GZ_Kals_2019_10

42 FODN - 72/02/2019 LANDWIRTSCHAFT Tag, als ich sie interviewte, war kurz vorher sogar Urenkelin Lena auf Besuch. Da der Fahrweg so gut beisammen ist, finden auch vermehrt Mountain- und E-Bikefahrer den Weg ins Teischnitztal. Den 16. Almsommer ist Lisl mittler- weile Sennerin im Teischnitz und noch nie ist ihr ein Tier verunglückt. Darüber ist sie natürlich sehr froh, man merkt bei jedem Satz, wie wichtig ihr das Wohler- gehen der Kühe und Kälber ist. Lisl berichtet mir von ihrem unan- genehmsten Ereignis als Hirtin, näm- lich dem großen Wintereinbruch am 5. September 2007. Ich muss schmunzeln, erinnere ich mich doch selber auch gut an diesen Tag zurück: Damals war ich noch im Lienzer Talboden daheim und reiste mit mäßig festem Schuhwerk zu meiner Arbeitsstelle nach Kals – ich zog mitleidige Blicke und Kopfschütteln der Kalser Bevölkerung auf mich, es hatte nämlich sogar in der Ködnitz ca. 5 cm Schnee. Lisl hatte damals noch kein Handy (heute ist sie telefonisch erreich- bar) und konnte sich nicht mit den Bau- ern kurzschließen. Das unfreundliche Wetter und der Wind sowie ihre Angst, dass die Rinder auf den Hängen abrut- schen und „kugeln“ könnten, jagten ihr eine Heidenangst ein. Um die Tiere ins Tal zu bringen musste man zu guter Letzt sogar in der Klamm zur Schnee- schaufel greifen. Dies war ihr frühestes Sommerende – noch früher war es nur 2010, dort wurde am 1. September abge- trieben, jedoch danach noch einmal he- rauf! So schrieb sie im Jahr 2010 auch den Rekord für das späteste Abtriebsda- tum, endgültig kam das Vieh da näm- lich erst am 25. September heim. Das heißt, wenn Sie, liebe Leser, die- sen Fodn in Händen halten, ist Lisl mit großer Wahrscheinlichkeit schon wie- der daheim in Lana. Sie berichtet mir voll Freude, dass ihre Familie in ihrer Abwesenheit die Neugestaltung und den Umbau ihrer Küche organisiert hat! Ob sie nächstes Jahr überhaupt noch auf die Alm geht, wenn daheim alles in neuem Glanz erstrahlt, möchte ich zum Schluss aber schon noch wissen. Da lacht die 76-jährige Lisl: „Im Herbst bekomme ich ein neues Knie, danach muss ich erst weiter schauen!“ Wenn ich mir die Lisl aber so anschaue, wie viel Freude ihr die Arbeit bereitet und wie fit sie heute ist, bin ich mir ziemlich sicher, dass ich meine Nachbarin auch im Sommer 2020 wieder im Teischnitz- tal besuchen werde...

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