die daraus gewonnenen Produkte hat sie dann mit Stolz und Freude großteils an ihre Befreundeten und Angehörigen verschenkt. Unsere Mame hat in ihrem ganzen Leben nie viel besessen, meistens nur das Notwendigste und das nicht immer. Trotzdem hat sie stets für die noch Ärmeren und Ärmsten der Armen etwas übrig gehabt und sie jeden Monat – bis zuletzt – mit einem namhaften Betrag unterstützt. Eine ihrer letzten Aussagen vor dem Sterben lautete: „Tuats ma die armen Leit` nit vergessen!“ Mame, du warst sehr tiefgläubig und glaubensstark, hast die Sonn- und Feiertage sehr hochgehalten, bist jeden Sonntag und bei gegebener Gelegenheit auch zwei- und sogar dreimal zur heiligen Messe gegangen und wolltest bis zuletzt immer noch in die Kirche gehen. Du konntest fast bei allen familiärenAnlässen und Feierlichkeiten, von deinen 12 Kindern angefangen bis zu den 31 Enkelkindern, den 45 Urenkelkindern, ja sogar einem Ururenkelkind, dabei sein. Das letzte Mal war es bei den zwei im Juni 2014 geborenen Urenkeln. Bei einem warst du sogar noch mit großer Freude bei der Taufe in der St. Nikolaus-Kirche in Thurn im Rollstuhl anwesend. Deinen 100er im September 2011 konntest du in körperlicher und geistiger Frische in der Thurner Kirche und imGemeindezentrum mit deiner großen Familie und vielen Freunden aus Nah und Fern feiern. Die Zeit der Vollpflege hat deine Familie gemeinsam mit dem Gesundheits- und Sozialsprengel Lienz-Thurn vorbildlich bewältigt. Es war für sie nicht nur eine entbehrungsreiche und schwere Zeit sondern auch eine wertvolle und schöne Erfahrung, besonders auch für die Kinder. Unsere Mame war sehr pflegeleicht, nicht wehleidig und sehr, sehr dankbar. Sie hat sich für jede geringste Kleinigkeit, die man ihr getan hat, immer mit einem innigen „Vergelt`s Gott“ bedankt. Und das ein paar Mal am Tag bis zu ihrem Lebensende am Sonntag, 4. Jänner 2015. Mame, du warst und bleibst für unsere Familie eine außergewöhnlich gute, liebevolle und fürsorgliche Mutter und Oma. Für alles Gute was du uns getan hast, möchte sich die Familie ein letztes Mal bei dir bedanken und „Vergelt`s Gott“ sagen! Der Herrgott möge es dir mit der Herrlichkeit des Himmels belohnen! Familie Forcher Liebe Mame: Ruhe sanft in Gottes Frieden! Wenn dir jemand erzählt, dass die Seele mit dem Körper zusammen vergeht und dass das, was einmal tot ist, niemals wiederkommt, so sage ihm: Die Blume geht zugrunde, aber der Samen bleibt zurück und liegt vor uns, geheimnisvoll, wie die Ewigkeit des Lebens. (Khalil Gibran)

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