GZ_Kartitsch_2019_07

43 Ausgabe 81 lenen beider Weltkriege. Diesem zufolge rückten im Ersten Welt- krieg von Kartitsch 229 Burschen und Männer zum Kriegsdienst ein, von Hollbruck 14 , insgesamt somit 243. Rund 70 von ihnen sind den Standschützen zuzuord- nen. 42 von diesen kamen nicht mehr heim, von Kartitsch waren 40 Ge- fallene und Vermisste zu bekla- gen, von Hollbruck zwei. Hinzu- zurechnen sind vier durch Kriegs- einwirkung Verunglückte. Zu nennen sind auch die 22 Opfer der Spanische Grippe in Kartitsch und Hollbruck zwischen Oktober und Dezember 1918. Diese Krankheit war eine direkte Folge der Unterernährung und mangeln- der medizinischer Versorgung in den letzten Kriegsjahren. Schließ- lich sind noch etwa 12 - 15 Kriegsinvalide zu nennen, kör - perlich oder geistig Gebrochene, die teilweise ohne Invalidenrente das Leben fristen mussten oder zu früh an den Kriegsfolgen starben. Wie in vielen anderen Gemeinden Tirols überlegte man auch in Hol- lbruck und Kartitsch die Errich- tung eines Kriegerdenkmals . In Kartitsch stand eine Kirchenreno- vierung von St. Leonhard mit Erneuerung der Fenster an. So wurden diese als Kriegerdenkmal ausgelegt und in den jeweiligen Fußteilen die Namen der Gefalle- nen angeführ t. Für Hollbr uck wurde 1926 am Eingang ins Holl- bruckertal ein Kriegerdenkmal errichtet. Ebenso beteiligten sich 1925 beide Gemeinden anteilsmä- ßig an den Kosten eines gemein- samen Bezirkskriegerdenkmals bei der Stadtpfarrkirche St. Andrä in Lienz. Schließlich wurde von der Gemeinde Kartitsch um 1960 beim Künstler Prof. Ossi Kollrei- der ein neues Kriegerdenkmal für die Gefallenen beider Kriege in Auftrag gegeben und befinden sich an der Schmalseite in Graf- fitotechnik die Namen der Opfer des Ersten Weltkrieges. Nochmals erwähnt soll das im Jahr 1950 in Auftrag gegebene „Ehrenbuch der Gemeinde Kartitsch“ für die Gefallenen und Vermissten beider Kriege werden. Trotz dem relativ be- scheidenen Format von 22 x 26 cm bleibt das in Leder gebundene Werk schon wegen seiner Aufma- chung (Tusche-Handarbeit), vor allem aber wegen der Aufzeich- nungen von zeithistorischem Wert. Hinzuweisen bleibt hier noch auf die vom Land Tirol erstellten „ Tiroler Ehrenbücher“ für alle seit 1796 gefallenen Tiroler. In diesem Ehrenbuch ist auch jedem gefallenen Kartitscher eine Sei- te gewidmet. Allein der Abschnitt des ersten Weltkrieges umfasst 120 Bände, die teilweise in der Gedächtniskapelle am Berg Isel in Innsbruck ausgestellt sind. Seit einigen Jahren ist das Tiroler Eh- renbuch digitalisiert und damit jedem zugänglich. Betreffend Kartitsch bestehen einige Fehler, da auch einige ortsfremde, im Feldspital in Kartitsch verstorbe- ne Opfer zugerechnet wurden. Spuren des Weltkrieges, heute. Auf dem karnischen Höhenweg findet der Bergwanderer entlang der ehemaligen Frontlinie viele Hinweise auf den Krieg vor 100 Jahren, Stellungsreste, Schützen- gräben, Barackenfundamente, Stacheldrahtreste usw., ebenso noch gut erhalten die Krieger- friedhöfe und die Prinz Hein- rich-Kapelle. Nur mehr wenige Spuren findet man hingegen im Siedlungsgebiet, abgesehen vom gut erhaltenen und gepflegten Kriegerfriedhof in Neuwinkl. Deutlich zu erkennen sind noch Fundamentreste an den Stand- orten ehemaliger Kriegslager so- wie halbzerfallene Schützengrä- ben in den Wälder n ober halb von St. Oswald sowie um die Schneiderfelder in Hollbruck, auch mancher ehemalige Kriegs- weg oder Teile davon wer den noch heute genutzt. Durch die rege Bautätigkeit in den Jahrzen- ten nach dem zweiten Weltkrieg sind manche Kriegspuren und Baureste ver lor en gegangen, auch Güterwegbauten und Feldro- dungen zum Opfer gefallen. Eine dauernde Gedenkeinrichtung an diesen Ersten Weltkrieg und das Frontgebiet Kartitsch vor 100 Jahren (Hinweistafel, Denkmal, Dauerausstellung od. ähnlich) wurde zwar angedacht, lässt aber auf sich warten. Mit dieser Folge wird die Serie beendet. Ludwig Wiedemayr Ehrenbuch der Gemeinde Kartitsch, 1950 Fundament-Reste im ehemaligen Mili- tärlager in Hollbruck

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