GZ_Kartitsch_2019_07

44 Ausgabe 81 „Tiroler Gailtal“/„Lesachtal“ - aus historischer Sicht Zufolge entsprechender Gemein- derats-Beschlüsse der Gemeinden Untertilliach, Obertilliach und Kartitsch im Jahre 1975 wurde für das Kartitsch-Tilliachertal von Tassenbach bis Wacht als einheit- liche Talbenennung „Tiroler Gail- tal“ beantragt und im Jänner 1976 wurde von der Tiroler Landesre- gierung diese Bezeichnung offizi- ell genehmigt. Diese Talbezeichnung gilt sowohl für das Kartitsch-Tal (auch Klei- nes Gailtal) 1) mit Gailbach bzw. Kleiner Gail von Tassenbach bis Tannwiese sowie für das oberste Gailtal von Tannwiese bis zur Kärntner Grenze bei Wacht/ Untertilliach mit der Großen Gail, die auf der Tannwiese entspringt, also von Tassenbach bis Wacht. Von Wacht/Maria Luggau bis zum Wetzmann bei Kötschach gilt die Bezeichnung „Lesachtal“, von Kötschach ostwärts bis zur Einmündung der Großen Gail in die Drau bei Villach hat das Tal die Bezeichnung „Gailtal“. Seit den Endsiebziger Jahren füh- ren beinahe alle führenden Kar- ten, Wanderkarten und Wander- führer und großteils die einschlä- gige Literatur die derzeit gültige Einteilung und Bezeichnung. Die in letzter Zeit fallweise für Tilli- ach verwendete Talbezeichnung Lesachtal oder auch „Tiroler Le- sachtal“ bzw. „Osttiroler Lesach- tal“ ist (bis jetzt) unrichtig, die beiden letzteren wurden früher überhaupt nicht verwendet und haben keinen historischen Hinter- grund. In der Tat war die Talbenennung bis zum Jahre 1976 uneinheitlich und auch unterschiedlich. Nach alten Reiseberichten und Fremdenführern - zu nennen sind hier etwa die Aufzeichnungen von Beda Weber um 1838, Jo- hann Jakob Staffler (1844), Georg Tinkhauser (1855) sowie ein Fremdenführer vor 1895, ebenso der 1926 von Lothar Patéra herausgegebene Reisefüh- rer „Die südlichen und östlichen Talgefilde der Lienzer Dolomi- ten“ - gilt die Bezeichnung Kar- titschtal bzw. Tilliachertal (oft auch Tilliachtal) oder Kartitsch - Tilliachertal. Ebenso findet man in alten Gerichtsakten, Verfach- büchern, Talbeschreibungen und Zeitungsberichten neben den be- reits genannten Bezeichnungen noch Gailtal, Tilliacher Gailtal, Tiroler Gailtal, nie jedoch Lesa- chtal und nirgends ist zu entneh- men, dass das Lesachtal von Köt- schach bis zur Wasserscheide/ Tannwiese oder gar bis Tassen- bach gereicht hätte. Ebenso traf für Kartitsch diese Bezeichnung nie zu. Festzuhalten ist auch, dass die östliche Gemeindegrenze von Kartitsch nicht am Kartitscher Sattel, sondern etwa 1 km östlich der Wasserscheide (Kühebach) liegt. Im Obertilliacher Gemeindebuch „Obertilliach - Eine Tiroler Hochgebirgsgemeinde in Vergan- genheit und Gegenwart“ 2005, liest man: „ 1902 führte die Mili- tärbehörde eine Grenzvermes- sung durch und benannte den Oberlauf der Gail als Lesach- tal“. 2) In weiterer Literatur wird für die- se Grenzvermessung das Jahr 1903 genannt. 3) Offensichtlich diente diese Namensänderung militärischen Zwecken. Anzuneh- men ist, dass sie von der hiesigen Bevölkerung, nicht getragen war oder wahrgenommen wurde. In den zur Verfügung stehenden Un- terlagen und Zeitungsberichten findet man keinen Hinweis, in Kartitsch auch nicht in den seit 1910 geführten Gemeindeproto- kollen. Das 1910 begonnene Straßenbau- projekt ins Kartitsch-Tilliachertal führte den Namen „Tilliacher Concurrenzstraße“ und später „Tilliacher Straße“ mit Bau und Erhaltung bis zur Landesgrenze Wacht, klar unterschieden von der Kärntner Lesachtaler Straße. Heute gilt durchgehend die Be- zeichnung Gailtaler Bundesstraße B/111. Wohl aber wurde von den k.u.k. Militärverantwortlichen im Zu- sammenhang mit dem Ersten Weltkrieg für den Frontabschnitt 10/c die Talbezeichnung „Lesachtal“ für Tilliach und fall- weise auch für Kartitsch verwen- det und daher auch in der 1914/15 aufgestellten Standschützenkom- panie II - Lesachtal des Baons Sillian die Standschützen von Kartitsch, Obertilliach und Unter- tilliach gesammelt, ergänzt je- doch mit den Standschützen von Inner- und Außervillgraten. Aller- dings war der Abschnitt 10/c mit Historisches

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