GZ_Leisach_2019_09

9 Auf den Stoff zu „Das Wunder von Wörgl“ kam Thomas durch einen Zeitungsartikel, den ihm ein Filmproduzent zeigte. Der Held dieser wahren Geschichte ist der Bürger- meister von Wörgl, der in der Not der Wirt- schaftskrise 1933 in seiner Kleinstadt eige- nes Geld drucken ließ, um die Wirtschaft anzukurbeln. Bekannte Schauspieler wie Karl Markovic und Verena Altenberger spielen mit großem Einsatz die Hauptrollen im sehens- werten Film. Bis ein Film dieser Größenordnung im Fern- sehen läuft, braucht es eine lange Vorlauf- zeit. Im Schnitt braucht Thomas ein Jahr für die Recherche und ein weiteres Jahr für das Verfassen des Drehbuchs. Erst dann muss die Finanzierung aufgestellt werden, was noch einmal ein Jahr in Anspruch nimmt. Für die eigentlichen Dreharbeiten stehen dann nur 30 bis 40 Tage zur Verfügung. Das muss schnell gehen, weil die Drehtage sehr teuer sind. Anschließend wird das umfangreiche Filmmaterial zum fertigen Film geschnitten. Insgesamt kostete die Produktion des Films 2,5 Millionen Euro. Während ein großes Projekt im Laufen ist, arbeitet Thomas bereits an weiteren Plänen. So hat er bereits Ideen für eine Serie auf einer Streaming-Plattform und für ein Road- movie. Nicht alles, was anfangs interessant wirkt, lässt sich auch verwirklichen, und andererseits kann er auch nicht alles anneh- men, was an ihn herangetragen wird. Um in Ruhe nachdenken und schreiben zu können, zieht sich Thomas seit nunmehr fünf Jahren im Sommer für sechs Wochen aus der Groß- stadt zurück und lebt auf einer abgeschiede- nen Alm im Außerfern, wo er weder Telefon noch Internetempfang hat. Er hütet dort an die 80 Jungrinder, während seine Schwester Carmen als ausgebildete Schafhirtin mit ihrem Hirtenhund 700 Schafe beaufsichtigt. Wenn sie mit der Außenwelt in Kontakt treten wollen, müssen sie einen Gipfelanstieg von ca. 1 ½ Stunden auf sich nehmen. Das Leben in dieser Bergeinsamkeit gibt ihnen Kraft für die anspruchsvolle Arbeit im Tal: für Thomas als Drehbuchautor und für Carmen als Sozialarbeiterin. Auch mit seiner Schwester Eva ist Thomas beruflich verbunden. Sie arbeitet bei einem großen Filmverleih in Wien und steuert mit- unter Dialoge für Drehbücher bei, wobei sie den weiblichen Blick und einen Sinn für feinen Humor einbringt. Der jüngste Bruder Lukas lebt ebenfalls in Wien und hat an der Hochschule für Bodenkultur studiert. Tanja lebt und arbeitet in Innsbruck, Carmen wohnt in Telfs, wenn sie nicht gerade auf der Alm ist. Zu seiner Familie hat Thomas eine sehr enge Bindung. Seine Eltern haben ihn in seinem künstlerischen Werdegang immer voll unter- stützt. So hat zum Beispiel seine Mutter Christa bei den Dreharbeiten zu seinem ersten Kurzfilm das Catering für die gesamte Mannschaft übernommen, und sein Vater Emmerich, den die Leisacher ja als begabten Theaterspieler kennen, wirkte sogar als Schauspieler mit. Beide Eltern sind auch selbst kreativ tätig: Christa verfasst Gedichte und widmet sich der Kalligraphie, Emmerich bearbeitet als Bildhauer Holz und Stein. Sie freuen sich natürlich über die Erfolge von Thomas, besonders aber darüber, dass er sich trotz seiner Erfolge sein natürliches, offenes Wesen bewahrt hat. Was sich bei Thomas geändert hat, sind die Ansprüche, die er an sich selbst stellt. Heute will er mit seinen Geschichten nicht nur unter- halten, sondern sein Publikum zum Nachden- ken anregen, ihnen Einblicke in andere Lebenswelten geben und dadurch Verständ- nis für Fremdes wecken. M. Habernig

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