GZ_Kals_2019_10

FODN - 72/02/2019 79 Grossglocknerin (3.798 m) Erzherzogin-Johanna-Hütte (3.454 m) Blaue Köpfin (3.061 m) Freiwandspitzin (2.919 m) Figerhornin (2.743 m) Glocknerhornin (3.680 m) Kleinglocknerin (3.770m) Glatzschneidin (2.910 m) wältigt hatte: „Ich kann nur aus eigener Erfahrung sprechen – beim Höhenberg- steigen sind immer noch wenige Frauen unterwegs. Klar hat man immer noch mit Vorurteilen zu kämpfen, dass wir Frauen weniger stark sind, nicht so ei- nen schweren Rucksack tragen können – aber ich glaube, dass in den letzten Jahren bewiesen worden ist, dass das ganz anders ist“. “Die Alpen sind weiblich” Und diese eignen Wege waren oft beschwerlich und gefährlich, wie die Geschichten der Alpinistinnen in der Ausstellung verdeutlichen. Auch die Kärntner Nationalpark- und Frauenre- ferentin Landesrätin Sara Schaar betont die Rolle der Frauen als Vorreiterinnen im Gebirge: „Die Alpen sind weiblich und Frauen im Aufstieg! Es ist eine gro- ße Freude, zu sehen, dass endlich ein- mal auch die sensationellen Leistungen alpiner Pionierinnen in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt werden. Die Geschichten dieser mutigen, zielstre- bigen Frauen, egal ob sie privilegiert oder weniger privilegiert waren, wer- den durch diese Ausstellung lebendig. Und sie ermutigen Mädchen und jun- ge Frauen dazu, ihren Weg zu gehen – auch abseits überholter Rollenbilder.“ Der Rundgang durch die Ausstellung im zweiten Obergeschoß des Besucher- zentrums entführt die Gäste in die weib- liche Welt des Alpinismus vor rund 150 Jahren: Zu Beginn der Ausstellung geht es um die Frage, ob es damals überhaupt Frauen in den Bergen gab. Und ja, die gab es durchaus! Allerdings handelte es sich bei den ersten Alpinpionierinnen beinahe ausschließlich um privilegierte Frauen aus aristokratischen und groß- bürgerlichen Kreisen - Frauen wie Kai- serin Elisabeth, Hortense de Beauhar- nais oder Marie von Preußen wurden zu prominenten Vorbildern. Die alpine Bevölkerung dagegen hatte zu dieser Zeit wenig Verständnis für die Abenteu- er dieser wohlhabenden Damen, die in nobler Bekleidung mit Rock, Bluse und Hut in die Berge gingen. Denn für viele einheimische Frauen war das Begehen der Berge ganz alltäglich. Sie verdien- ten ihren Lebensunterhalt als Sennerin, als Botin, als Schmugglerin oder als Ehefrau eines Bergführers oder Hütten- wirt. So manche wurde dabei als Last- enträgerin ungewollt zur Erstbesteige- rin – aber diese Leistungen wurden natürlich nicht dokumentiert und diese Frauen bleiben bis heute unerkannt und unbekannt. Ein weiterer Abschnitt der Ausstel- lung widmet sich ebenjenen Frauen – von gekrönt und adelig über bürgerlich und wohlhabend bis hin zu einheimisch und arm – die als Pionierinnen des Al- pinismus gelten. Angefangen bei der Magd bzw. Kellnerin Marie Paradis, die 1808 überredet worden sein soll, auf den Mont Blanc zu steigen bis hin zu den Französinnen, Britinnen oder Ameri- kanerinnen, die aus den starren Kon- ventionen ihrer Zeit ausbrachen und begannen, die Berge an der Seite ihre Ehemänner, aber auch durchaus allein, zu erobern. Oft nehmen diese Pionierin- nen auch in gesellschaftlicher Hinsicht eine Vorreiterrolle ein: Sei es als Kämp- ferinnen für das Frauenwahlrecht, als Gründerin von sozialen Einrichtungen oder als Autorinnen in Zeitschriften. Frauen haben noch einen langen Weg vor sich Es stimmt, dass es für Frauen bereits ein langer und weiter Weg gewesen ist, sagte Nicole Slupetzky vom Österrei- chischen Alpenverein. „Frauen hat es immer in den Bergen gegeben, sie waren nur unsichtbar.“ Mit dieser Ausstellung werden sie sichtbar gemacht – „aber ich glaube, dass wir noch einen sehr weiten Weg vor uns haben“ , meinte Slupetzky. Der Großglockner ist eine Frau! Lautet der Titel der Ausstellung noch zaghaft „Der Großglockner wird weib- lich!“ so ist man spätestens nach einem Rundgang durch die Ausstellung über- zeugt: „Nein, er wird nicht weiblich, die Metamorphose ist bereits vollzogen, er (sie) ist bereits eine Frau!“

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