GZ_Kartitsch_2019_10

Oktober 2019 28 bringend und wurde allmählich aufgelassen. Der Zugang zu diesem Bergbau- gebiet beträgt von Strassen/Bach rund 90 Minuten Gehzeit bei Überwindung von rund 500 Hö- henmetern bergauf, von St. Oswald beträgt er rund 60 Minu- ten bei rund 150 Höhenmetern. So darf angenommen werden, dass Bergarbeiter auch im nähe- ren St. Oswald wohnten, eigent- lich am Weg zur Verhüttung des Gesteins, die in der Schmelze am Gailbach in Tassenbach erfolgte, vermutlich wohl im hinteren Gailbachgraben. Damit wäre auch der Bezug von Dorf und Kirche von St. Oswald als Knappensied- lung zu erklären. Nach einem Bericht von Adolf Aichner in den Osttiroler Heimat- blättern wurden in diesem Berg- baugebiet Strassen/Abfaltersbach um 1925 von der damaligen „Panzendorf-Tessenberg - Ges.m.b.H.“ unter Leitung von Bergbau-Direktor DI Hugo Leo- pold nochmals genaue Untersu- chungen angestellt und aufwendi- ge Erschließungsarbeiten er- bracht. Dazu wurde im Bergbau- gebiet eine Arbeiterunterkunft für 23 Arbeiter und eine Schmiede errichtet und eine vom darunter- liegenden Auenbach angetriebene Tunnelbelüftung angelegt. An der Drau wurde ein Sprenggutlager eingerichtet. Sämtlicher Material- bedarf wurde hinaufgetragen. Der ehemalige 460 m tiefe Römerstol- len wurde erweitert und mit Glei- sen versehen. Im näheren Um- kreis von etwa 1.000 Meter wur- den insgesamt sieben Stollen wie- der geöffnet und bis zum Erz vo- rangetrieben oder neu angelegt, alle benannt und aufgezeichnet, sowie geringe Gesteinsmengen für Untersuchungen abgebaut. Als Ergebnis konnten beachtliche Kupfer- und Antimon- Erzlager mit einer durchaus interessanten Ausbeute gefunden und errechnet werden. Inzwischen war das verfügbare Geld aber aufgebraucht. So wurde nach Investoren zur Errichtung einer 2 km langen Seilbahn zum Bahnhof Abfaltersbach und zum Bau einer Aufbereitungsanlage gesucht, die wegen zu geringer Nachfrage nach Bundmetallen in den Zwischenkriegsjahren und der hereingebrochenen Weltwirt- schaftskrise nicht gefunden wur- den. Auch ein nochmaliger Start- versuch nach dem zweiten Welt- krieg scheiterte. Inzwischen wurden die Gebäude und Anlagereste abgetragen und die Stolleneingänge verfielen, nur die überwachsene große Schutt- halde unterhalb des Römerstol- lens erinnert an den ehemaligen Bergbau. Heute führt in unmittel- barer Nähe der in den 1950er Jah- ren errichtete Forstweg St. Oswald - Dorfberg vorbei. Zu nennen bleibt noch das um die vorige Jahrhundertwende in Lei- ten/Obertilliach auf einer Höhe von vermutlich 1.600 m freige- legte Antimonlager, mit „Bavariastollen“ bezeichnet. Ex- perten vermuten hier eine Erzla- gerschicht, die sich bis zum Berg- bau „Mark Auenbach“ und bis St. Oswald durchzieht. Nicht bekannt ist, ob und wie lange im Lager Leiten abgebaut wurde. Neben einem ehemaligen Schwe- fel-Magnesit-Bergbau in Außer- villgraten sind im Osttiroler Oberland noch der „Schwefelkiesbergbau Tessen- berg“ und der „Schwefelkiesbergbau Panzen- dorf“ anzuführen. Beide Berg- werke wurden zuletzt von der vorne genannten „Panzendorf - Tessenberg Ges.m.b.H.“ noch im vergangenen Jahrhundert betrie- ben. Inzwischen dürften auch die letzten Bergknappen verstorben sein. Über beide Bergwerke findet sich in den Osttiroler Heimatblättern Nr. 11/1994 ein ausführlicher, mit Bildern dokumentierter Bericht von Adolf Aichner, Strassen, des- sen Vater noch zu den letzten Mitarbeitern beider Betriebe zähl- te. Ludwig Wiedemayr Anmerkungen: 1 Ebner Lois: „Kartitsch in Osttirol“ Eigenver- lag, 1982, S 54 2 Sint Heinz: „St. Oswald, Gemeinde Kartitsch, Geschichtlicher Rückblick“, Eigenverlag, 2009, S 157 3 Ebenda 4 Ebner Lois: „Kartitsch in Osttirol“ Eigenver- lag, 1982, S 186 Literatur: Aichner Adolf: „Bergbau im Pustertaler Oberland bis 1953“ in Osttiroler Heimatblätter 11/1994 Aichner Adolf: „Die Antimon-Buntmetall- Erzlagerstätte Abfaltersbach – Strassen“ in Osttiro- ler Heimatblätter 9/1997 Heinricher Alois: „Bergbaue an der Südseite des Drautales“ in Sillian, Geschichte und Gegenwart, Haymonverlag 2015, S 13 Kramer Hans: „Beiträge zur Geschichte des Land- gerichtes Sillian von ungefähr 1750 bis 1850“ in Osttiroler Heimatblätter 12/1964 Historisches

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