GZ_Gaimberg_2019_08

32 32 Die Sonnseiten Nummer 60 - August 2018 Chronik i n i 3 - s 9 Vor 80 Jahren - Schuljahr 1938/39 Schulleitertausch und die schulischen Verhältnisse allgemein Mit 25. März 1938 erfolgte die strafweise Versetzung des Schulleiters der VS Iselsberg, Dominikus Vallazza, nach Gaimberg. Zugleich wur- de der Leiter der Gaimber- ger Volksschule, Karl Stark, nach Iselsberg versetzt; „aus politischen Gründen“ laute- te die offizielle Begründung der Kreisleitung (heute Be- zirkshauptmannschaft). Die Iselsberger Schulchronik und die mündliche Überlie- ferung „erzählen“ die Hin- tergründe. Vallazza, aus dem ladinischen Cole Santa Lucia stammend, war - angeblich wie die Ladiner allgemein - gern Österreicher, aber nicht gern „Deutscher“. Er hatte in Iselsberg eine bedeutende gesellschaftliche Stellung und war sogar gut vier Jahre lang Bürgermeister, wobei er eine Verlängerung nicht an- nahm. Seine Verankerung in der Bevölkerung und damit die Gefahr, seine ablehnende Haltung gegen das Hitlerre- gime zu verbreiten, war also der Hintergrund. Am Isels- berg bekam ich zu lesen, dass aber auch der Lehrer Stark nicht „unschuldig“ am Leh- rertausch war. In Gaimberg gibt es von dieser Zeit keine Schulchronik. Vallazza hatte schon 1910 am Iselsberg zu unterrichten begonnen, musste aber zwi- schenzeitlich (1. Weltkrieg), vom März 1915 bis Novem- ber 1918, zu seinem Regi- ment nach Mezzolombardo einrücken. Nach dem Kriegs- ende unterrichtete er am Iselsberg weiter bis zu seiner Versetzung nach Gaimberg. Anscheinend übte er auch hier keinen Nazi-freundlichen Einfluss aus, die Strafe hatte sich also nicht zufriedenstel- lend ausgewirkt, sodass er im 2. Halbjahr des Schuljahres 1938/39 für 18 Monate über- haupt außer Dienst gesetzt wurde. In diesen 1 ½ Jahren musste die bisherige Lehr- person der „unteren“ Klasse, Frau Wurnig, die Schullei- tung übernehmen. Als zweite Lehrperson kam Frl. Sido- nie Hillebrand (wahrschein- lich von auswärts) an unsere Schule. Im Schuljahr 1940/41 über- nahm Hermann Lercher, der Sohn des früheren, langjäh- rigen Schulleiters Alois Ler- cher, der hitlerfreundlich ge- nug war, die Schulleitung für ein Jahr, bevor er einrückte und an den Kriegsfolgen in Frankfurt an der Oder starb. Inzwischen war - besonders durch den Krieg - ein groß- er Lehrermangel entstanden, weshalb die Schulkreisleitung gezwungen war, auswärts um Lehrpersonen zu werben. Das wird auch der Grund gewesen sein, Vallazza mit dem Schul- jahr 1941/42 wieder in den Schuldienst aufzunehmen. Diesem wird durch die Au- ßerdienstsetzung sicher auch der „Brotkorb höher gehängt“ worden sein, sodass es ihm leichter gefallen sein wird, seine Meinung zum Nazi-Re- gime zu unterdrücken. Nebenbei leistete er wert- volle Dienste als Gemeindes- ekretär. Aus dieser Zeit wur- de mir eine Geschichte zum Schmunzeln erzählt. Eine sei- ner Schülerinnen, bei der er sich’s schulisch leisten konn- te, wurde von ihm nicht sel- ten als Briefträgerin zwischen Gemeinde und verschiedenen Ämtern und Behörden ein- gesetzt. Als die Wirtsleute vom Haidenhof das Silberne Hochzeitsjubiläum feierten, wurde sie mit einem „Packl“ dorthin geschickt. Als Dank für den Botendienst erhielt die Schülerin dort zwei Fa- schingskrapfen geschenkt, welche sie als solche aber nicht kannte. In der Pause er- gab sich dann die Frage, wie mit dem unbekannten Gebäck umzugehen sei, nachdem be- merkt worden war, dass sie nicht - wie gewohnt - innen hohl waren. Zwei Banknach- barinnen, die eines dieser besonderen Gebäcke von ihr geschenkt bekommen hatten, waren also „gezwungen“, ihr Geschenk zu teilen. Und bei dieser „Operation“ kam das Geheimnis dieser Krapfen zutage: Sie waren mit Ma- rillenmarmelade gefüllt! So wird der VSD Dominikus Vallazza somit der Auslöser für den vermutlichen „Ein- stand“ der Faschingskrapfen in Gaimberg gewesen sein. Zumindest wird sich ein an- derer nicht so spannend abge- spielt haben. VSD Dominikus Vallazza (links) und Bgm. Siegmund Rainer bei einem Ausflug mit dem Kirchenchor. VSD Dominikus Vallazza (sitzend 3. v.l.) als ehemaliger Ge- meindesekretär bei der Ehrenbürgerschaftsverleihung an Bgm. Siegmund Rainer (1964). Fotos: Ortschronik

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