GZ_Kals_2019_12

60 FODN - 73/03/2019 S ie war die Älteste von fünf Ge- schwistern auf dem Hensa-Hof. Drei verstarben schon früh. Sie erlebte mit Jörgl (verst.), Nane, Hansl (verst.) und Seppl dennoch ein schönes Aufwachsen. „Auch auf der Alm im Kal- ser Lesachtal verbrachte sie als Kind viele Sommer. Wenn Maria heute auf der dortigen Hüttenbank sitzt, den nahen Glödis betrachtend, kommen ihr viele Gedanken an frühere Zeiten und drücken ihr wohl die Tränen her- aus. „Wir hatten in unserem Bauernhaus die größte Stube von Lesach. Deshalb spielte sich auch viel drin ab. Lesacher Gungl fanden statt. Manderleut kamen zum Kartenspielen zusammen. Die Glocknerkapelle Kals hielt abends ihre Proben ab. Das ganze Haus war dann voller Musik.“ Lodenkittel mit Eiszapfen Besonders auch die Schulzeit hat sie noch gut in Erinnerung. „Eine gute halbe Stunde lang war unser Schulweg. Wir mussten bei gefährlichem Wetter immer alle zusammenbleiben, weil es ja auch Lawinengefahr gab.“ Die Mäd- chen trugen Lodenkittel. „In der Schule an- gekommen, standen die Kittel unten herum wie Reifenröcke – gefroren und kleine Eiszapfen hingen dran.“ Nicht selten mussten die Buben, auch im Win- ter, hinaus in den Schulhof zum Brun- nen und im eisigen Wasser ihre Füße waschen. „Denn viele mussten vor der Schule noch in den Stall, die Rinder füttern. Dann fehlte es wohl an der Zeit oder an der Lust sich gleich danach zu waschen.“ Kälte war man aber gewohnt. „Denn im Winter wurde in den Bauern- häusern nur die Stube geheizt. Schnee im Schlafzimmer Auch in der Küche war es nicht be- sonders warm. In den eiskalten Schlaf- kammern gab es teils sogar Schnee- verwehungen auf dem Boden. Nur ein Bachstein, den man im Backrohr warm machte, spendete etwas Wärme.“ Da- mals war es auch nicht üblich, dass Mädchen skifuhren. „Ja, es war fast ver- boten. Uns Mädchen hat das Skifahren natürlich auch gereizt.“ Schwer war auch das Heuziehen im Winter. Als Maria ausgeschult war, Von Martina Holzer „Hintaschaugn“ – das macht Maria Eder (80) aus Kals a. G. in ihrem 148-seitigen gleichnamigen Buch, das neu im „OB“- Verlag erschien. Sie lässt die Leser an ihrem bäuerlichen Auf- wachsen auf dem Hensa-Hof in Unterlesach teilhaben – an- hand von kurzweiligen Erzählungen, historischen Bildern und anderem mehr. musste sie mithelfen. „Ich hatte damals noch einen Lodenkittel an. Hosen für Frauen gab es damals nicht. Die Frauen mussten dann hinter dem Fuder gehen und – wie es gerade gebraucht wurde – schieben oder bremsen. Der Schnee staubte einem beim Bremsen unterm Kittel hinauf, eisig kalt war das. Man hatte ja nicht einmal Strumpfhosen – nur Socken bis zu den Knien und Un- terhemden.“ Tierunglück Hart war der Anblick am 23. Au- gust 1956. „Mein Bruder Jörgl und ich mähten auf Zentlödis, so heißt unsere Bergwiese im steilen Gelände. Plötzlich schrie Staller Kaspar: ,A po Rindlen hent gekugelt!‘“ Maria und ihr Bruder machten sich schnell den Weg zum „Sta- dele“ hinunter. „Dann sahen wir, dass im weiteren Umkreis 17 zerschmetterte Ochsen herumlagen. Wir weinten, so schlimm war das.“ Schuld war angeb- lich der Ochsner. „Er hatte seine Herde im Stich gelassen, war mit einer Sen- nerin über die Berge zur Staniska Alm gegangen. In der Nacht schneite es ein wenig, die Tiere gingen in die steile Leite und stürzten dann nacheinander Einblick in ein Kalser Bauernle Maria Eder erzählt in ihrem Buch „hintaschaugn“ von ihren vielen Erinnerungen an ihre Kindheit auf dem „Hensa“- Hof in Lesach.

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