GZ_Sillian_2019_12

36 BLICK Ein Chronik ten mit Knochen, die für die Seifenerzeugung ge- sammelt wurden. Üble Gerüche verbreiteten sich in der ganzen Umgebung. Ab Februar 1945 war in den Klassenzimmern ein Lazarett eingerichtet. Nach Übersiedlung der Schule 1953 ins neue Gebäude benützte die TIWAG die Räumlichkeiten als Lager; heute ist dort das Probelokal der Musikkapelle . • das Fremdenverkehrsamt , später die Trafik Flat- scher und Roswitha Schetts Kerzenladen ; • rechts vom Eingang die öffentliche Bücherei , die auch als Wahllokal diente; heute das Archiv der Schützen und der Kameradschaftsbund . • Im südlichen Zubau befand sich das Wählamt (Tele- fonnetz), später die Bergrettung . Jeden freien „Winkel“ im Haus nützte die Gemeinde- verwaltung als Archiv. Außer den oben erwähnten Ämtern und Institutionen gab es vom Erdgeschoss bis in den Dachboden - auf 4 Ebenen - 10 Wohneinheiten ohne Bäder und mit unge- heizten WC`s im Stiegenhaus. Die Wohnungen konnten mittels Holzofen beheizt werden. Jede Partei besaß ein Kellerabteil („Krautkeller“) als Lagerraum. Für die Be- nützung der Waschküche mit einer „Seachte“ brauch- te es in einer Zeit ohne Waschmaschine beinahe einen „Benützungsplan“. Während der NS- Zeit diente der Keller für Hausbewohner und Nachbarn bei Flieger- alarm als Luftschutzkeller. Die Holzhütten südlich des Gebäudes und die Gemein- schaftsgärten westlich davon galten außer ihrer Nutz- barkeit als wichtige Kommunikationszentren. Nicht selten wurde hier auch das Dorfgeschehen ausgiebig kommentiert. Im Laufe der Geschichte des „Alten Gemeindehauses“ kam es immer wieder zu einemWechsel der Mieter, was vielfach sogar unter den Hausbewohnern unbemerkt blieb. Darüber berichtet eine Betroffene: „Nach dem Auszug des praktischen Arztes Dr. Hechenleitner war eine Privatpartei in die Ordinationsräume eingezogen. Jahre später trafen die dort lebenden Mieter im Wohn- zimmer, dem früheren Warteraum, auf einen Patienten, der sich zunächst nicht davon überzeugen ließ, dass der Arzt hier nicht mehr ordinierte. Erst als man ihm den ehemaligen Behandlungsraum zeigte, der mittlerweile als Schlafzimmer diente, verließ er die Wohnung“. Südseite des Gemeindehauses bei Abriss 2001/02. Foto: Fam. Wanner Gemeindehaus von Westen mit Neuwirts Stadel und Leiter Villa. Foto: Archiv Schiffmann

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