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48 FODN - 72/02/2019 KINDER, JUGEND & FAMILIE Lesetipps aus der Bücherei Für den Herbst empfehlen wir euch Frauenpower PUR: Viele unserer Neuzugänge stammen aus der Feder einer Frau, wer jetzt aber an Kitschromane und Heimatromanzen denkt, der irrt! [Von Bücherei Kals am Großglockner] Dörte Hansen: Mittagsstunde Schon der Roman „Altes Land“ aus dem Jahr 2015 ist in der Bü- cherei Kals zu finden. H eimatroman ist eine Bezeichnung, die wohl im weitesten Sinne für bei- de Werke passend erscheinen könnte. Auch „Mittagsstunde“ führt den Le- ser in die norddeutsche Tiefebene, und wenn Hansen die karge Landschaft dort ausführlich beschreibt, so erkennt auch ein Alpenbewohner bekannte Elemente wieder – wissen wir ja, was es heißt, im Einklang, aber auch im Kampf mit der Natur zu leben. Die Bücherei ist am Donnerstag von 17:00 - 18.30 Uhr und am Sonntag von 09:15 - 10:30 Uhr geöffnet. Rückgabe: Jederzeit über die Bücherrückgabebox möglich! Beide Bücher punkten mit feiner Iro- nie, lesen sich aber leicht und verständ- lich. Hansen nimmt sich den „Mikrokos- mos Dorf“ (wie sie selber es nennt) ge- nau unter die Lupe und es fällt leicht, sich mit dem etwas schrägen Dozent für Archäologie, Dr. Feddersen, anzufreun- den. Er nimmt sich eine Auszeit: Nicht nur vom Beruf, sondern auch von sei- ner etwas gewöhnungsbedürftigen 3er- Beziehung und von der Stadt Kiel, um seine alternden Eltern, die immer noch auf dem Land leben und eine Gastwirt- schaft führen (oder dies zumindest frü- her getan haben), zu pflegen. Der Spiegel schreibt über Mittags- stunde: „Dörte Hansens neuer Roman Doris Knecht: Wald Schon mal was von Doris Knecht gelesen? Nein?! Dann wird es höchste Zeit! A uch von ihr hat die Bücherei Kals mehrere Werke im Angebot.: Aus dem Jahr 2011 „Gruber geht“ – ein sprit- ziger Roman über einen Mann – viele Frauen, viel Geld – und eine Krebser- krankung. Wie das alles zusammenpasst fragt ihr euch: Am besten Roman ausleihen und herausfinden! Auch „Alles über Be- ziehungen“ ist ein erfrischender Roman, der zwar nicht mit Tiefgang punktet, aber vielleicht gerade deshalb unterhält – wer will denn immer nur ernst sein? Und einen Mann, der wohl als notori- scher Fremdgeher bezeichnet werden kann, den kann man ja nicht ernst neh- men… Doris Knechts „Wald“ jedoch erinnert ist ein literarisches Ereignis, ihre Lese- rinnen und Leser werden zu Recht be- geistert sein.“ wohl den einen oder anderen an Marlen Haushofers Werk „Die Wand“. Nicht er- schrecken, so düster ist es nicht, und ein Happy End können wir euch auch ver- sprechen. Aber die Geschichte einer wohlhaben- den Modedesignerin, die alles hat, aber alles verliert, regt zum Nachdenken an: Marian (eigentlich Marianne, aber das wäre ja viel zu gewöhnlich) führt das Leben einer Aussteigerin – jedoch nicht weil sie es will, sondern weil ihr die Wirtschaftskrise im wahrsten Sinne des Wortes alles genommen hat: Geld, Mann, Wohnung, Auto – einfach alles. Sie lebt im Haus ihrer Tante, das sie geerbt hat, und überlegt sich jetzt nicht mehr, wann sie ihre 400 Euro teure Ge- sichtsmaske das nächste Mal auflegen soll, sondern wo sie demnächst ein paar Eier oder ein Huhn stehlen kann. Zu stolz, um dem Sozialstaat auf der Tasche zu liegen, oder zumindest so enttäuscht vom System, dass sie es nicht mehr in Anspruch nehmen will, begibt sie sich in eine Beziehung, die an Ab- hängigkeit erinnert, aber wahrschein- lich die ehrlichste ist, die Marian je ge- habt hat.

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