GZ_Gaimberg_2019_08

31 Die Sonnseiten Nummer 60 - August 2018 3 Chronik 3 9 Anlässlich dieser Reise er- ging ein Rundschreiben des k. u. k. Bezirkshauptmanns an die Gemeinden des po- litschen Bezirkes, wovon der erste Teil folgend lautet (übersetzt in die uns gewohn- te Lateinschrift): „Seine Majestät, der Kaiser und König haben allergnä- digst zu gestatten geruht, dass anlässlich Allerhöchst dessel- ben Reise nach Meran am 20. September d. J. in jenen Sta- tionen Tirols, in welchen der Hofzug anhält, Behörden und Bevölkerung auf dem Bahn- hofe sich einfinden.“ Der Bezirkshauptmann in- formiert weiters (ziemlich umständlich und „unterthä- nigst“), dass der Hofzug, was unseren Bezirk betrifft, die Strecke voraussichtlich in den Vormittagsstunden des 20. September durchfahren wird und dass außer in Lienz auch in Abfaltersbach und Innichen (das damals dazuge- hörte), ein kurzer Aufenthalt vorgesehen sei. Es ist anzunehmen, dass auch GaimbergerInnen die „vor- aussichtlichen Vormittags- stunden“ und eventuell länger sich Zeit genommen und die besondere Gelegenheit ge- nützt haben werden, den Mo- narchen mit seinem Hofzug zu sehen. Nicht bei ihm sein konnte seine Gemahlin Kai- serin Elisabeth (seit den Fil- men hauptsächlich als „Sissi“ bekannt), die ein knappes Jahr vorher in Genf einem Attentat zum Opfer gefallen war. Sein einziger Sohn (ne- ben drei Töchtern) Rudolf wiederum hatte sich gut 10 Jahre vorher selber das Leben genommen. Der Kaiser selber hatte ein Attentat - mit Verlet- zungen - überlebt. Vor 120 Jahren - September 1899 Kaiser Franz Josef reist mit seinem Hofzug über Lienz nach Meran Kaiser Franz Josef (1830-1916) Vor 175 Jahren - 1844 Herausgabe eines Reiseführers, in dem Gaimberg beschrieben wird Im Band II des über 500-sei- tigen Reiseführers zu Tirol und Vorarlberg von Dr. Jo- hann Jakob Staffler kommt das heutige Osttirol dran. Hinsichtlich unserer Gemein- de wusste er nicht nur über den umständlichen Namen - nämlich Obergaimberg und Untergaimberg - Bescheid, sondern auch über die eigen- ständige finanzielle Gebarung der beiden Gemeindeteile. Diese ist in den damaligen Jahresrechnungen durch den je eigenen Kassier ersichtlich. Ja, ja, das Geld .... Ein kurzer, amüsanter Aus- zug in wörtlicher Wiederga- be: „Östlich und eine halbe Stunde von Lienz und ebenso weit von Thurn ruht am Fuß des schönen und fruchtbaren Gaimberges auf dem rechten Ufer des Grafenbächleins das 1834 erneuerte sehr hübsche Kirchlein des Apostels Bar- tholomäus zu Grafendorf, in dessen Nähe sich bloß die Priesterwohnung und die Schule befinden. Die stattli- chen Häuser, welche zu dieser Seelsorge gehören, sind bis auf eine Höhe von ¾ Stunden auf dem sonnenhellen und reich gesegneten Bergabhan- ge gar zierlich herumgestreut und je nach Stellung in Un- ter- und Obergaimberg ge- schieden. Nirgends gruppie- ren sie sich zu einem Dorfe, nicht einmal zu einemWeiler. Jede dieser Abteilungen hat ein eigenes Ökonomium, das gesondert verwaltet wird.“ Mit der Schule meint er das frühere Mesnerhaus mit der Schulklasse im 1. Stock. Was das „Grafenbächlein“ betrifft, war er weniger gut informiert, und auch nicht darüber, dass der „sonnen- helle Bergabhang“ zeitweise nicht so „fruchtbar und reich gesegnet“ herunterschaut. Trotzdem können wir uns über seine heitere, positive Schilderung von Kirche und Landschaft freuen. Mit dem Hervorheben der typischen Siedlungsform in unserer Gemeinde („gar zierlich he- rumgestreut“) macht er sie uns bewusster. Er gesellt sich damit in eine Reihe von Au- toren, die von dieser besonde- ren Landschaft schwärmen, wie z. B. der ausgewanderte Lienzer Beda Weber. Die- ser berühmte Sohn der Stadt Lienz beschreibt den Gaim- berg recht schwärmerisch als „kleines Paradies und als einen der schönsten Sonnen- hänge, die Tirol aufweisen kann.“

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