GZ_Kals_2019_10

84 FODN - 72/02/2019 Von Vroni Riepler W enn Ende August der erste Leb- kuchen in den Läden liegt, und man mit Flip Flops beim Ein- kaufen schon ganz leicht fröstelt, weil es draußen 28 und im Laden 18 Grad hat, dann geht bei mir im Kopf immer so eine Art „Anzeigetafel“ in der Optik, wie sie früher bei den alten Postbussen oben angebracht war; in großer schwar- zer Schrift auf einer weißen Textilrolle an. Auf der Seite brachte der Chauffeur die passende Destination mit einer Kur- bel in Position (tja mein Kopf tickt lei- der immer noch analog) und statt „Kla- genfurt“ oder „Feldkirchen“ bei steht um diese Jahreszeit seit vielen Jahren gedanklich das gleiche Ziel auf dem Schild in meinem Kopf: „nachhause“. Es ist jetzt alles wieder da, wir sind alle wieder da und die, die nicht weg waren, mussten ja da sein, weil die anderen bei ihnen waren. Jetzt hört sich das Gewu- sel schön langsam wieder auf, und es beruhigt zu wissen dass auch der längs- te Urlaub (ihr wisst schon, der, der ande- renJ) einmal ein Ende hat. Wenn es im Herbst wieder los geht mit der Schule, dem Musikunterricht, den Trainings, sämtlichen Kursen und Pro- ben und was Menschen außerhalb ihrer beruflichen Pflichten so machen, habe ich das Gefühl, wieder ein Kind zu sein, das in ein neues Schuljahr startet. Mitt- lerweile bin ich aber schon 17 Jahre aus der Schule und ich weiß, dass jedes Jahr wenn überhaupt- nur ein neues Lehrjahr für mich beginnt, was dem schon eher gerecht wird, schon allein, weil man ja in der Lehre weit weniger lange frei hat als die Schüler mit ihren schier endlo- sen Ferien und weil auch der Spruch „Lehrjahr sind keine…“ nun auch mehr auf meinen Alltag zutreffen. Es heißt aber nicht zwangsläufig, dass ich mich mit jedem dieser Jahre klüger und „wis- sensreicher“ fühle, wenn auch „belehr- ter“, aber es schwingt zumindest jedes Mal diese grundpositive Erneuerungs- stimmung in mir mit, die ich hatte, als ich alle meine neuen Bücher und Hefte daheim am Küchentisch ausbreitete und mir schwor, sie niemals so fürchterlich zu versauen, wie die des Vorjahres; ein Vorsatz den ich meist schon Mitte Ok- tober für gescheitert erklären musste, weil ich spätestens dann- und ich meine wirklich spätestens (denn einmal schaff- te ich es bereits am 2. Schultag sämtli- che Bücher mit „Vorni“ zu beschriften, worauf ich versuchte, diesen Schriftzug „intensiv“ zu schwärzen, wobei der Filz- stift die äußerst empfindliche Papier- schicht wohl stark angegriffen haben muss und bei r ein großes Loch entstand und die ganze Optik der neuen Bücher beim Teufel war)- aus Langeweile wäh- Alle(s) wieder da Epilog- Herbst 2019 Es ist der vierte Herbstepilog, den mein alter Laptop schlucken muss und nach dem Lesen der letzen drei überkommt mich kurz das Gefühl, dass ich vielleicht von allem, was man zum Herbst sagen kann, schon geschrieben hab, vom Vieh, das bald heimkommt, von der Schule und sowieso vom üblichen Herbstgeschwafel über Regen und Blätter und ihr wisst schon, das was jetzt in jeder Zeitschrift vorne drin steht.

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