GZ_Kartitsch_2019_07

42 Ausgabe 81 Folge 19 nach Kartitsch und weiter an die Front oder in ein Militärlager. Genaue Zahlen über den Mann- schaftsstand der verschiedenen Truppenkörper an der Front und im Tal sowie der Arbeiter- und Kriegsgefangenen-Abteilungen liegen nicht vor. Durch Tod, Ver- wundung, Erkrankung oder oft kurzfristige Truppenverschiebun- gen änderten sich die Zahlen fast täglich. Auch muss man aus wie- derholten Personensuchanfragen schließen, dass einzelne Soldaten bestenfalls bei ihrer Einheit, nicht aber beim Abschnittskommando registriert waren. Ähnliches galt für die Arbeiter-Abteilungen und Kriegsgefangenen. Von den noch vorhandenen Un- terlagen und Aufzeichnungen ausgehend darf man aber anneh- men, dass im gesamten Frontab- schnitt im Schnitt etwa 6.000 Männer und Frauen, kurzfristig auch mehr, im Militärdienst stan- den, (Frauen im Pflegedienst), davon etwa 1.500 im Frontab- schnitt IV- Obertilliach und Un- tertilliach mit Lager „Erler“, die weiteren 4.500 in Leiten mit Fil- moor, Kartitsch mit Obstans, Hol- lbruck mit Hochgränten, Tassen- bach und Panzendorf. Etwa 1500 davon waren Kriegsgefangene. Die an der Tiroler Karnischen Front Gefallenen , Verunglückten und durch Krankheit Verstorbe- nen sind mit etwa 450 anzuneh- men. Berechtigt ist die Frage, wo sie begraben liegen. In den Fried- höfen von St. Oswald, Holl- bruck, Obertilliach und Krieger- friedhöfen Kartitsch, Hochgrän- ten, Obstans u. San Steffano di Cadore sind 370 Kriegsgräber nachgewiesen, vermutlich sind es einige mehr. Manche Gefallene wurden nachweislich in ihre Hei- mat überführt und einige wurden nicht mehr aufgefunden. Die gesamten Kriegsopfer der österreichisch-ungarischen Mo- narchie wur den mit etwa 1,2 Mil. Toten ger echnet, in Italien sind etwa 650.000 Tote genannt. Hinzuzurechnen sind etwa 9 Mil. Verwundete, Kriegsgefangene, Verstümmelte, körperlich und geistig Invalide und alle an den Kriegsfolgen zu früh Verstorbe- nen. Im noch verbliebenen heutigen Österreich war en zwischen 180.000 und 190.000 Kriegstote zu verzeichnen, in Tirol fielen dem unsinnigen Morden etwa 30.000 Soldaten zum Opfer . Im Bezirk Lienz einschließlich der bis 1920 dazugehörenden sechs Pustertaler Gemeinden waren 1.300 Gefallene zu beklagen. Kriegsopfer von Kartitsch und Hollbruck. Die Gemeinde Kartitsch verfügt über ein „Ehrenbuch“ der Gefal- Die Schreckensbilanz des Ersten Weltkrieges. 13 verschiedensprachige Völker der österreichisch-ungarischen Monarchie kämpften mit Deutsch- land im nun beendeten Krieg ge- gen die Entente mit Russland, Frankreich, England, Italien und weiteren Verbündeten. In Öster- reich-Ungarn wurden 8,5 Mio. Mann mobilisier t. Das war en 75 % der Männer zwischen 18 und 50 Jahren. 1917 erreichte die Armee eine Stärke von etwa 5 Mio. Mann. Die Tiroler Karnische Front, Grenzunterabschnitt 10/c mit ca. 30 km Länge war nur ein Neben- krieg-Schauplatz, trotzdem erfor- derte der Fronteinsatz einen gigan- tischen Truppenaufmarsch, der sich in den Talgemeinden, vorran- gig in Kartitsch abspielte. Während der Kriegsdauer vom Mai 1915 bis November 1917 waren im Frontge- biet neben der Gebirgsartillerie insgesamt 27 verschiedene Trup- penkörper der Infanterie statio- niert, 23 davon in Bataillons- Stärke, dazu vier Arbeiter- Abteilungen und fünf Kriegsgefan- gene -Arbeiter-Abteilungen. Die allermeisten kamen per Fußmarsch Einweihung des Militärfriedhofs Kar- titsch, 16. 6. 1916 Foto Franz Mitterhofer Bergführerkurs eines Trachombaons, Kartitsch, 1916 Foto Franz Mitterhofer

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