GZ_Thurn_2019_07

Seite 44 A LLGEMEIN Josefa Baumgartner, Niggler Sefele, wurde am 25. November 1934 dem Johann und der Anna Sepperer, vlg. Keuschnig, in Latzendorf, Gemeinde Stall im Mölltal, geboren. Als Nesthäkchen hatte sie es recht gut bis zum schweren Unfall ihrer Schwes- ter Maria beim Schlittenfahren. Da- raufhin musste sie auch fest anpacken und mithelfen beim Schafe- und Rin- derhüten in der „Sowann“ (Gemein- schaftsalm der Latzendorfer Bauern). Zwischendurch wurde auch die Schule besucht. Nach schwerer Krankheit und Tod des einzigen Bruders Johann Sep- perer 1951 entschloss sich der Vater, Zur Erinnerung an Frau Josefa Baumgartner den Hof im Mölltal zu verkaufen und beim Unterniggler in Thurn neu anzu- fangen. Im März 1954 zogen sie mit Sack und Pack nach Osttirol. Beim Vorstellen der Nachbarn wurde sie „vom Blitz getrof- fen“, als sie den Oberniggler Sepp sah. Zwischendurch besuchte sie einen Winter lang die Haushaltungsschule in Dellach. Es dauerte nicht lange, bis sie dann im März 1959 ihren Sepp heira- tete und sie die Unternigglerbauersleut wurden. 1964 übergab ihnen der Vater den Hof. Es wurden ihnen fünf Kinder geschenkt. Mit viel Fleiß als Bäuerin und Vermiete- rin fand sie jedoch immer noch Zeit, um sich in die Dorfgemeinschaft und die Bäuerinnen-Organisation einzubrin- gen. Schon vor 40 Jahren entdeckte sie Yoga für sich und gab es auch in etlichen Kursen gerne an Interessierte weiter, womit sie sicherlich sehr prä- gend war für ein gemeinschaftliches Gesundheitsbewusstsein in der Ge- meinde. Urlaub und Freizeit gab es kaum, aber in ruhigen Momenten frönte sie ihrer dichterischen Ader. Mehrere sehr nette Gedichte entstanden, von denen auch einige veröffentlicht wurden. Gerne zeigte sie auch Interessierten in der Schule oder im Kammerlander Hof das Wolle-spinnen mit dem Spinnrad. Ein schwerer Schicksalsschlag für die Familie war der unerwartete plötzliche Tod von Tochter Margarethe im Jänner 1998. Viel Arbeit und Kreativität war also ihr Leben. Ein offenes Ohr, Ideen und Le- bensweisheiten für Menschen, die sie um Rat fragten, wofür welches Kraut gewachsen sei – sie wusste stets eine Antwort. Leider wurden die letzten Lebensjahre aufgrund ihrer Demenzerkrankung dauernd schwieriger. Dank der aufop- ferungsvollen Pflege von Sepp mit der Unterstützung vom Sozialsprengel Li- enz-Thurn konnte Sefele überwiegend „dahoame bleibm“. Im März 2019 feierten sie die Diaman- tene Hochzeit noch recht gut und vol- ler Freude. Nach einem Oberschen- kelhalsbruch verschlechterte sich ihr Gesundheitszustand schnell und sie erholte sich leider nicht mehr. Im Kreise ihrer Familie durfte sie am 26. April 2019 zu ihrem Schöpfer heim- gehen. Unsere Herzen bleiben erfüllt von ihrem Sein!! Familie Baumgartner Martina Leiter ist am 3. Juni 2019 er- löst zu Gott Heim gekehrt. Wie Mar- tina selbst sagte, hatte sie ein auf- regendes und schönes Leben und nicht das Gefühl, etwas versäumt zu haben. So wollen wir kurz zu ihrem Andenken noch ein Paar Stationen ihres Lebens festhalten. Am 20. Juli 1932 kam Martina als drit- tes Kind von neun beim Unterweger Bauer zur Welt. Von 1938 bis 1946 besuchte sie die Volksschule in Thurn. Das „Happlehietn“ und „Toulle treibn“ in da „Leitn“ und im „Saubodn“ sind prägende Erinnerungen an die dama- lige Zeit. Nach dem Schulabschluss begann Martina eine Schneiderlehre in Ober- drum. Am 10. Februar 1951 legte sie die Gesellenprüfung als Damenklei- dermacher (bäuerliche Kleidung) ab. In den folgenden Jahren ging Martina immer wieder auf die Stör und hielt zahlreiche Nähkurse, durch die sie als Trachtenschneiderin in ganz Osttirol bekannt wurde. In diesen Jahren lernte sie den „Kruschten Tone“ kennen – den Erzäh- lungen nach einer der begehrtesten Junggesellen in Thurn. Seine ver- längerte Locke wurde stets keck mit einem Gummiband im Zaum gehalten. Erinnerungen an ein aufregendes und schönes Leben

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