GZ_Kals_2019_12

30 FODN - 73/03/2019 Von Dr. Peter Anreiter, Universität Innsbruck W ährend im Urbar der Burggrafen von Lienz von 1460 noch Ang- lar zu lesen ist, erscheint 1500 in einem Urbar des Amtes Kals bereits nur mehr Glar. Wichtig ist hier der Kon- text: es heißt am Glar, was bedeutet, dass es sich zunächst um keinen Sied- lungsnamen handelte, sondern um eine Gegendbezeichnung. (Feminines Ge- schlecht zeigen Wendungen wie in der Glar von 1749). Dass es überhaupt zur Verkürzung Anglar → Glar gekommen ist, liegt daran, dass man in An- fälsch- licherweise eine Präposition erblickte, die dann später abgefallen ist. Die älteste Quelle, in der der Name Glor (also mit -o-) erscheint, ist eine Pustertaler Beschreibung von 1545: hier wird ein Mathes am Glor erwähnt. Doch konnte sich die Form mit -o- zunächst nicht durchsetzen. Ab dem 17. Jahrhun- dert finden sich Glar und Glor nebenein- Die Überlieferungsgeschichte des Namens Glor reicht bis ins Hochmittelalter zurück. Schon im Urbar der Vorderen Grafschaft Görz von 1299 ist der Name belegt, allerdings in der Form Anglar. In späterer Zeit trat eine Kürzung des Wortkörpers ein, und diese lässt sich ziemlich genau datieren. Glor und Ködnitz - zwei Namen, ein Benennungsmotiv Namenkundliche Forschung in Kals am Großglockner ander, und erst im 19. Jahrhundert wur- de das -o- manifest. Denselben Wechsel zwischen -a- und -o- zeigen übrigens auch verschiedene Zugehörigkeitsbil- dungen: 1533 wird der Glarer Wald ge- nannt, 1674 die Glorer Hueben, ca. 1650 der Glarerpach (aber 1758: Glorerpach, 1773: Glőr Pach, jedoch 1775: Glar Pach), 1676 das Glarer Gueth, 1691 das Glar Äckherle, 1747 der Glarer Anger usw. Anglar ist ein romanischer Name. Zu- grunde liegt *angulāre, das seinerseits GESCHICHTE & KULTUR

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