GZ_Kals_2019_10

FODN - 72/02/2019 45 NATUR & UMWELT Blasensteine wurden verwendet. Im Jahr 1683 attestierte der Leibarzt des Fürsterzbischofs von Salzburg sogar wissenschaftlich die Heilkraft der Stein- wildarzneien. Dadurch stiegen die Prei- se um ein Vielfaches an, Hornpulver als Aphrodisiakum wurde sogar mit Gold aufgewogen. Die damals ohnehin schon zu hohen Entnahmen, unterstützt durch Wilderei, wurden damit weiter angetrieben und sogar eigene Steinbockapotheken be- trieben. Die Verbesserung der Feuerwaf- fen und sich verändernde klimatische Bedingungen brachten schlussendlich den Steinbock ab dem 16. Jahrhundert immer stärker in Bedrängnis. Wann das Steinwild aus den Hohen Tauern ver- schwand ist nicht genau dokumentiert. In Österreich hielt sich die Wildart im Nordtiroler Zillertal am längsten. Dort wurden zwischen 1694 und 1700 sogar noch Tiere für eine, allerdings miss- glückte, Aussetzung im Tennengebir- ge gefangen, was den zurückgehenden Bestand zusätzlich stark schwächte. Im Extremwinter in den Jahren 1708/09 mit Temperaturen weit unter dem Schnitt, gewaltigen Schneemassen bis in den Sommer hinein und zahlreichen späten Schneefällen dürfte dann auch dieses letzte österreichische Vorkommen erlo- schen sein. Jäger und Wilderer retten eine Art Im gesamten Alpenbogen überleb- ten nur knapp 100 Tiere im Gebiet des heutigen Gran Paradiso Nationalparks. Die Aufnahme zeigt eine der ersten Freilassungen im Alpenbogen im Schweizerischen Nationalpark. Bildquelle: Bildarchiv Schweizerischer Nationalpark. Steinbockfreilassung Ködnitztal 16. Juni 1969: Die ersten vier Tiere Schweizer Herkunft entsprangen im Bereich der Moa-Alm den Transportkisten. Im Bild rechts: Niggl Hias (Schnell Matthias)  Steinbockschädel, Grabungsfund aus Gradonna (Felsenkapelle)

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