GZ_Virgen_2019_07

51 Wirtschaft – Tourismus Virger Zeitung Alm ausweichen, es war zudem not- wendig, steile und steilste Hänge, welche nicht beweidet werden konnten, zu mähen. Von „Jakobi“ an, also ab dem 25. Juli, musste jede nur verfügbare Arbeitskraft „ins Wiesach“ gehen. Man stieg Montag in der Früh auf und blieb bis Samstag abends oben, ver- brachte die Nächte in Heuschup- fen oder unter breiten Felsvor- sprüngen. Verpflegung, Pfannen und verschiedenes Gerät nahm man teilweise mit oder wurde von den Kindern des Hofes tagtäglich zu den „Mahdern“ hinaufgetragen. Die Arbeit auf den Bergwiesen dau- erte meist an die sechs Wochen. Das gewonnene Heu wurde in Heu- schupfen gelagert oder zu sogenann- ten „Trischten“ aufgehäuft und mit einer Stange gesichert. Danach ging man wieder ins Tal, um dort das Grummet, also den zweiten Schnitt, einzubringen. Das Bergheu wurde im Winter, aber wenn möglich noch vor Weihnachten, auf Schlit- ten ins Tal gezogen. Eine ausgespro- chen harte und gefährliche Arbeit, welche auch den Erfindungsgeist der Bauern bei diversen Hilfsmit- teln, Gerätschaften und Technik herausforderte. Umstrukturierungen in der Berg- landwirtschaft, die Umstellung von Ackerbau auf Grünlandwirtschaft, vor allem aber auch die Einführung der Sozialversicherungspflicht für alle am Hof arbeitenden Menschen hatte in den 50er-Jahren zur Folge, dass Onkel, Tante, Bruder und Schwester den Hof verlassen muss- ten, um in anderen Bereichen ihr Auslangen zu finden. So blieb kaum jemand außer den Bauersleuten übrig, um die harte Arbeit auf dem Hof zu verrichten. Zahlreiche Berg- mähder mussten aufgelassen wer- den. Nur mehr ein Bruchteil der damaligen Flächen werden heute noch oben in den Bergen bewirt- schaftet. Umso mehr gilt es, den Zusammenbruch einer vertrauten Lebensform zu verhindern und damit auch den Fortbestand einer äußerst artenreichen und ökolo- gisch wertvollen alpinen Kultur- landschaft zu gewährleisten. In den Städten mögen Kathedralen, Paläste und Opernhäuser die Kultur eines Landes verkörpern – in den Bergen sind es lebendige Kostbarkeiten der Natur, welche nur durch die arbei- tende Hand des Menschen in ihrem Fortbestand gesichert werden kön- nen. Der Nationalpark Hohe Tau- ern unterstützt diese schwere Arbeit im Sinne der Erhaltung der Arten- vielfalt. Ein Thema dominiert derzeit die Nachrichten: Insekten verschwin- den zusehends aus unserer Land- schaft! Aber was kann man als Ein- zelner dagegen machen? Insekten sind die Basis unserer Natur. Für uns Menschen sind vor allem bestäubende Insekten wich- tig, damit unsere Obstbäume und Gemüsepflanzen Früchte tragen. Neben der Honigbiene sind viele andere Insekten, vor allem Wild- bienen, wichtige Bestäuber. Wie kann man diese Insekten nun fördern? Durch blühende Pflanzen im Garten und auf dem Balkon! Exotische Pflanzen wie Echinacea, Bartblume, Zinnien oder Duftnes- sel stammen zwar nicht aus Tirol, bieten aber Honigbienen und an- deren nicht spezialisierten Insek- ten Nektar und Pollen. Aber Vorsicht: Zuchtsorten haben oft gefüllte Blüten. Die Blüte wirkt zwar größer aber bietet keinen Pol- len und Nektar für Insekten. Die Forsythie ist ebenso eine Pflanze, die keinen Pollen oder Nektar pro- duziert – die Blüten sind trocken. Als Ersatz wäre hier die Kornelkir- sche, der Dirndlstrauch, geeignet, der ebenso im Frühling gelb blüht. Wer der heimischen Tierwelt etwas Gutes tun möchte, sollte im Gar- ten vermehrt auf heimische Blü- tenstauden und Sträucher zurück- greifen. Über 50 % der Insekten sind auf heimische Pflanzen spezia- lisiert. Gewöhnlicher Natternkopf und heimische Glockenblumen sind wahre Wildbienenmagnete. Der Schlehdorn ist DER Schmet- terlingsstrauch in Tirol, da zahl- reiche Schmetterlinge, wie der Se- gelfalter, hier ihre Eier ablegen. Grundsätzlich gilt: Mehr Mut zur Natur im Garten. Die Initiative „Natur im Garten“ des Tiroler Bildungsforums berät sowohl Privatpersonen als auch Ge- meinden zur ökologischen Pflege und naturnahen Gestaltung. Wer- den auch Sie Teil von „Natur im Garten“. Informationen zur Natur im Garten Plakette, Vernetzungs- treffen und Fortbildungen für Ge- meindemitarbeiterInnen erhalten Sie im Tiroler Bildungsforum unter Tel. 0512-581465 und auf www.tiroler-bildungsforum.at . Mit Unterstützung von Land Tirol und Europäischer Union. „NATUR IM GARTEN“ ein garten gegen das insektensterben

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