GZ_Thurn_2019_07

Seite 45 A LLGEMEIN Für Ausfahrten mit dem Motorrad mussten zu jener Zeit noch Vater und Mutter um Erlaubnis gebeten werden. Bis derartigeAmtswege erledigt waren, war die kleine Schwester Marianne be- reits längst am Rücksitz und schwupp – davon mit dem Verehrer. Martina war da natürlich sehr eifersüchtig. Letztlich war Martina aber hartnäckig genug und hat Tone, der ein kleines Sägewerk in der Zauche betrieben hat, am 25. Jän- ner 1958 in Innsbruck geheiratet. Im August kam Sohn Klaus zur Welt. Kurz darauf verpasste ihr das Leben einen schweren Schicksalsschlag. Tone erkrankte schwer und starb noch im selben Jahr. Dank der Hilfe ihrer Familie und har- ter Arbeit konnte sie die schwere Zeit mit vielen Entbehrungen durchstehen. So wurde das Sägewerk von Tone als Wohnhaus umgebaut und ein Studium für Klaus möglich. Martinawar auch ein geselliger Mensch und brachte sich in der Dorfgemein- schaft ein, sang mit Begeisterung im Kirchenchor, spielte im Theaterverein unzählige Neben- und Hauptrollen vor und hinter dem Vorhang. Bei Festen hat Martina mit ihrer Freundin, der „Stanissen Moidl“, als helfende Hand selten gefehlt. Martina hatte auch ein großes Herz für ihre Mitmenschen. Bereits als Ju- gendliche half sie als „Kindsdirn“ im Verwandten- und Bekanntenkreis aus. Sie pflegte ihre Tanten und Eltern in schwerer Krankheit. Für jeden, dem etwas auf dem Herzen lag, hatte sie auch stets ein offenes Ohr oder eine Schulter zum Anlehnen. Martina führte bis zuletzt ein sehr gast- freundliches Haus. Gerne waren die Kinder ihrer Geschwister willkommen sowie Freunde ihres Sohnes, später sogar die ihrer Enkel. Mit ihren beiden Enkelkindern Cle- mens und Stephanie war Martina als „Thüana Oma“ leidenschaftlich gerne unterwegs. Ob eine abenteuerliche Zugfahrt mit dem Korridorzug, Näh- kurse für Puppengewänder oder Bau- genehmigungen weit außerhalb der Sandkiste. Später durften auch die Urenkel die gleichen Abenteuer mit ihr genießen. Im November letzten Jahres erhielt Martina die Diagnose Krebs. Mit gro- ßer Demut und Tapferkeit hat sie die schwere Zeit durchgestanden und durfte am 3. Juni 2019 im Kreise ihrer Familie friedlich einschlafen. Familie Leiter Maria Sepperer, Niggler Mizl, wurde am 12. Juni 1930 als drittes von vier Kindern in Latzendorf, Gemeinde Stall im Mölltal geboren. Sie wuchs als fröhliches, lebenslustiges Kind auf und besuchte die Schule in Stall. Mit etwa 13 Jahren hatte sie einen schweren Rodelunfall, bei dem sie sich eine Wirbelverletzung zuzog. Erst nach langer Zeit wurde die Verletzung erkannt, woraufhin sie nach Laas ins Krankenhaus gebracht wurde und dort Im Gedenken an Frau Maria Sepperer fünfeinhalb Jahre im Gipsbett verbrin- gen musste. Gegen Kriegsende war sie aufgrund ihres körperlichen Zu- standes auf der Liste, um von den Na- tionalsozialisten eliminiert zu werden. Als ihr Vater Nachricht von dem erhielt, machte er sich sofort auf den Weg, um Mizl aus dem Krankenhaus zu holen und ihr somit das Leben zu retten. Nach ihrem Krankenhausaufenthalt war es ihr einige Zeit nur mehr mög- lich, mit einem Stahlmieder zu gehen. Im Glauben an Gott pilgerte sie einmal zum „Marterlen“, wo sie das Mieder ablegte und von da an wieder ohne dessen Hilfe gehen konnte. 1954 übersiedelte die Familie vom Mölltal nach Thurn zum Unterniggler. Mizl war ein geselliger und lustiger Mensch, nahm mit Freude am Dorfle- ben teil, spielte Theater und sang im Chor mit. Als es ihr Gesundheitszustand wieder zuließ, ging sie verschiedenen Tätig- keiten nach. Eine Zeit lang versuchte sie sich als Näherin, arbeitete an ver- schiedenen Orten im Gastgewerbe und ging bei der Firma Fahnengärtner in Pension. Als Sennerin verschlug es sie für einige Zeit auf die Golleralm ins Defereggental, später dann auf die Unterniggleralm am Zettersfeld. Dort fühlte sich Mizl so wohl, dass sie sich eine Schupfe ausbauen ließ und sogar einige Winter in der „Mizlhütte“ ver- brachte. Handarbeiten war eine ihrer Lieblings- beschäftigungen. So verschönerte sie auchmanche einfärbige Blusemit ihren Stickereien. Mizl hatte einen grünen Daumen, wobei ihre Liebe besonders den Geranien galt. Auch im Wohn- und Pflegeheim, in das sie vor 22 Jahren übersiedelte, hegte und pflegte sie ihre Blumen. In letzter Zeit verschlechterte sich Mizls Gesundheitszustand zusehends, sodass sie bettlägerig wurde. Nach einem mehrwöchigen Krankenhaus- aufenthalt schlief sie in der Nacht von Sonntag, 16., auf Montag, 17. Juni 2019, für immer ein. Mizl – wir werden dich in lieber Erinne- rung behalten! Familie Baumgartner Nur wenige Wochen nach dem Ableben von Frau Josefa Baumgartner verstarb ihre Schwester Maria Sepperer.

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