GZ_Tristach_2019_12

Dez. 2019 Nachruf 29 Unsere Verstorbenen E dith wurde am 18. Oktober 1940 als zweites Kind der Maria Saiwald aus Kötschach in Lienz geboren. Als un- verheirateter und alleinstehender Frau blieb ihrer Mutter nichts anders übrig als schnell nach der Geburt wieder selbst für den Lebensunterhalt zu sorgen und so teilte Edith das Schicksal so vieler lediger Kinder dieser Zeit. Bereits im Alter von drei Wochen wurde sie einer Pflegefamilie zur Obhut übergeben. Zeit ihres Lebens betonte Edith jedoch immer wieder, dass ihr wohl nichts Besseres habe passieren können. In der Familie von Aloisia und Georg Hofer in Tristach wurde sie trotz zahlreicher eigener Kinder liebevoll aufgenommen und „Hofer Mutta und Hofer Vota“, wie sie immer sagte, ermöglichten ihr ein Aufwachsen in der Gebor- genheit, Liebe, und Stabilität einer intakten Familie. Wohl hatte sie immer wieder Kontakt zu ihrer leiblichen Mutter, doch wenn von Familie gesprochen wurde, dann waren das für sie immer die „Hofers“. Edith besuchte acht Jahre die Volksschule in Tristach und noch für eine kurze Zeit die Haushalts- bzw. Sonntagsschule bei den Dominikanerinnen in Lienz. Mit der Volljährigkeit musste sie auch auf eigenen Beinen stehen und so ging sie auf „Saison“ nach St. Anton am Arlberg. In der „Pension Elisabeth“ arbeitete Edith zunächst als Zimmermädchen. Und wieder hatte sie Glück, denn sie fand nicht nur einen sicheren Arbeitsplatz, sondern es entwickelte sich zu ihren Dienstgebern eine tiefe Freundschaft. Sie übernahm zusätzlich die Stelle des Kindermädchens bei ih- ren Chefleuten und auch noch Jahrzehnte später herrschte regel- mäßig Kontakt in Form von Briefen und Telefonaten zwischen ihr und den Freunden vom Arlberg. Am 21. Oktober 1967 heiratete sie Alois Bundschuh aus Tristach. 1968 kam Sohn Andreas zur Welt, 1970 folgte Alois jr. und 1973 Tochter Sieglinde. Edith war nunmehr voll ausge- lastet mit der Betreuung ihrer eigenen Familie, zumal bis 1973 auch ihre blinde Schwiegermutter Marianne mit ihr und Lois im gemeinsamen Haushalt lebte und ihre Unterstützung brauchte. Bescheidenheit, Hilfsbereitschaft und die eigenen Bedürf- nisse hintanstellen - das waren Eigenschaften, die Ediths Le- ben stets begleiteten. Ging es ihrer Familie und ihren Freunden gut, dann ging es auch ihr gut, und sie war glücklich, wenn sie anderen helfen konnte. Auch in der dörflichen Gemeinschaft versuchte sie, sich ihren Möglichkeiten entsprechend einzubrin- gen. Jahrelang gehörte sie zu den Frauen, die die Kirche sauber hielten, und bei Oster- sowie bei Adventbasaren spendierte sie zahlreiche selbst gestrickte Socken. Wann immer sich die Gele- genheit bot, sei es an Kirchtagen oder runden Geburtstagen, war sie mit selbst gebackenen Bauernkrapfen, die sie meist mitten in der Nacht -“Weil do hob i mei Ruah“ wie sie sagte - zubereitete, zur Stelle. Auf diesem Wege haben sicher tausende Krapfen im Laufe der Jahre ihre Küche verlassen. Als ihr Mann Lois 1990 in Pension ging, begann für sie bei- de eine feine Zeit. Sie genossen kurze Ausflüge mit Freunden in die nähere Umgebung oder fuhren gemeinsam zur Kur. Besonders freute sich Edith jedoch auf den jährlichen Urlaub mit den Pensionisten der Post in Rimini. Zehn Tage Sonne, Strand und Meer, Spaziergänge um 6 Uhr früh am Strand, Boccia- und Kartenturniere, das alles bereitete ihr viel Spaß. Edith und Lois waren auch Teilnehmer „der ersten Stunde“ bei den Treffen des Kontaktkaffees in Tristach. Während Lois fleißig beim Watten war, schaute sie gerne dabei zu oder versuchte bei einer Partie „Mensch ärgere dich nicht“ selbst ihr Glück im Spiel. Ediths größte Freude waren aber wohl ihre fünf Enkelkin- der. Egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit, sie war immer bereit, auf sie aufzupassen. Mit den Worten „Bring sie mir lei!“ und „Des moch ma schon!“ war sie jederzeit zur Stelle, wenn Not am Mann war. Ihren Enkeln beim Aufwachsen zuzusehen, diese mit Geschichten von früher zu unterhalten, oder ihnen mit dem einen oder anderen Ratschlag weiter zu helfen, das machte sie glücklich. Als ihr Mann Lois im Frühjahr 2016 schwer erkrankte, war sie unermüdlich an seiner Seite. Geduldig und einfühlsam be- treute sie ihn zusammen mit den Kindern und der Hilfe des So- zialsprengels daheim, bis er im Herbst 2016 verstarb. Dieser Verlust war für Edith nur schwer zu ertragen und gleichzeitig stellten sich auch bei ihr nach und nach gesundheitliche Prob- leme ein, die im Sommer vergangenen Jahres darin mündeten, dass sie ins Wohn- und Pflegeheim Lienz übersiedelte. Wann immer es ihr möglich war, wurde sie von den Kindern von dort für ein bis zwei Tage abgeholt, und sie verbrachte dann die Zeit in ihrem geliebten Heim in Tristach. Dennoch war dieses Jahr im Altenheim Lienz auch ein Gewinn für sie. Ihr gesundheitlicher Zustand stabilisierte sich zusehends, sie wurde wieder fröhlicher und aktiver, und wenn sie es auch nicht ganz offen zugab: sie schätzte die ständige Erreichbarkeit und den fürsorglichen Um- gang durch das Pflegepersonal. Ihr Sterbetag war geprägt von vielen schönen Erlebnissen und Begegnungen. Ein Friseurbesuch, ein Besuch bei ihrem Ziehbruder Sigi mit Kaffee und Kuchen, die Freude über die schö- nen Blumen am Balkon in Tristach, ein netter Plausch nach dem Abendessen mit anderen Heimbewohnern auf dem Balkon ihrer Station im Pflegeheim. Etwa eine halbe Stunde später beendete vermutlich ein Sekundenherztod ihr irdisches Leben, und ließ sie friedlich zu ihrem Schöpfer und ihrem geliebten Mann Lois heimkehren. Viele Menschen haben Edith im Leben geschätzt, und ge- meinsam mit ihr sind wir wunderbare Wege gegangen. Wir wer- den unsere Wege weiter gehen. Sie ist nun nicht mehr da und doch ganz nah bei uns - in unseren Gedanken, unseren Erinne- rungen, unseren Herzen. Da hat sie nun ihren Platz. Edith Bundschuh, geb. Saiwald, † 16.09.2019

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