GZ_Gaimberg_2019_08

52 52 Die Sonnseiten Nummer 60 - August 2018 Nachrufe i i 3 - s 9 „Das Jahr stand auf der Höhe“... ... als das „Kerschbaumer Mo- idele“ Frau Maria Glantsch- nig ihre Seele dem Schöpfer zurückgeben konnte. Wie hätte es auch anders sein kön- nen, verband sie doch Zeit ih- res langen Lebens große Ehr- furcht und Liebe zu Gottes Schöpfung in all ihren Wesen und Facetten. Mögen es Tiere oder Blumen gewesen sein, das Moidele widmete allen Lebewesen Zeit, Respekt und Aufmerksamkeit. Verbunden fühlte sie sich besonders auch der Muttergottes, schätzte das Rosenkranzgebet und die innigen, alten Marienlieder. Vielleicht wurde es gerade deshalb ein Marientag, der Samstag, 13. Juli 2019, als sich eine ansehnliche Trauer- gemeinde von unserer Dorf- ältesten in liebevoller Erinne- rung verabschiedete. Dekan Dr. Franz Troyer leitete den Trauerkondukt, umrahmt von Bläsergruppe und Kirchen- chor. PA Mag. Georg Webhofer brachte dieses lange Leben noch einmal in Erinnerung: „ Maria Glantschnig , die „Kerschbaumer Moidl“, er- blickte am 9. Februar 1925 als Tochter des Konrad Glantschnig, vlg. Kersch- baumer, und der Maria, geb. Mayr, das Licht der Welt. Sie war die Älteste von sechs Ge- schwistern. Moidl besuchte die Volkschule in Grafendorf und anschließend die Haus- haltungsschule der Landwirt- schaftlichen Lehranstalt in Döllach im Mölltal. Sie war eine ausgezeichnete Schü- lerin, wie auch das Entlas- sungszeugnis der Volksschule mit alles „Sehr gut“ beweist. Ihre Jugendzeit war geprägt von harter Arbeit am elterli- chen Hof, auf dem noch zwei weitere Schwestern Anna und Notburga sowie den drei Brü- dern Anton, Chrysanth und Josef aufwuchsen. Ihr Leben verlief ohne größe- re Krankheiten. Einzig eine Mittelohrentzündung, die auch in der Klinik in Inns- bruck nicht richtig erkannt wurde, beeinträchtigte ihr Hörvermögen. Eine große Stütze war Moidl im Haushalt und in der Land- wirtschaft für ihren Bruder Josef. Im Zusammenleben mit den Geschwistern war sie immer auf den Frieden im Haus bedacht - und sie haben ein Leben lang „guat g’schaff‘n“. Besondere Freude hatte sie mit den Kälbern, Katzen und vor allem auch mit den Hen- nen. Wenn sie sich zu Fuß zum Einkaufen in die Stadt aufmachte, so nahm sie meist auch Eier für Stammkunden mit. Diese Eier waren sehr gefragt, hatte Moidl doch im- mer ein spezielles Futter für ihre Hennen. Eine gute Hand hatte sie auch für die Blumen, an denen sie sich stets sehr erfreute. Auch auf der Alm war sie immer wieder gerne. Das letzte Mal war ihr dies vier Tage vor ihrem Sterben gegönnt. Und sie wollte da eigentlich nicht mehr von der Alm herunter. Überhaupt mochte sie Aus- flüge in die schöne Natur sehr gern. Vielfach waren diese auch mit Wallfahrts- orten verbunden. Moidl war eine tief religiöse Frau. Der Kirchgang war ihr heilig, das Beten bedeutete ihr sehr viel. Daraus holte sich Moidl die Kraft für den Alltag. Bis zu- letzt las sie fleißig religiöse Schriften - und das ohne Bril- le. Ihr Interesse für die Mis- sion entstand vor allem durch ihren Onkel Franz Mayr (1865-1914). Er war in drei Ländern Afrikas als Missio- nar tätig: in den ehemaligen britischen Kolonien Natal und Südrhodesien sowie im Königreich Swaziland, wo er einem Raubmord zum Opfer fiel. Bis zum letzten Samstag, also drei Tage vor ihrem Ster- ben, war sie auf den Füßen. Gestärkt mit der Hl. Kran- kensalbung hat sie dann am Dienstag, dem 9. Juli 2019 ihr Leben in die Hand Gottes zurückgegeben. Moidl, ruhe nun nach Deinem langen Leben im Frieden und in der Freude Gottes!“ Di e Leu t e be im „Un t e r- kerschbaumer“, wie man die- ses Anwesen auch nannte, waren für ihr umfassendes Wissen, soziale Kompetenz und eine sprichwörtliche Umgänglichkeit bekannt. Man hielt sich gerne in ihrer Umgebung auf, staunte über ihre Belesenheit und das wa- che Interesse am Geschehen in Kirche und Welt, erfreute sich an den lebendigen Er- zählungen über alltägliche Erlebnisse, aber auch außer- gewöhnliche Ereignisse aus früherer und heutiger Zeit. Maria Glantschnig war die letzte von drei Schwestern, es lebt noch der Bruder Josef Glantschnig. Er bereitete sei- ner Schwester einen sichtbar würdigen Abschied, in auf- richtiger Dankbarkeit und ge- schwisterlicher Liebe. Worte und Sinn des „sommerlichen“ Kirchenliedes (GL 465) hat das Moidele wohl im Herzen getragen und ernsthaft gelebt, sie mögen auch uns Botschaft und Richtung sein: Das Jahr steht auf der Höhe, die große Waage ruht. Nun schenk uns deine Nähe und mach die Mitte gut. Herr, zwischen Blühn und Reifen und Ende und Beginn. Lass uns dein Wort ergreifen und wachsen auf dich hin. Das Jahr lehrt Abschied nehmen schon jetzt zur halben Zeit. Wir sollen uns nicht grämen, nur wach sein und bereit, die Tage loszulassen und was vergänglich ist, das Ziel ins Auge fassen, das du, Herr, selber bist. † 09.07.2019 Maria Glantschnig Viele Sommer kümmerte sich Maria Glantschnig um die Blu- menpracht auf der Alm. Fotos: privat

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