GZ_Assling_2019_10

Mit der Südtiroler Tageszeitung „Dolomiten“ sprach er aus Anlass die- ses Dreifachjubiläums über sein Leben, seine Erfahrungen und seine Erlebnisse. Dankenswerter Weise dürfen wir dieses interessante Inter- view, das am 28. August, dem „Augu- stinitag“, im Lokalteil „Eisacktal“ erschien, den Lesern der ACHSE zugänglich machen. „Dolomiten“: Warum haben Sie sich entschieden, Priester zu werden? Chry- sostomus Giner: Diese Entscheidung ist über die Jahre gewachsen. Als Kind habe ich mit Begeisterung ministriert. Man darf nicht vergessen, es war die Zeit, als der Natio- nalsozialismus an der Macht war und der katholische Glaube nicht unterstützt wurde. Im Gymnasium sind zum Teil gotteslästerliche Aussagen gefallen, die mir bis heute im Gedächtnis geblieben sind. In diesem Umfeld habe ich mich für das Ministrieren entschieden; geprägt und bestärkt hat mich außerdem meine gläubige Familie. Nach der Matu- ra 1945 stand dann mein Entschluss, Priester zu werden, endgültig fest. „Dolomiten“: Warum sind Sie ins Klo- ster Neustift eingetreten? Giner: Mein Onkel, Ambros Giner, war damals Propst in Neustift. Wenn ich an die erste Zeit im Kloster denke, so hat sich – im Vergleich zu heute – Vieles geändert: Damals war es zum Beispiel selbstverständlich, dass immer der Talar getragen wurde. Wollte man sich außer- halb der Klausur (des abgegrenzten Bereichs des Klosters, der den Ordens- mitgliedern vorbehalten ist (Anm. der Red.) bewegen, musste man den Vorge- setzten um Erlaubnis fragen. Die wirt- schaftlichen Angelegenheiten des Klosters wurden damals von zwei Män- nern in einem Büro erledigt. „Dolomiten“ : Sie haben dann in Rom Theologie studiert. Giner: Durch den Novizenmeister Max Schrott bin ich zum Studium nach Rom gekommen. Die Sprachen Italienisch und Latein waren mir damals noch ziemlich fremd, als ich als Provinzler in die Großstadt kam. Ein Erlebnis wird mir dabei immer in Erinnerung bleiben: Die Dogma-Erklärung der Aufnahme Marias in den Himmel am 1.November 1950. Eine Million Menschen war damals auf dem Petersplatz versammelt. Ein beeindruckendes Ereignis! „Dolomiten“: Was waren die nächsten Stationen Ihres Lebens? Giner: Es folgte ein weiterer Kontrast: von der Großstadt in das Bergdorf Ass- ling in Osttirol, wo ich Kooperator war. Wir haben dort ein Jugendheim aufge- baut. Es war schon ein Ereignis, als dafür der erste Lkw von Olang nach Assling fuhr. Eine interessante und lehr- reiche Zeit war auch die Tätigkeit als Novizenmeister in Neustift. Ende der 1950er Jahre konnten die Augustiner- Chorherren viele Eintritte verzeichnen. Zeitweilig waren 60 Chorherren in Neu- stift. Eine unschätzbare Lehrzeit erlebte ich auch in Wien als Seelsorger der Katholi- schen Jugend. Ich war dort unter ande- rem bei einem deutsch-japanischen Jugendaustausch dabei. „Dolomiten“: Mit 39 Jahren wurden Sie zum Propst gewählt. Wie hat sich das Kloster in dieser Zeit verändert? Giner: Die Liturgiereform Pauls VI. hatte auch Auswirkungen auf unser Chorgebet im Kloster und auf die Litur- gie in den Pfarreien: Es wurde nun auf Deutsch gebetet und gesungen. Die Schule wurde in die Hände von Laien gegeben und schließlich verstaatlicht. Heute führen wir das Heim, während die Schule eine Außenstelle der Brixner Mittelschule ist. Der Bereich der Erwachsenenbildung wurde geöffnet: Zunächst wurde das Bildungshaus als Tourismuszentrum gegründet und wid- mete sich dem Thema Tourismuspasto- ral. Es wurden schließlich verschiedene Themenbereiche angeboten: von Semi- naren zu biblischen Themen bis zu Computerschulungen. Durch die Com- puterisierung hat sich auch der wirt- schaftliche Bereich verändert. Bewährt hat sich etwa die Gründung einer Genos- senschaft in der Weinwirtschaft. „Dolomiten“: Was würden Sie einem angehenden Priester raten? Giner: Ich finde es wichtig, eine „gesun- de“ religiöse Haltung zu haben, ohne Fanatismus oder Konservativismus. Auch soll man sich bewusst sein, dass die Entscheidung zum Priestertum bin- dend ist. Man soll diesen Auftrag nicht als etwas sehen, das man probiert. Es reicht nicht, nur zu kritisieren. Man muss den Willen haben, es besser machen zu wollen. „Dolomiten“: Was ist Ihr Ausgleich zur priesterlichen Tätigkeit? Giner: Ich habe immer schon gerne gemalt. Das Malen hat sich im Laufe der Jahre zu einem wunderbaren Hobby ent- wickelt, dem ich bis heute gerne nach gehe. Durch das Malen – eines Porträts oder der Natur – kann ich anderen eine Freude machen. Für dieses Geschenk bin ich sehr dankbar. Seite 17 10/2019 Alt-Abt Chrysostomus Giner: Drei Jubiläen im Jahr 2019 70 Jahre Ordensmann, 65 Jahre Priester, Abtweihe vor 50 Jahren Der Alt-Abt des Klosters Neustift bei Brixen kann im Jahr 2019 gleich auf drei wichtige Ereignisse seines Lebens zurückblicken: 1949, also vor 70 Jahren trat er als Novize bei den Augustiner Chorherren ein, vor 65 Jahren wurde er zum Priester geweiht und vor 50 Jahren vertraute man ihm als Abt die Leitung der Klostergemeinschaft an. Einige seiner ersten Priesterjahre führte den jungen Chry- sostomus als Kooperator nach Assling, wo er mit jugendli- chem Elan seelsorgerisch wirkte. Ein besonderes Anliegen war ihm die Arbeit mit der Jugend der Pfarre. Die Errichtung des „Pfarrsaales“, heute Kulturheim, geht aus sein engagiertes Wirken zurück. Bild: „Dolomiten“ (fis)

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