GZ_Kals_2019_10

28 FODN - 72/02/2019 GESUNDHEIT & SOZIALES D em noch suchenden, verzweifel- ten Alkoholiker gelingt es viel- leicht, sich an den Strohhalm der Anonymität zu klammern und eine Kontaktstelle anzurufen oder ein Mee- ting aufzusuchen. In der Geschlossen- heit der Gruppe, unter seinesgleichen, findet eine emotionale Annahme des leidenden Menschen statt, wie sie ein Außenstehender nie zu leisten vermag. Jeder spricht nur von sich. Dort geben wir uns gegenseitig die Kraft, trocken zu bleiben und so kann der Tod auf Ra- ten gestoppt werden. “Lass das erste Glas stehen, immer nur für heute” “Heute trinke ich noch und morgen fange ich an, aufzuhören!” Mit diesem Vorsatz lebte ich und konnte meinen jammervollen Zustand nie ändern. Es vergingen Monate und Jahre, weil ich erst morgen das erste Glas stehen lassen wollte. Ich frage mich heute manchmal, wollte oder konnte ich nicht? Hatte ich Angst vor einer Zukunft ohne Alkohol, oder war die Gegenwart mit Alkohol noch zu schön? Da gab es dann vor Jahren einen sehr merkwürdigen Tag: An diesem Mor- gen kam mir plötzlich der Gedanke, ich müsste gegen mein Trinken etwas tun, und zwar heute. Es dünkt mich fast wie ein Wunder, dass mir an jenem Tag nie der Gedanke kam, es auf morgen zu verschieben. Noch in der gleichen Stun- de verließ ich das Haus, um Hilfe zu suchen. Gott sei Dank war niemand da, der meinen Vorsatz stören konnte, denn eine Einmischung hätte wahrscheinlich meinen Widerstand hervorgerufen. Als ich vom Arzt wegging, fand ich noch eine “eiserne Ration” in mei- ner Aktentasche: eine kleine Flasche Cognac. Da kam mir doch wieder die verfluchte Idee: “Den trinke ich heute noch und morgen fange ich endgültig an”. Der Gedanke, das erste Glas heute stehen zu lassen war diesmal aber stär- ker, ich warf die Flasche weg und ging nach Hause. Hilfe und Rettung fand ich dann endgültig bei den Anonymen Al- koholikern, wo ich mit viel Herzlichkeit aufgenommen wurde. Seitdem bin ich trocken und führe ein einigermaßen zu- friedenes Leben. Gründer der AA in Südtirol Anonyme Alkoholiker in Osttirol Obwohl Alkoholismus als Krankheit anerkannt ist, gilt der Alkoholiker in weiten Bereichen der Öffentlich- keit noch immer als charakterschwacher Mensch, der sein Elend selbst verschuldet hat. Ein Hilfsangebot anzunehmen ist deshalb für einen Betroffenen meistes mit der Angst verbunden, als Alkoholiker erkannt, „registriert“ zu werden. Die Welt nach außen, alles aufrecht zu erhalten raubt dem Trinker die meiste Kraft. Durch Schamgefühle, Selbstzerfleischung usw. regiert immer mehr der König Alkohol, ohne dem du nichts mehr bist. S ollten auch Sie das Gefühl haben, dass Sie mit dem Alkohol nicht richtig umgehen können, so haben Sie den Mut und schauen bei uns vorbei. Wir sind Frauen und Männer, die alleine nicht vom Alkohol wegkamen und nun gemeinsam Erfahrung, Kraft und Hoffnung teilen Mail: sotirol@anonyme-alkoholiker.at oder info@aa-suedtirol.com Telefon: 0676 616 6989 Web: www.anonyme-alkoholiker.at Meetings Lienz Rechter Iselweg, Sozialsprengel A - 9900 Lienz Mittwoch, 20:00 Uhr Samstag, 15:00 Uhr Innichen Freisingerstraße 2, Krankenhaus, alter Trakt, 1. Stock I - 39038 Innichen Dienstag, 19:30 Uhr

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