GZ_Kals_2019_12

FODN - 73/03/2019 23 PFARRGEMEINDE KALS Von Pfarrer Ferdinand Pittl D er evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer hat diese Zeilen im Dezember 1944 verfasst. Es sollte ein Weih- nachtsgruß an seine junge Ver- lobte Maria von Wedemeyer sein. Bonhoeffer war zu dieser Zeit in Gestapo-Haft und rechnete mit seiner Hinrichtung, wann wusste er nicht, es wird dann der 9. Ap- ril 1945 sein. Im Angesicht des Todes und trotz aller Erfahrung von Ohnmacht, Unmenschlichkeit und Ausweglosigkeit in der Gestapo-Haft glaubt er an die "guten Mächte" und fühlt sich darin "wunderbar geborgen." Hätte nicht gerade ein Theolo- ge angesichts der gesehenen und erlittenen Grausamkeiten an Gott zweifeln müssen? Aber Bonhoeffer schreibt weiter: Noch will das Alte unsre Herzen quälen, noch drückt uns böser Tage schwere Last. Ach Herr, gib unsern aufgescheuchten Seelen das Heil, für das du uns bereitet hast. Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern, des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand, so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern aus deiner guten und geliebten Hand. Bonhoeffer verdrängt nicht die Erfahrung "böser Tage", aber er glaubt an eine heile Zukunft, an ein gutes Ende, an eine gute Hand, die ihn auch durch Leid und Tod hindurch führen wird. "Gott ist mit uns", schreibt er. Wenn wir auf das bald vergangene Jahr zurückblicken - wel- che Erfahrungen, Bilder, Ereignisse prägt unsere Erinnerung? Sicher gibt es viele schöne Erinnerungen, vielleicht aber auch Herausforderungen, Krisen, dunkle Tage. Mit welchen Gefüh- len gehen WIR in das neue Jahr? „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ - in ein neues Jahr Von guten Mächten treu und still umgeben, behütet und getröstet wunderbar, so will ich diese Tage mit euch leben und mit euch gehen in ein neues Jahr. Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und amMorgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag. 2020 - ein neues Jahr steht vor uns. Ich denke, ein neues Jahr bietet die Möglichkeit "neu anzufangen." Jeder neue Tag ist wie ein neues Blatt in einem Buch. Manches "Alte" können wir auch mit einem neuen Jahr nicht einfach vergessen, oder abschalten, oder zurücklassen, aber der Jahreswechsel möchte uns einladen, loszulassen, neu zu beginnen, einen Neustart zu wagen. Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag. In einer mündlichen Überlieferung ist uns folgende Weisheit überliefert: Ich sagte zu dem Engel an der Schwelle des Jahres: "Gib mir ein Licht, damit ich festen Schrittes in die Ungewiss- heit des neuen Lebens gehen kann." Aber er antwortete mir: "Geh hinein in die Ungewissheit und lege deine Hand in Gottes Hand, das ist mehr wert als ein Licht und sicherer, als den Weg zu wissen." Der Weg durch dieses neue Jahr wird sich Schritt für Schritt und Tag für Tag zeigen. Durch jeden neuen Tag werden wir eine neue Seite in unserem Lebensbuch beschreiben. Gott gebe dir: Für jeden Sturm einen Regenbogen. Für jede Träne ein Lächeln. Für jede Sorge eine Aussicht und eine Hilfe in jeder Schwierigkeit. Für jedes Problem, das das Leben schickt, einen Freund, es zu teilen, für jeden Seufzer ein schönes Lied und eine Antwort auf jedes Gebet. (Quelle unbekannt) Ich wünsche euch von Herzen ein gesegnetes, neues Jahr 2020! Pfarrer Ferdinand

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