GZ_Kartitsch_2019_10

27 Oktober 2019 Bergbau im Gebiet des heutigen Osttiroler Oberlandes wurde seit den Anfängen der Besiedelung mit unterschiedlicher Ausbeute bis in die Neuzeit betrieben. Flur- bezeichnungen wie etwa Römers- tollen, Knappenbrunn, Kegel- platzl usw. weisen darauf hin. Ebenso haben sich Legenden, Sa- gen und Überlieferungen bis heu- te erhalten. Letzteres mag beson- ders für die Siedlung St. Oswald und den Bergbau am Oberberg/ Dorfberg gelten. St. Oswald soll nach der Legende eine Knappensiedlung sein. Die um 1360 erstmals genannte und 1450 erweiterte Kirche zum Hl. Oswald wird auch Knappenkirche genannt und die Ortschaft hieß man früher und oft noch heute das Kupferdörfl, obwohl kaum Beziehungen zum Bergbau belegt sind. Historisch belegt ist Berg- bau im „Kastall“ (auch Karsch- tal), einem steilen Waldstück et- wa 800 m unterhalb und nördlich der St. Oswalder Kirche und der Kastallwiesen, auf ca. 1.280 m Höhe, am alten Kastallweg St. Oswald - Hof/Strassen. Reste der heute verfallenen „Knappenlöcher“ zeugen vom Abbau von Kupfer- und Eisenkies in Tonglimmerschiefer im 15. und 16. Jahrhundert, der vermut- lich bald nach 1590 wieder einge- stellt wurde. 1590 ist „Hanns von Graben zum Stein als Gewerke des Bergwerkes auf Kartitsch un- ter der St. Oswaldskirche ge- nannt.“ (1) Trotzdem das Bergbaugelände damals wie heute knapp in das Gebiet von Strassen einlag, darf man annehmen, dass die Knappen wohl im nahen St. Oswald haus- ten. Die Siedlungsgeschichte von St. Oswald mit sechs Urhöfen (Schwaigen), aus denen durch Hofteilungen rund 25 Bauerngü- ter entstanden, gibt aber keinen Hinweis auf Bergarbeiter. Der Lokalforscher Heinz Sint, der die Entwicklung von St. Oswald bis ins Heute erforschte, erwähnt, dass jeder Ansiedler landwirt- schaftliche Nutzfläche von einem der Urhöfe erhielt. (2) Anzuführen ist auch, dass die bäuerliche Ansiedlung von St. Oswald und Kartitsch ebenso wie der Bau der ersten Kirche um ei- niges früher als der dokumentier- te Bergbau erfolgten. Auch findet man am Kirchenbau von St. Oswald keinen Hinweis auf Berg- knappen. Die Ansicht, die An- siedlung von St. Oswald und der erste Kirchenbau seien der Ver- dienst von Bergknappen, wäre damit widerlegt. Wohl aber ist anzunehmen, dass Bergknappen in St. Oswald haus- ten oder untergebracht wurden, auch St. Oswalder Kleinbauern als Knappen im Bergbau arbeite- ten, die bäuerliche Bevölkerungs- struktur sich damit aber nicht än- derte. (3) Trotzdem bleibt interessant, dass die Kirche von St. Oswald, heute Filialkirche, vermutlich schon beim Bau das Begräbnisrecht er- hielt. Im Bergbaugebiet Kastall wurde in den Kriegsjahren 1917/18 nochmals ein 30 m lan- ger Stollen vorgetrieben und da- bei ein Erzlager von Kupfer und Magnetkies gefunden, die alten Anlagen fand man jedoch nicht. (OHB 11/1994) Berichtet wird auch von einem ehemaligen Bergbau in der Monögge, etwa 1 km westlich von St. Oswald. Konkrete Hin- weise fehlen jedoch. (4) Offensichtlich ergiebiger Bergbau wurde beim Kupfer-Silber- Antimon-Abbau „Mark- Auenbach“ am Oberberg betrie- ben. Schattseitig, an den südli- chen Gemeindegrenzen von Ab- faltersbach und Strassen zu St. Oswald/Kartitsch, im oberen Be- reich und Quellgebiet des Auen- baches, auf 1.500 bis 1.580 m Höhe befinden sich mehrere, heu- te großteils verfallene Bergwerks- stollen, von denen der 460 m tiefe „Römerstollen“ auf Bergbau schon zur Römerzeit hinweist. In den ältesten Stollen, nur „mit Schlögl und Eisen“ in „Feuersetzmethode“ vorangetrie- ben, wurde zuerst nur Kupferkies abgebaut, im 15. und 16. Jahrhun- dert auch silberhaltige Blei- Zinkerze und besonders reger Bergbau herrschte hier gegen En- de des 17. zum 18. Jahrhundert. Zuletzt wurde nach Blei und An- timon geschürft. Die Bergarbeiter kamen von auswärts, ebenso wur- den auch hier ansässige beschäf- tigt. Manche Gebräuche der da- maligen Bergbauarbeit sind über- liefert, ebenso die Erzählung von einem makabren Kegelspiel der Knappen. Der Abbau war selten gewinn- Historisches Bergbau in St.Oswald und am Oberberg/ Dorfberg

RkJQdWJsaXNoZXIy MTUxMzQ3