GZ_Kals_2019_10

FODN - 72/02/2019 47 NATUR & UMWELT des 50 Jahr Jubiläums machte der Ost- tiroler Steinwildreferent Rupert Bacher. Er berichtete über die Entwicklung des Kalser Steinwildes seit der ersten Frei- lassung. Ausfälle durch Räude Durch diese Erkrankung gingen al- lein in Kals seit Ende 2016 nachweis- lich (die Dunkelziffer dürfte höher sein) knapp 30 Tiere verloren. Erreger ist die Milbenart, von der die Weibchen Bohrgänge in die Haut graben und darin Eier ablegen. Daraus schlüp- fen Larven, die sich nach rund drei Wo- chen wieder paaren. Die Erkrankung beginnt mit Schuppenbildung meist am Kopf, Hals und Bauch oder den Beuge- flächen der Beine. Später kann sie den ganzen Körper befallen und hochgradi- ger Juckreiz, Hautverdickungen sowie Krustenbildung und Haarausfall sind die Folge. Durch das Kratzen entstehen oft Hautverletzungen, die eitrige Ent- zündungen durch Sekundärinfektionen nach sich ziehen. Früher ging man da- von aus, dass eine Ansteckung unwei- gerlich den Ausbruch der Krankheit und das Verenden des befallenen Tieres nach sich zieht. Heute weiß man, dass es sogenannte stille Milbenträger gibt. Dies sind Tiere, die nicht oder nur temporär erkranken und es zu keiner Massenvermehrung der Milbe am Körper kommt. Stille Milbenträger sind daher das Reservoir für das langfristige Überleben der Mil- ben in Beständen. Deshalb wurden in einem Forschungsprojekt des National- parks Hohe Tauern gemeinsam mit den Jagdausübungsberechtigten verschiede- ner Regionen der Tauern, beispielswei- se den Kalser Jägern, Lauscher (Ohren) von erlegten, aber als gesund angespro- chenen, Tieren auf Räudemilben unter- sucht. Dabei wurden auch Proben von Gämsen gesammelt, welche ebenfalls an Räude erkranken können. Ergebnisse Die Ergebnisse der untersuchten Lauscherproben von den vor der Erle- gung als gesund angesprochenen Tie- ren sorgten für Überraschungen. Denn beim Steinwild konnten über beide Untersuchungsjahre gesehen 68 % und beim Gamswild 45 % der Tiere war die Milbe nachzuweisen. Allerdings muss hierbei berücksichtigt werden, dass vie- le Proben aus Gebieten stammen, wo zum Zeitpunkt der Probennahme Räu- de auftrat. Dadurch könnte die Anzahl der positiven Proben höher sein, als nach Jahren ohne Räude. Andererseits wurde von jedem Stück lediglich ein Lauscher untersucht, Milben können aber an vielen Stellen am Körper vor- kommen. Möglicherweise ist dadurch der tatsächliche Anteil der Milbenträger sogar unterrepräsentiert. Es wird daher angedacht, diese Untersuchung nach einem längeren Zeitraum ohne Räude- fälle zu wiederholen, um zu eruieren, ob sich der Anteil stiller Milbenträger verändert. Der Nationalpark Hohe Tauern be- dankt sich bei den Kalser Jägern für die Probensammlung und der Stieglbraue- rei zu Salzburg, welche die Steinwild- forschung im Nationalpark Hohe Tau- ern finanziell unterstützt.

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